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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0446
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Agende 1574

so fragtg er: Mit was worten liabt ihr getauft?
So man denn sagt: Ich teufe dich imh namen des
Vaters, des Sohns und des heiligen Geistes,
so frag er endlich: Wisset ihr, daß ihr die wort
nach dem befelch Christi gebraucht habt ?
Und wo sie darauf antworten: Ja, wir wissens,
so sage er:
Nun, meine geliebten im Herrn, weil ihr dann im
namen und auf den befelch unsers Herrn Gottes
solchs alles getan, so sag ich, daß ihr recht und wol
getan habt, sintemal die armen kindlein der gnaden
bedürfen und unser Herr Jesus Christus ihnen die-
selbige nicht absaget, sondern sie aufs allerfreund-
lichste darzu fordert, wie solches der nachfolgende
text des heiligen evangelii tröstlich zeuget, welchen
der evangelist also beschrieben hat:
Marc. 10. capitel [13-16]: Und sie brachten kind-
lein zu Jesu, daß er sie anrührete, die jünger aber
fuhren die an, die sie trugen. Da es aber Jesus sahe,
ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die
kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht;
denn solcher ist das reich Gottes. Warlich, ich sage
euch, wer das reich Gottes nicht entpfehet als ein
kindlein, der wird nicht hinein kommen, und herzet
sie und legte die hende auf sie und segnet sie.
Und weil wir aus jetzt gehörten worten unsers
Herrn Christi des gewiß und sicher sein, daß die
kindlein zum reich der gnaden auch angenommen,
wöllen wir bitten, daß es darinnen möge zur ewigen
seligkeit bestendig erhalten werden.
Laßt uns beten:
Da spreche man erstlich in geheim oder offentlich
das Vater unser, darnach sage der pfarherr diese wort:
Der allmechtige Gott und vater unsers Herrn Jesu
Christi, der dich durchs wasser und heiligen Geist
anderst geboren und dir alle deine sünde vergeben
hat, der sterke dich mit seiner gnade zum ewigen
leben. Amen.
Man mag auch das vorgesetzte gebet und dank-
sagung sprechen82:
Allmechtiger Gott, heiliger vater, wir sagen dir
lob und dank etc.
g frage B
82 Vgl. oben S. 428.
83 vgl. Kirchenordnung 1566, S. 281 f., jedoch noch
mit anderer Begründung!

Zum beschluß spreche der diener:
Der friede des Herrn sei mit diesem kinde und mit
uns allensampt in ewigkeit. Amen.
Gehet hin im friede des Herrn.
Würden aber die leut, so das kindlein zur taufe
bringen, auf des pfarherrn frage ungewisse antwort
geben, und sagen, sie wißten nicht, was sie gedacht,
viel weniger, was sie geredt oder getan in solcher
großen not (alsdenn zu zeiten zu geschehen pflegt),
so mache man nicht viel disputierens, sondern neme
das kind als ungetauft und fordere es zur taufe, wie
man alle ungetaufte zur taufe zu fordern und zu teu-
fen pflegt. Und wenn man die gebet gesprochen und
die kinder durch die paten dem teufel entsagen und
des glaubens bekantnis hat tun lassen, also dann
teufe der pfarherr das kind ohn alle condition, im
namen Gottes des Vaters und des Sohns und des hei-
ligen Geistes. Amen.
Es soll83 auch bei einer jeden pfarr ein buch von
reinem papier zugerichtet und darinnen aller neuw-
gebornen kinder, desgleichen ihrer eltern und der
gefattern namen geschrieben werden, in welchem
jare, monat und tag sie getauft, dessen sich nach-
mals nicht allein die von der obrigkeit, so oft und
viel von ihnen zeugnus der geburt erfordert1, haben
zu gebrauchen, sondern auch zur zeit, wenn die ge-
taufte kinder ihr offentliche bekantnus des glaubens
tun, daß die gefattern in gewisser gedechtnus als
zeugen der entpfangenen taufe gehalten werden
mögen.
Von der confirmation der kinder, das ist,
wie den kindern, nachdem sie erwachsen
und dermaßen von ihren eltern und predi-
canten underrichtet, daß sie ihres glaubens
bekantnis tun können, die hende aufgelegt
werden sollen
Die auflegung der hende ist ein ceremonien, wel-
che jederzeit, wann man für etliche umb gnade und
mitteilung des heiligen Geistes Gott angerufen und
gebeten hat, von den heiligen Gottes gebraucht wor-
den ist84. Da der patriarch Jacob Josephs söhnen
h in dem B 1 + sick B
84 Zur folgenden Begründung durch Bibelzitate und
Aussprüche der Kirchenväter vgl. Kirchenordnung
1566, S. 288f.

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