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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0336
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Kirchenordnung 1566

dem abendmal, danket und gab ibn den und sprach:
Nemet hin und trinket alle daraus. Dieser kelch ist
das neue testament in meinem blut, das für euch
vergossen wird zur vergebung der sünden. Solchs
tut, so oft ihrs trinket, zu meinem gedechtnus.
(8) Nachdem die wort der einsatzung des heiligen
abendmals verlesen seind, spricht der diener zur ge-
mein: Die sich nun gestert haben angezeigt, die
gehen herzu mit rechtem glauben und christlicher
zucht. Und gehen bald die communicanten herzu,
erstlich die menner, darnach die weiber, und ent-
pfangen erstlich von dem pfarherr das gesegnet brot
des Herrn Christi und also den waren leib des Herrn,
darnach vom kaplan oder andern gehülfen den kelch
des Herrn Christi und also das ware blut des Her-
ren. Wo aber die zal der communicanten nicht groß
und nur ein diener verhanden, leßt man am ersten
die communicanten alle nacheinander das brot des
Herrn und darnach den kelch des Herren genießen.
(9) Unter dem aber die communicanten einer nach
dem andern herzutreten und das brot und den
kelch des Herrn genießen, singet die ganze kirche:
Gott sei gelobet67, oder Jesus Christus, unser hei-
land68, etc.
(10) Wenn sie allesampt communicirt haben und
der gesang zum ende bracht ist, volget die dank-
sagung, welche der pfarherr tut mit diesen worten:
Der Herr69 sei mit euch.
Laßt uns beten und dem Herren danken.
Herr, allmechtiger Gott, heiliger Vatter, wir dan-
ken dir mit ganzem herzen, daß du uns gespeiset
hast mit dem leib und blut deines allerliebsten Soh-
nes, und bitten dich herzlich, du wollest uns solches
gedeien lassen zu starkem glauben gegen dir und zu
brünstiger liebe unter uns allen, durch Jesum Chri-
stum unsern Herrn. Amen.

67 Wackernagel 3, 10 Nr. 11; Evgl. Kgb. 163; Hand-
buch 1, 150 Nr. 215b; 598f. zu 215b.
68 Wackernagel 3, 11 Nr. 13; Evgl. Kgb. 77.
69 Vgl. Kasseler KO 1539, Erfurter Druck, S. 123
Anm. k; Höfling 126.
70 Dieses zweite Gebet ist der Deutschen Messe Lu-
thers, 1526, entnommen; vgl. WA 19, 102. Die Kas-
seler KO 1539, Erfurter Druck bietet hier ein anderes
Gebet, vgl. S. 123 Anm. k.
71 Vgl. Kasseler KO 1539, Erfurter Druck, S. 123
Anm. k.
72 Tertullian, Adv. Marcionem 1, 29, 2; MPL 2, 281 f.;

Oder also: Wir danken dir70, almechtiger Herr
Gott, daß du uns durch diese heilsame gabe hast
erquicket, und bitten deine barmherzigkeit, daß du
uns solchs gedeien lassest zu starkem glauben ge-
gen dir und zu brünstiger liebe unter uns allen.
Amen.
(11) Zuletzt dimittirt der kirchendiener die ge-
meine mit diesen worten, Num. 6 [24-26]:
Der Herr segne euch und behüte euch, der Herr
laß sein angesicht leuchten uber euch und sei euch
gnedig, der Herr erheb sein angesicht uber euch und
geb euch frieden.
Gehet hin71, der Geist des Herrn geleit euch zum
ewigen leben. Amen.
Von einsegnung der eheleut
Der apostel Paulus, in der epistel an die Hebreer,
bezeuget offentlich von der ehe und spricht [Hbr
13, 4]: Die ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen
und das ehebett unbefleckt, die hurer aber und ehe-
brecher wird Gott richten. Daher in der ersten kir-
chen von allen heiligen vettern dermaßen von der
ehe geredt worden als von einem stande, der christ-
lich, ehrlich und von Gott verordnet sei. Wie das
zu ersehen in Tertull., im ersten buch wider Mar-
cionem72, der denn auch die priesterehe und kir-
chendiener aprobiert hat, in lib. de exhortatione
castitatis73, wie auch der heilige Athanasius, in epi-
stola ad Dracontium74, und bezeugt Victor in seiner
vandalischen historien, lib. 2 75, daß die priesterehe
in vierhundert jaren nach Christo im brauch ge-
wesen, wie das auch nicht verneinet Hieronymus,
ad Demetriadem76, und lib. 1 adversus Iovinia-
num77, item Olympiodorus, in 3. cap. in ecclesia-
stem78. Wie herrlich redet von dem ehestand der
CSEL 47, 330 f.; CCL 1, 473.
73 Tertullian, De exhortatione castitatis 7, 2; MPL 2,
922f.; CSEL 70, 137f.; CCL 2, 1024.
74 Athanasius, ep. ad Dracontium 6-9; MPG 25,
530 ff.
75 Victor Vitens., Hist. Persecutionis Africanae Pro-
vinciae 2, 5; MPL 58, 205f.; CSEL 7, 28f.
76 Hieronymus, ep. ad Demetriadem ? ; vgl. aber ep.
22, 28; MPL 22, 415; ep. 69, 9; MPL 22, 663.
77 Hieronymus, Adv. Jovinianum 1, 34f.; MPL 23,
256 ff.
78 Olympiodor, In Ecclesiasten 3, 5; MPG 93, 512.

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