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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0395
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Abschied, 1578

[29.] Abschied
der neunten Generalsynode zu Marburg
15781

Zu wissen: Als die durchleuchtige und hochge-
porne fursten und herrn, Herr Wilhelm, Herr Lud-
wig, Herr Philips und Herr Georg, gepruder Land-
graven zu Hessen, Graven zu Catzenelnpogen, Dietz
Ziegenhain und Nidda, unsere gnedige fursten und
herrn jetzo abermals einen gewonlichen allgemeinen
synodum durch ihrer f. g. superintendenten, theo-
logen und predicanten in beisein ihrer f.g. einsteils
darzu verordneten statthalters, vicecanzlers und
reten nachbenent2 gnediglich halten lassen3, so ist
derselb montags, den vierten dieses monats Augusti
angefangen, und seind die doruf vorgelaufene hand-
lungen beratschlagt und endlich, jedoch uf gnedige
ratification und beliebunge ihrer f.g. mit allerseits
1 Handschriftliche Originale: StA Marburg, 22 a 1
Pak. 4 und 22 a 1 Nr. 15; Stifts- und Superintenden-
turarchiv St. Goar, Stck. V Nr. 69; StA Darmstadt,
V A 1 Konv. 5 Fasc. 1 und 8.
Abschriften: StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3;
Stifts- und Superintendenturarchiv St. Goar, Stck.
V Nr. 42.
Druckvorlage: Original Marburg.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden II, 7ff. und
Urkundensammlung 88ff.; Hepp e, Kirchenge-
schichte I, 387 ff.
Weitere Akten zur Synode, vor allem zur Frage des
Consensus: StA Marburg, 22 a 8 Nr. 15; 22 a 1 Pak.
4; StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3 und Konv.
5 Fasc. 1.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343f.
2 Vgl. S. 381f. und Heppe, Generalsynoden II, 12f.
3 Vgl. das Ausschreiben Wilhelms vom 16. Juni 1578,
das die Synode für den 3. August abends nach Mar-
burg einberuft. (StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4
Fasc. 3). Ludwig, der an der Synode selbst teilneh-
men wollte, schlug vor, die Synode etwa auf Michae-
lis zu verschieben (vgl. sein Schreiben an Landgraf
Wilhelm vom 18. Juni 1578; StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 3). Er drang bei Wilhelm jedoch nicht
durch, vgl. dazu Heppe, Generalsynoden II, 8f.
Vgl. dazu ferner das Ausschreiben Wilhelms für die
Synodalen Landgraf Georgs (StA Darmstadt, V A 1
Konv. 5 Fasc. 1), die Schreiben Wilhelms an Ludwig
vom 23. Juni 1578, Ludwigs an Wilhelm vom 29.
Juni und Georgs an Johann Angelus vom 30. Juli
(StA Darmstadt, V A 1 Konv. 4 Fasc. 3). Die Synode
dauerte vom Morgen des 4. August bis zum 12. Au-
gust 1578.

gutem wissen und willen, abgeredt4, verglichen und
verabscheidet worden5*, inmaßen underschiedlich
hernach volget.
[1] Und erstlich, nachdem des consens und ein-
tracht der lehr halben, so in diesen ihrer f.g. landen,
sowohl bei ihrer f.g. herrn vatter lobseliger gedecht-
nus, als auch ihrer f.g. selbstet eigener regierunge
herbracht und woruf dieselbige eintracht vornemb-
lich gegrundet gewesen erinnerung und dabei auch
die fernere ausfuhrung geschehen8, daß man bei der-
selben bestendiglich verharren und alle unnottige
ergerliche unerbauliche disputationes, insonderheit
aber die disputationes, so von der allenthalbenheit
des fleisches Christi und was derselben weiter an-
4 Über die Vorgeschichte der Synode und den Verlauf
der Synodalverhandlungen vgl. Heppe, General-
synoden II, 1 ff.
5 Unter den Akten zur Synode befinden sich auch In-
struktion und Nebenmemorial Landgraf Wilhelms
für seine Superintendenten und Räte vom 28. Juli
1578 (StA Marburg, 22 a 1 Pak. 4; vgl. Heppe,
Generalsynoden II, 10f.). Der Vizekanzler Landgraf
Wilhelms, Heinrich Hund, folgt in seinem Eingangs-
votum dieser Instruktion (vgl. Heppe, General-
synoden ll, 14f.).
6 Die „Erinnerung“ des niederhessischen Vizekanzlers
Heinrich Hund (vgl. Anm. 5) gibt den Anstoß für
die äußerst heftigen Diskussionen der ersten drei
Verhandlungstage. Die Instruktion Wilhelms und,
ihr folgend, die Erinnerung Hunds (vgl. Heppe,
Generalsynoden II, 14), hatten als ,,Grund“ der
„Eintracht“, die seit Lebzeiten Landgraf Philipps
des Älteren in Hessen gegolten hat, neben dem pro-
phetischen und apostolischen Wort, den drei alt-
kirchlichen Symbolen, der Augsburgischen Kon-
fession und ihrer Apologie das Corpus doctrinae
Philippicum angezogen und sich dabei sowohl auf die
Abschiede der Generalsynoden von 1571 und 1572
als auch auf die Reformationsordnung von 1572,
Abschn. 1 berufen. In den anschließenden Verhand-
lungen ging es vor allem um die Frage, wieweit das
Corpus doctrinae Philippicum eine öffentliche
Schrift Melanchthons und daher für die hessische
Kirche verbindlich sei; vgl. den eingehenden Be-
richt über die verschiedenen Voten bei Heppe, Ge-
neralsynoden II, 14ff. Der Abschied der Synode
nimmt, indem er die Aufzählung von Lehrschriften
unterläßt (vgl. den zweiten Teil dieses ersten Ab-
schnittes), nicht eindeutig Stellung.

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