Abschied, 1577
melten concordienbuchs, sondern auch des in die-
sem furstentumb einermaßen erregten streits halber
de persona Christi9, wie der zu erhaltung wolher-
prachter einig- und friedfertigkeit bis zu verhoffent-
licher vergleichung einzustellen, ihr bedenken vermel-
det und angezeigt, wie ihre f.g. solchs darab ferner
gnediglichen zu vernehmen.
Als auch darvon geratschlagt worden, ob und was
an den Churfursten zue Sachsen des bemelten con-
cordienbuchs halber zu schreiben10, obs dann wol
zum teil darfur geachtet, daß in ansehung uf die
letzte unserer g. f. und herrn an beide churfursten
Sachsen und Brandenburg beschene erklerung11
noch keine antwort inkommen, ein solchs nicht hoch
vonnöten, sondern darmit bis uf ihrer churf. g.
widerschreiben wol inzuhalten, so wird doch dar-
jegen bedacht, weil gleichwol mit erforderung der
subscriptionen uf bemelt Torgaisch buch in Meißen,
in der Mark und andern orten12 immerzu vortge-
Abschied der Synode bezeichnet. Die wichtigsten
Entscheidungen dieses Bedenkens: Als haben wir
uns auch hiervon (scil. de persona Christi) freundlich
und brüderlich unterredet und... verglichen, nemb-
lich, daß die bei diesem puncten eingefurte disputa-
tion und streits bis derselbige mit ratlichem gut-
achten e. f. g. entweder durch einen christlichen syn-
odum oder sonsten, wie es vor das nutzlichste und
bequemlichst erachtet, decidirt, hin- und beigelegt
werden möge, genzlich eingestelt werden solle. In-
mittelst aber sollen und wollen wir brüderliche
einigkeit, fried und eintrechtigkeit unter uns alle in
der lehr von diesem articul halten, die ungewönliche
disputirliche definitiones und phrases in schulen und
kirchen weder mit lehren noch disputiren nicht trei-
ben oder der jugend einbilden, sonder uns deren ent-
halten und von diesem articul de persona Christi und
deren Naturen und eigenschaft anders nicht dann
wie bei lebzeiten e. f. g. herrn Vatters hochlöblicher
und seliger gedechtnus, auch hernacher bei e.f.g.
selbst regierung bis uf diesen erregten streit besche-
hen, einfeltig nach Gottes wort und inhalt der be-
werten decreten, der vier heuptconcilien lehren, uns
intra terminos derselbigen verhalten, de connnuni-
catione proprietatum in abstracto nicht reden, noch
uns uf die disputabiles terminos begeben, sondern
hinfuro wie anhero bis zu obangeregter erörterung
einhellig miteinander de persona in concreto leren,
reden und bekennen, daß Christus warer Gott und
mensch in einigkeit der person ein almechtiger, al-
wissender und seinen christgleubigen allenthalben
gegenwertiger herr, unser könig und hoherpriester
sei, der zur rechten Gottes sitzet und seine christen-
heit regiret, ihr gebet erhöret, sie vor allen ihren
feinden schützen, gerecht und selig machen und
schritten wird, daß dennest nicht unzeitig sein solte,
bei hoch ermelten churfursten abermals hivoriger
und itzo in diesem conventu von theologen erregter
punkten halber fugliche erinnerung und vermanung
zu tun, darzu dan ein ungefehrlich concept mit vor-
wissen und ratlichen gutachten der anwesenden
theologen, doch alles uf hoch ermelter unserer g.f.
und herrn gnediger verbesserung begriffen13.
Signatum Treisa, den 25. Novembris anno etc. 77.
Jorge Riedesel zu Eisenbach14 sst.
Reinhard Scheffer15, canzler sst.
Eitel von Berlepsch16 sst.
Heinrich Hund17, D. sst.
Burkhard von Kram, statthalter zu Marpurgk.
Johann Heintzenberger, D. canzler sst.
Reinhard Abell18 sst.
Johannes Pistorius19, hessisch. rat zu Darm-
stadt sst.
ewiglich erhalten wölle. Vgl. auch einzelne Voten der
Synodalen: StA Marburg, 22 a 1 Pak. 3.
