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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0426
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Agende 1574

tag, daran Gottes wort verkündiget und allerlei
gottselige ceremonien und kirchenübung gehalten
werden, fürnemlich den sontag oder den tag des
Herrn und darnach hierbeneben diese festa:
1. Den tag der geburt unsers Herren Jesu Christi,
der Christtag genant, sampt dem nechstfolgenden.
2. Den tag der beschneidung desb Herrn Jesu
Christi, welchen man nennet den Neuen jars tag.
3. Den tag Epiphanias* * * * * * * * 9, der erscheinung oder
offenbarung des Herrn, welchen man nennet der
heiligen drei könige tag.
4. Den tag der opferung Christi im tempel10, Puri-
ficationis Mariae genant.
5. Den tag Annunciationis Mariae11 oder Concep-
tionis Christi, da Christus in der jungfrauen leib ent-
pfangen ist.
6. Den tag der uferstehung Christi, der Ostertag
genant, sampt dem nechstfolgenden.
7. Den tag Ascensionis oder himmelfarts des Herrn
Jesu Christi.
8. Den Pfingsttag sampt dem nechstfolgenden.
9. cDen tag Trinitatis, welcher gefelt den nechsten
sontag nach Pfingstenc.d.12.
Diese feiertage, so zur gedechtnus der woltaten
unsers Herrn Jesu Christi verordenet seind, werden
mit gesang, predigen und communion gleich den ge-
meinen sontagen gehalten, allein daß die introitus,
sequenz und andere gesenge de tempore für die an-
dern gemeine gesenge gebraucht werdene.13.

b unsers B
9. Der tag Visitationis Mariae A
d + 10. Den tag Visitationis Mariae, da Maria ihre
mumen Elisabeth heimsucht. B
e + Der apostel fest soll man nicht halten. Da aber
die text, so uf soliche tage zu lesen verordnet
seind, in der gemein sollen furgetragen werden,
soll den nechst vorgehenden oder volgenden tag,
wenn man ohne das ordentlich zu predigen pflegt,
oder auch am selbigen tag zur gewohnlichen stun-
de ohne alle feier geschehen. A —+ Der tag Visi-
9 6. Januar. 10 2. Februar.
11 25. März.
12 Die Einführung der Feier des Sonntags nach Pfing-
sten als Trinitatissonntag ist gegenüber der Kirchen-
ordnung 1566 neu, vgl. S. 228, obwohl auch die Kir-
chenordnung 1566 die mittelalterliche Sequenz des
Trinitatissonntages Benedicta sit semper sancta
Trinitas übernimmt, vgl. S. 240. — Dagegen sind in
der Druckfassung der Agende die Aposteltage fort-

Es kompt14 auch die christliche gemeine alle mo-
nat einmal des mittwochens oder freitags zusammen,
höret ein erinnerung undvermanung zur christ-
lichen buße oderf bekerung zu Gott und spricht das
gemein gebet für alle anliegende notturft.
Uber diese jetzt ermelte feiertage und bettage
wird auch sonsten in der wochen an etlichen orten
allen tag, an etlichen zwen oder drei tage nach ge-
legenheit des morgens ein predigt gehalten; und soll
von den predicanten dahin getrachtet werden, daß
in stedten in der wochen zum wenigsten zwo, auf
den dorfen aber eine predigt geschehe, gwie dann
auch in der wochen für Ostern alle tage oder zum
wenigsten drei tage, als mittwochen, donnerstag und
freitag, predigt gehalten und dem volk die geschicht
des leidens und sterbens unsers Herrn Jesu Christi
fürgelesen und erkleret werden sollg.
Wie es in gemeinen versamblungen mit sin-
gen, lesen, predigen, sacramentreichen,
beten und dergleichen gehalten werden soll
Alle actiones in gemeinen versamblungen, der
gesang ebenso wol als die predigt, gebet und der-
gleichen, sollen in teutscher und bekanter sprach
verrichtet werden15, dieweil alles, so alda gehandlet
wird, muß zu gemeinem, einmütigem und eintrech-
tigem lob und preis Gottes gerichtet sein. Wie künt
man aber mit eintrechtigem herzen und munde Gott
loben, da einer des andern rede nicht verstehet ? Es
tationis Mariae, item die tage der heiligen apo-
stelen Joannis des teufers, Michaelis und derglei-
chen sollen nicht mit underlassung aller arbeit ge-
feiret werden. Die gewönliche text aber, so uf der-
selbigen tage zu predigen verordnet seind, sollen
demselbigen tag des morgens oder uf einen an-
dern zur predigt deputirten tag dem volk furge-
tragen und erkleret, nach gehaltener predigt aber
einem jedern widerumb an seine gewönliche ar-
beit zu gehen frei gelassen werden. B
fund B g-gfehlt B
gefallen; vgl. dazu Kirchenordnung 1566, S. 228; Ab-
schied der Generalsynode 1571, Abschn. 8, S. 361,
und, zur Vorform der Agende, oben Anm. c. — Zum
Tag Visitationis Mariae vgl. Abschied der General-
synode 1572, Abschn. 5, S. 365.
13 Vgl. den Gesangbuchanhang der Agende, S. 464ff.
14 Zu den folgenden zwei Abschnitten vgl. Kirchenord-
nung 1566, S. 228.
15 Vgl. Kirchenordnung 1566, S. 230.

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