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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0339
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Kirchenordnung 1566

Hesychio, lib. 4 in Leviticum8, aller dieser ding miß-
brauch und uberfluß heftig schilt und mit ernst straf-
fet.
Damit9 aber der heilige ehstand desto besser ver-
standen und mit mehr ernst und gottesfurcht an-
genommen werde, ist nicht unnütz, daß oft zur hoch-
zeit ein text aus der heiligen schrift vorgelesen werde
vom stand der heiligen ehe und dem volk erklert
vor dem zusamengeben in der kirchen, daraus die
leut verstehen und lernen mögen, was der ehestand
sei, wofür er zu halten und wie ein jeglicher christ
den anfangen, volnziehen und darin seiner und der
seinen person halben leben möge und soll, ein guts
gewissen im glauben Christi, daß sie sich zu Gott
alles guts versehen und vertrösten, auch denselbigen
getrost in allen nöten anruffen, zu behalten.
Nach gehaltener predig und gebet, auch der dank-
sagung, folget die action des einsegens der ehe der-
maßen: Der diener des worts fahet die action also
an, etc.:
Unser10 hülf und gedeien stehet in dem namen
und kraft unsers Herrn Gottes, des Vatters unsers
heilands Jesu Christi im heiligen Geist, Amen.
Darnach fragt er11: Geliebten im Herrn, ihr wol-
let miteinander in stand der heiligen ehe leben und
solch euer christlich vornemen in gegenwertigkeit
dieser ganzen gemein bezeugen und bestetigen ?
Antwort beider: Ja.
Der diener: So neme ich euch umbstender alle zu
zeugen und bit euch, solchs zu gedenken. Darzu ist
jemands hie, dem zu wissen sei hindernus der ehe
an diesen personen, sipschaft oder mogschaft hal-
ben aus göttlichem gebott und durch unsere ordent-
liche orberkeit erkent, oder daß ihr eines gegen an-
dern personen sonst verpflicht und der ehe halben
verbunden were, oder daß sie ihre ehe nicht redlich
und nach christlicher ordnung versprochen hetten,
der wolle das melden, zum ersten, zum andern und
zum dritten mal12.

8 Hesychius, Comm. in Lev. 4 Praefatio; MPG- 93,
925 f.
9 Der Abschn. weist parallele Züge zur Hannoverschen
KO 1536 (Sehling VI, 2, 1013) auf.
10 Vgl. im Vorbereitungsgebet der Messe das Adjuto-
rium.
11 Die folgenden Abschnitte (bis ,,auf ihr beider ja
spricht er“) folgen den Straßburger KOO bis 1561,

So denn nichts angezeiget wird, fehret der diener
fort: Dieweil denn niemand hie ist, der solches
widersprechen will, so bestetige Gott, das er an euch
gewirkt hat, und euer anfang soll sein auf den namen
des Herr, unsers Gottes und schöpfers aller ding,
Amen.
Darnach fragt der diener ein jedes, wie es heiße,
und nimpt hiemit jedes rechte hand und gibt sie zu-
samen mit diesen oder dergleichen worten, und erst-
lich zum breutgam:
N., du bekennest hie vor dieser christlichen ge-
mein offentlich dein gemüt und willen gegen N., daß
du sie genommen hast und nemst, auch haben wilt
zu deinem ehegemahel ?
Antwort: Ja.
AIso fragt er auch die braut. Und denn auf ihr
beider ja spricht er: Dieweil13 ihr denn einander zu
der ehe begeret und solchs hie offentlich vor Gott
und der kirchen bekennet und darauf euer hende
einander gegeben habt, so spreche ich euch ehelich
zusamen, im namen Gottes des Vatters, des Sohns
und des heiligen Geistes, Amen.
Das ist aber der befelch des Herrn, euers Gottes,
euerm stande befohlen14: Der mann soll sein haus-
frau lieben, schützen und schirmen, gleichermaß wie
Christus sein gemein, der sich vor sie in alle not,
auch des tods gegeben hat. Er soll mit vernunft und
aller gottseligkeit sein haus regieren und die seinen
nach seinem vermögen und beruff an seel und leib
versorgen. Das weib soll den mann vor ihr heupt
erkennen, ihm gehorsam sein, doch im Herrn, kin-
der geberen und erbarlich aufziehen, gutwillig, haus-
haltig, züchtig, sittig und eines sanften und stillen
geistes sein. Und die beiden sollen solche treu und
liebe mit- und undereinander halten als Christus zu
seiner gemein und sie zu Christo hat. Wie aber hier-
zwischen ein unzertrente liebe ist, also sei es auch
zwischen euch zweien in der kraft Christi, Amen.
Darnach keret sich der diener zum volk und ver-
Hubert 13ff.
12 Zum ganzen Abschn. vgl. Kasseler KO 1539, S. 126.
13 Der Abschn. folgt Luthers Traubüchlein 1529, Bek.
Schrr. 531, und der Kölnischen Reformation 1543,
Bl. 120 v.
14 Das Formular folgt bis „besitzen mögen“ der Zür-
cher KO 1529 Richter 1, 135f.

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