9 Vgl. dazu oben Anm. 8.
10 Um die hessischen Landgrafen zu dem Konkordien-
werk zu gewinnen, hatten die beiden Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg am 28. Juni 1577 ge-
schrieben, mit der Bitte um Prüfung des neuen Ber-
gischen Buches, vgl. Heppe, Generalsynoden I, 236.
11 Zu dem Antwortschreiben der Landgrafen Wilhelm
und Ludwig an die beiden Kurfürsten vom 14. Juli
1577, vgl. Heppe, Generalsynoden I, 236.
12 Das Bedenken der hessischen Theologen (vgl. Anm.
8) führt ausdrücklich an, daß die Synodalen auf dem
Konvent zu Treysa sich mit der Subscription des
Bergischen Buches zurückgehalten haben.
13 Es folgen die politischen Sachen.
14 Jorge Riedesel zu Eisenbach, geb. um 1530, 1540
Studium Marburg, 1550 Padua, Mitglied des Ober-
appellations- oder Samtrevisionsgerichts Kassel,
1570 Rat Wilhelms, 1582 12. Erbmarschall zu Hessen,
† 1589; vgl. Gundlach, Zentralbehörden III, 209.
15 Vgl. zu Reinhard Scheffer, S. 350 Anm. 29.
16 Eitel von Berlepsch, Studium Marburg, Leipzig, Wit-
tenberg, 1566 Teilnahme am Türkenkrieg in Ungarn,
1568 Bestellung zum Hofrat und Diener in der Kanzlei
Kassel, 1576 Kammermeister, 1580 Hauptmann der
Festung und Grafschaft Ziegenham, † 1602 Ziegen-
hain; vgl. Gundlach, Zentralbehörden III, 16.
17 Vgl. zu Heinrich Hund, Burkhard von Kram, S. 350
Anm. 28. 30 ; Johann Heintzenberger, S. 362 Anm. 48.
18 Reinhard Abell aus Nidda, Pfennigmeister, 1558
Rentmeister Nidda, 1567 Kammermeister Landgraf
Ludwigs, Kanunerschreiber und Diener, † 1585; vgl.
Gundlach, Zentralbehörden III, 3.
19 Johannes Becker (Pistorius) ?
melten concordienbuchs, sondern auch des in die-
sem furstentumb einermaßen erregten streits halber
de persona Christi9, wie der zu erhaltung wolher-
prachter einig- und friedfertigkeit bis zu verhoffent-
licher vergleichung einzustellen, ihr bedenken vermel-
det und angezeigt, wie ihre f.g. solchs darab ferner
gnediglichen zu vernehmen.
Als auch darvon geratschlagt worden, ob und was
an den Churfursten zue Sachsen des bemelten con-
cordienbuchs halber zu schreiben10, obs dann wol
zum teil darfur geachtet, daß in ansehung uf die
letzte unserer g. f. und herrn an beide churfursten
Sachsen und Brandenburg beschene erklerung11
noch keine antwort inkommen, ein solchs nicht hoch
vonnöten, sondern darmit bis uf ihrer churf. g.
widerschreiben wol inzuhalten, so wird doch dar-
jegen bedacht, weil gleichwol mit erforderung der
subscriptionen uf bemelt Torgaisch buch in Meißen,
in der Mark und andern orten12 immerzu vortge-
Abschied der Synode bezeichnet. Die wichtigsten
Entscheidungen dieses Bedenkens: Als haben wir
uns auch hiervon (scil. de persona Christi) freundlich
und brüderlich unterredet und... verglichen, nemb-
lich, daß die bei diesem puncten eingefurte disputa-
tion und streits bis derselbige mit ratlichem gut-
achten e. f. g. entweder durch einen christlichen syn-
odum oder sonsten, wie es vor das nutzlichste und
bequemlichst erachtet, decidirt, hin- und beigelegt
werden möge, genzlich eingestelt werden solle. In-
mittelst aber sollen und wollen wir brüderliche
einigkeit, fried und eintrechtigkeit unter uns alle in
der lehr von diesem articul halten, die ungewönliche
disputirliche definitiones und phrases in schulen und
kirchen weder mit lehren noch disputiren nicht trei-
ben oder der jugend einbilden, sonder uns deren ent-
halten und von diesem articul de persona Christi und
deren Naturen und eigenschaft anders nicht dann
wie bei lebzeiten e. f. g. herrn Vatters hochlöblicher
und seliger gedechtnus, auch hernacher bei e.f.g.
