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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0405
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Abschied 1581

[32.] Abschied
der zwölften Generalsynode zu Kassel
15811

Zu wissen: Als die durchleuchtige und hochge-
borne unsere gnedige fursten und herrn, die gebrue-
dere Landgraven zu Hessen etc. zu volge ihrer brue-
derlichen vergleichung2 den gewonlichen general
synodum durch ihrer f.g. allerseits superintendenten
und praedicanten in gegenwertigkeit etzlicher ihrer
f. g. darzu verordenter rete3 alhie zu Cassel halten
lassen4, so seind uf solchem synodo hernach bemelte
puncten tractirt und verhandlet worden5:

1 Handschriftliche Originale: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 5 Fasc. 3 und Fasc. 4; Stifts- und Superinten-
denturarchiv St. Goar, Stck. V Nr. 72; StA Mar-
hurg, 315 a Generalia Cassel C 600 (enthält nur den
ersten Abschn. des Abschiedes).
Abschrift: StA Marburg, 22 a 1 Pak. 4.
Druckvorlage: Original Darmstadt, Fasc. 3.
Bibliographie: Heppe, Generalsynoden II, 176ff.;
184ff.; Heppe, Kirchengeschichte I, 426ff.
Weitere Akten zur Synode: StA Darmstadt, V A 1
Konv. 4 Fasc. 2 und Konv. 5 Fasc. 1.2.3 und 4; StA
Marburg, 22 a 6.
Zu Fragen der Einleitung vgl. S. 343f.
2 Vgl. S. 343 Anm. 2.
3 Die anwesenden Synodalen vgl. S. 390 f. Geladen
waren außer den fürstlichen Räten und den Super-
intendenten auch jeweils eins bis zwei ,,friedfertige
gelehrte Männer“, die geschickt wären, die Spaltung
der hessischen Kirche auf Grund des Testaments
Philipps und des brüderlichen Erbvergleichs zu hei-
len; vgl. das Schreiben Landgraf Wilhelms an Land-
graf Georg vom 15. Juli 1581, vorh.: StA Darm-
stadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 1. — Aegidius Hunnius
war nicht anwesend; die beiden Landgrafen Wilhelm
und Ludwig hatten sich dahin verglichen, daß die
beiden Vertreter der radikalen Flügel, Hunnius als
Lutheraner und Georg Sohn als Calvinist, nicht zur
Synode hinzugezogen werden sollten; vgl. das Schrei-
ben Landgraf Ludwigs an Landgraf Wilhelm vom
27. Juni 1581, vorh.: StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5
Fasc. 1.
4 Landgraf Wilhelm hatte die Synode für Mittwoch,
den 2. August, nach Kassel ausgeschrieben. Die
Synodalen, außer den Räten, die schon in Kassel an-
wesend waren (vgl. Anm. 5), sollten sich am 1. Au-
gust abends in Kassel einfinden; vgl. das Schreiben
Landgraf Wilhelms an Landgraf Ludwig vom 26.
Juni 1581 und seine beiden Briefe an Landgraf Georg
vom 5. und 15. Juli 1581, vorh.: StA Darmstadt, V
A 1 Konv. 5 Fasc. 1.
5 Hauptthema des Abschiedes bildete die für die hes-

Erstlichen seind im namen ihrer f.g. die super-
intendenten und theologen des consenses und fried-
lichen eintracht, so bei lebzeiten weiland Landgraf
Philipsen zu Hessen etc., unsers alten gnedigen fur-
sten und herrn etc. hochloblicher und seliger ge-
dechtnus unter ihnen und in kirchen und schuelen
dieser lande, unerachtet, daß an andern orten uber
etzlichen religionspuncten fast heftig gestritten,
nutzlich und wohl herkommen, mit treuen vleiß er-
sische Kirche des 16. Jhs. abschließende Formulie-
rung des Consensus doctrinae. Eine lange Verhand-
lungszeit war nötig gewesen, um zu diesem Ab-
schluß zu gelangen: Am 25. Juni 1580, noch vor der
Generalsynode von 1580, war das Konkordienbuch
im Druck erschienen und hatte die Synode zu einer
Stellungnahme gezwungen. Jedoch wurden diese
Verhandlungen, die den größten Teil der Synode
ausfüllten, nicht in den Abschied aufgenommen, da
sich die Vertreter der Nieder- und der Oberhessen
auf keine gemeinsame Entscheidung einigen konn-
ten (vgl. dazu S. 386 Anm. 5). Um die nächste Ge-
neralsynode nicht denselben Schwierigkeiten auszu-
setzen, berief Landgraf Wilhelm in seinem Brief an
Landgraf Ludwig vom 26. Juni 1581 (StA Darm-
stadt, V A 1 Konv. 5 Fasc. 1) eine vertrauliche Ver-
sammlung der politischen Räte beider Landgrafen
zum 31. Juli 1581 nach Kassel ein (vgl. auch die In-
struktion Landgraf Ludwigs vom 29. Juli 1581 für
seine Räte Burkhard von Kram, Johann Riedesel zu
Eisenbach, Caspar Schutzbar, gen. Milchling und
Johann Clotz; StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5 Fasc.
4). Diese Versammlung der Räte arbeitete einen Ab-
schied aus (vorh.: StA Darmstadt, V A 1 Konv. 5
Fasc. 4; Abschrift: StA Marburg, 22 a 6; bei Heppe,
Generalsynoden II, 180f.), der sich - in Anlehnung
an die proponierte Abschiedsformel der General-
synode 1580 (vgl. Heppe, Generalsynoden II, 137f.)
und an die Instruktion Ludwigs — in der Frage des
Consensus nicht auf die vorgehenden Abschiede und
Erklärungen berief, die von beiden Seiten verschie-
den ausgelegt wurden, sondern allein die Schriften
aufzählte, auf die sich die gesamte hessische Kirche
in ihrer Lehre gründen sollte. Dieser Abschied wurde
der anschließend tagenden Generalsynode vorgelegt
und von ihr in seinen wichtigsten Formulierungen
wörtlich übernommen (vgl. Anm. 8). Damit ist der
Abschied der Generalsynode 1581 zur „Normal-
bestimmung der confessionellen Verhältnisse in Hes-
sen“ geworden, vgl. Heppe, Generalsynoden II,
264.

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