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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0428
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Agende 1574

kurze vermanung zum gebet getan, die ganze kirche
eintrechtiglich singet das Vater unser oder einen an-
dern gewönlichen gesang nach gelegenheit der zeit
als: Ein kindelein so löbelich30, Christ ist erstan-
den31, Christ fuhr gen Himmel32, Nun bitten wir den
heiligen Geist33 etc. Nach diesem gesang wird der
text verlesen und foigt darauf ein christlich, dem
glauben ehnlich, aus Gottes wort gezogen und mit
demselbigen confirmirte und bestetigte erklerung.
Darinnen dann allewegen nach erforderung der vor-
gelesenen wort eins oder mehr heuptstück der
christlichen lehr fein ordentlich und underschiedlich
aufs allerkürzest, also daß es die einfeltigen verne-
men, begreifen und behalten mögen, zur underwei-
sung fürgetragen, die rohen gottlosen mit verkündi-
gung göttliches zorns geschreckt, die gottseligen
ihrer sünden halber bekümmerte herzen mit erinne-
rung göttlicher gnaden getröstet, die sichern und
fahrlessigen ermanet und einem jedern nach gelegen-
heit etwas zur besserung fürgehalten werden soll.
9. Wann die predigt geschlossen ist, geschicht ein
kurze erinnerung und vermanung an die communi-
canten.
10. Darauf folget die confession, das ist die beicht
und bekantnus der sünden und die absolution, das
ist die loskündigung oder ledigsprechung von sün-
den, in maßen, die hernach verzeichnet seind34.
11. Endlich wird mit hierzu verordneten und an
seinem ort gesetztem gebet beschlossen35. Und
diese stück allesampt werden auf dem predigstuhl
verrichtet. Und da etwa personen, so sich ehelich
vertrauet, ufzurufen, oder sonst etwas in gemein an-
zuzeigen und zu verkündigen were, das möcht an
diesem ort geschehen. Es soll aber auch die erinne-
rung und vermanung, daß die armen bedacht und
ihnen auch etwas mitgeteilet und gesteurt werde,
nit vergessen werden. Desgleichen soll oftmals und
mit sonderm fleiß vermanung geschehen, daß das
volk bleiben und so lang verharren wolt, bis das
30 Wackernagel II Nr. 697 S. 525; Evgl. Kgb. 18
Vers 2.
31 Mehrfach verdeutscht; vgl. etwa Wackernagel II
Nr. 30ff. S. 43 f. u. Nr. 935ff. S. 726ff.
32 Nicolaus Hermann, Christ fuhr gen Himmele, vgl.
Wackernagel III Nr. 1358 S. 1165; Evgl. Kgb. 90.
33 Martin Luther, Nun bitten wir den heil. Geist; vgl.
Wackernagel III Nr. 28 S. 18; Evgl. Kgb. 99.

nachtmal des Herren gehalten und also der gottes-
dienst genzlich verrichtet werde.
12. Allhie gehet der pfarherr vom predigstuhl ab,
und wird underdes der christlich lobgesang gesun-
gen: Lobet den Herren, alle heiden36 etc., oder sonst
ein anderer christlicher kurzer gesang, als: Gott der
Vatter wohn uns bei37, etc.
13. Darnach tritt der pfarherr vor den altar. Und
ist es der hohen fest eins, als Nativitatis, Resurrec-
tionis oder Pentecostes, werden zum ersten vor allem
andern die kinder confirmirt, wie hiervon an seinem
ort bericht geschehen und die form genzlich verzeich-
net werden soll38.
14. Hierauf folget nu die action caenae, wie die
auch an ihrem ort eigentlich beschrieben ist39.
Zuletzt wird der segen gesprochen, ein lobgesang
gesungen und hiermit die gemeine dimittirt.
Symbolum Nicoenum
[vgl. Kirchenordnung 1566, S. 244f.]
Symbolum Athanasii
[vgl. Kirchenordnung 1566, S. 243f.]
Wann aber keine communicanten vorhanden, wird
in der großen gemeinen versamblung des sontags ein
psalm und christlicher lobgesang oder zwen, bis die
ganze gemein zusammenkompt, gesungen.
Hierauf tritt der pfarherr oder caplan vor den
altar, spricht die gemeine confession, sampt folgen-
der absolution, und schreitet darnach, sobald das
teutsch symbolum gesungen ist, zur predigt, welche,
wann sie gehalten, gemeine und besondere gebete
und vorbitte geschehen, wird ein christlicher gesang
gesungen und damit die gemeine dimittirt.
Forma der beicht und absolution, wie die
vor der predigt, wann keine communican-
ten vorhanden, gesprochen wird
Der prediger tritt für den altar, wendet sich zum
volk und spricht:
Diese oben aufgeführten Lieder werden auch jeweils
von der Kirchenordnung Calenberg-Göttingen 1542
angegeben (vgl. Sehling VI, 2, 821ff.).
34 Vgl. S. 412 f. 35 Vgl. S. 419 ff.
36 Vgl. S. 467.
37 Martin Luther, Gott der Vater wohn uns bei; vgl.
Wackernagel III Nr. 24 S. 16; Evgl. Kgb. 109.
38 Vgl. S. 430 ff. 39 Vgl. S. 435 ff.

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