selbst regierung bis uf diesen erregten streit besche-
hen, einfeltig nach Gottes wort und inhalt der be-
werten decreten, der vier heuptconcilien lehren, uns
intra terminos derselbigen verhalten, de connnuni-
catione proprietatum in abstracto nicht reden, noch
uns uf die disputabiles terminos begeben, sondern
hinfuro wie anhero bis zu obangeregter erörterung
einhellig miteinander de persona in concreto leren,
reden und bekennen, daß Christus warer Gott und
mensch in einigkeit der person ein almechtiger, al-
wissender und seinen christgleubigen allenthalben
gegenwertiger herr, unser könig und hoherpriester
sei, der zur rechten Gottes sitzet und seine christen-
heit regiret, ihr gebet erhöret, sie vor allen ihren
feinden schützen, gerecht und selig machen und
schritten wird, daß dennest nicht unzeitig sein solte,
bei hoch ermelten churfursten abermals hivoriger
und itzo in diesem conventu von theologen erregter
punkten halber fugliche erinnerung und vermanung
zu tun, darzu dan ein ungefehrlich concept mit vor-
wissen und ratlichen gutachten der anwesenden
theologen, doch alles uf hoch ermelter unserer g.f.
und herrn gnediger verbesserung begriffen13.
Signatum Treisa, den 25. Novembris anno etc. 77.
Jorge Riedesel zu Eisenbach14 sst.
Reinhard Scheffer15, canzler sst.
Eitel von Berlepsch16 sst.
Heinrich Hund17, D. sst.
Burkhard von Kram, statthalter zu Marpurgk.
Johann Heintzenberger, D. canzler sst.
Reinhard Abell18 sst.
Johannes Pistorius19, hessisch. rat zu Darm-
stadt sst.
ewiglich erhalten wölle. Vgl. auch einzelne Voten der
Synodalen: StA Marburg, 22 a 1 Pak. 3.
9 Vgl. dazu oben Anm. 8.
10 Um die hessischen Landgrafen zu dem Konkordien-
werk zu gewinnen, hatten die beiden Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg am 28. Juni 1577 ge-
schrieben, mit der Bitte um Prüfung des neuen Ber-
gischen Buches, vgl. Heppe, Generalsynoden I, 236.
11 Zu dem Antwortschreiben der Landgrafen Wilhelm
und Ludwig an die beiden Kurfürsten vom 14. Juli
1577, vgl. Heppe, Generalsynoden I, 236.
12 Das Bedenken der hessischen Theologen (vgl. Anm.
8) führt ausdrücklich an, daß die Synodalen auf dem
Konvent zu Treysa sich mit der Subscription des
Bergischen Buches zurückgehalten haben.
13 Es folgen die politischen Sachen.
14 Jorge Riedesel zu Eisenbach, geb. um 1530, 1540
Studium Marburg, 1550 Padua, Mitglied des Ober-
appellations- oder Samtrevisionsgerichts Kassel,
1570 Rat Wilhelms, 1582 12. Erbmarschall zu Hessen,
† 1589; vgl. Gundlach, Zentralbehörden III, 209.
15 Vgl. zu Reinhard Scheffer, S. 350 Anm. 29.
16 Eitel von Berlepsch, Studium Marburg, Leipzig, Wit-
tenberg, 1566 Teilnahme am Türkenkrieg in Ungarn,
1568 Bestellung zum Hofrat und Diener in der Kanzlei
Kassel, 1576 Kammermeister, 1580 Hauptmann der
Festung und Grafschaft Ziegenham, † 1602 Ziegen-
hain; vgl. Gundlach, Zentralbehörden III, 16.
17 Vgl. zu Heinrich Hund, Burkhard von Kram, S. 350
Anm. 28. 30 ; Johann Heintzenberger, S. 362 Anm. 48.
18 Reinhard Abell aus Nidda, Pfennigmeister, 1558
Rentmeister Nidda, 1567 Kammermeister Landgraf
Ludwigs, Kanunerschreiber und Diener, † 1585; vgl.
Gundlach, Zentralbehörden III, 3.
19 Johannes Becker (Pistorius) ?