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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0341
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Kirchenordnung 1566

Darauf schleußt er mit diesen worten: Saget dem
Herrn dank.
Der Herr segne euch und behüt euch, der Herr
erleucht sein angesicht uber euch und sei euch gne-
dig, der Herr erhebe sein angesicht uber euch und
geb euch frieden [Num 6, 24-26], Amen.
Gehet hin in frieden, haltet christliche zucht und
bescheidenheit und laßt euch die armen befohlen
sein.
Der Geist des Herrn geleite euch zum ewigen leben,
Amen.
Zum beschluß singet die kirche: Wol dem, der in
Gottes furchten steht und auf seinen wegen gehet18,
etc.
Wie man die kranken besuchen, auch die
communion bei ihnen halten soll
Es ist nicht ohn, es haben die diener des worts,
beide, bischoffe und andere, in der ersten kirchen
sich mit ernst beflissen, die kranken und so schwa-
ches leibs gewesen zu besuchen19, wie das in den histo-
riis zu besehen, als im Vincentio, lib. 23 cap. 7 20, in
Beda, lib. 3 cap. 26 21, lib. 4 cap. 11 22, im Augustino,
lib. 22 cap. 8 de Civitate Dei23, im Possidonio, in
vita Augustini24, in Euagrio, lib. 6 cap. 24 25, im
Eusebio, lib. 7 cap. 22 26. Und wie aus den historien
und vornemlich in den Gestis Metensium27 abzu-
nemen, haben sie die kranken nach gelegenheit ihrer
anfechtung und schwacheit aus Gottes wort getrost
und zu warer buß und bekerung zu Gott in Christo
aus lebendigem glauben an Christum ernstlich ver-
manet, vor sie gebetet, ja, auch gemein gebet von
der kirchen vor sie begeret und ihre seele Gott und
Christo befohlen. Auch haben sie ihnen aus der kir-
chen, wenn das nachtmal gehalten worden, das

18 Ps. 128. In Straßburg (Hubert 18) soll der Psalm
vor dem Unser Vater und dem Gebet gesungen wer-
den.
19 Vgl. zum ganzen Abschnitt G. L. Büff, Kirchen-
recht 228f.
20 Vincentius Bellovacensis, Speculum historiale 23, 7 ;
ed. 1624 tom. 4, 901.
21 Beda, Hist. eccl. 3, 26; MPL 95, 164.
22 Beda, Hist. eccl. 4, 11; MPL 95, 189.
23 Augustinus, De civ. Dei 22, 8; MPL 41, 762; CSEL
40, II, 598f.; CCL 48, 817.
24 Possidius, Vita S. Augustini Episc. 27; MPL 32, 56.
Zur Tradition: Hyperius, De beneficentia in pau-

sacrament des leibs und bluts Christi zu genießen
uberschickt und etwa bekantnus ihres glaubens ge-
fordert, wie in Paulino, in vita Ambrosii28, item im
11. Concilio Toletano, cap. 11 29, zu sehen und sonst
an vielen ortern mehr; wie denn auch die gemeine
christen und gleubigen bei den kranken großen fleiß
in alwege angewendt haben, ihrer zu pflegen und zu
trösten, auch mit großer fahr ihres leibs und lebens,
wie das zeugt Eusebius, lib. 7 cap. 22 30.
Daher auch wir sie in unser kirchen unbesucht
und trostlos nicht lassen hinziehen, denn obs wol
recht billich und christlich ist, in den predigen die
leut oft zu ermanen, Gotts wort fleißig zu hören,
die heiligen sacrament oft zu entpfahen und daß sie
ihre bekerung nicht sparen und aufschieben sollen
bis aufs todbett, weil es mit solchen leuten sorglich
und gefehrlich, auch wenn die leut krank werden,
nicht aufs eußerst verzihen sollen, sondern beizeit
die diener erfordern und beruffen, auf daß man sich
mit den kranken allerlei underreden könt und sie
aus Gottes wort underrichten und trösten, auch der
krank solches vernemen und rechtschaffene zeichen
warer buß und glauben von sich geben und bezeugen
möge, so wird doch keinem gewegert, wenn er in
seiner krankheit den diener des worts begert und
beruffen leßt, er wird von ihm besucht, darzu aus
Gottes wort rat und trost mitgeteilt und das sacra-
ment des nachtmals des Herrn nach gelegenheit ge-
reicht. Denn31 weil es so ein herliche und tröstliche
gemeinschaft ist unsers lieben Herrn Jesu Christi,
so gedenken wir auch dasselbige den kranken, die
alles trosts und sterk des glaubens vor andern be-
dürfen, mitzuteilen, sie auch darzu vermanen, doch
dieser gestalt, wo kranken sind, die sich hiebevor
zur kirchen nicht gehalten und die heiligen sacra-
peres; Var. op. 1, 877 (Possidonius).
25 Euagrius, Hist. eccl. 6, 23; MPG 86, II, 2880.
26 Euseb, Hist. eccl. 7, 22, 7f.; MPG 20, 690; GOS 9,
II, 680 f.
27 Gesta Episc. Metensium 36. 46; MPL 163, 591. 596.
28 Paulinus, Vita S. Ambrosii; MPL 14, 46.
29 Conc. Toletanum XI can. 11; Mansi 11, 143f.;
Hefele 3, 116.
30 Euseb, Hist. eccl. 7, 22, 7f.; MPG 20, 690; GOS 9,
II, 680 f.
31 ,,Weil es“ bis „ordentlicher communion sei“ Quelle:
Kasseler KO 1539, S. 124.

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