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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0450
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Agende 1574

Nimm hin den heiligen Geist, schutz und schirm
vor allem argen, sterk und hülf zu allem guten von
der gnedigen hand Gottes des Vaters und des Sohns
und des heiligen Geistes. Amen.
Und auf diese weise soll im fragen, antworten und
auflegen der hende mit allen andern noch überigen
kindern fortgefahren werden.
Wann sie nun alle nacheinander also gefragt, und
ihnen die hende aufgelegt worden seind, spricht der
pfarherr das gebet mit dieser vorgehenden erinne-
rung:
Geliebten im Herrn, ihr habt gehört, wie diese
kinder den waren christlichen glauben offentlich
bekannt, darbei die zeit ihres lebens bestendiglich
zu bleiben, Gott und seiner lieben kirchen und ge-
meine allen schuldigen gehorsam zu leisten, sich ver-
pflichtet haben, darauf ihnen auch mit auflegung der
hende der gnade und beistand des heiligen Geistes ver-
tröstung und zusage geschehen ist: Dieweil nun die-
ses alles nicht menschlicher kreft und vermögens ist,
was sie allhie zugesagt und verheißen haben, so will
uns gebüren, daß wir Gott für sie anrufen und von
herzen bitten, daß er das werk, so er in ihnen durch
seinen heiligen Geist angefangen hat, auch also be-
stetigen und hinforters vollnbringen wolt. Laßt uns
derhalben eintrechtiglich mit gleubigem herzen also
sprechen:
Allmechtiger barmherziger Gott90, himmlischer
vater, der du allein alles guts in uns anfehest, be-
stetigest und volnbringest, wir bitten dich für diese
kinder, die du deiner kirchen geschenket und durch
die heilige tauf widergeboren, auch nun so weit er-
leuchtet hast, daß sie diese deine gnade und güte und
ihre erlösung in Christo Jesu deinem Sohn, unserm
Herrn auch selbst erkennen und vor deiner gemeine
bekannt haben, sterke dieses dein werk, das du in
ihnen angefangen hast, mehre ihnen deinen heili-
gen Geist, auf daß sie in deiner kirchen und gemeine
und in warem gehorsam des evangelii stetigs bleiben
und bestendig beharren, daß sie kein mund falscher
lehr noch fleischliche lüsten von bekannter warheit
irgend abtreiben, sondern gib ihnen, daß sie zu allem
deinem gefallen an Christum deinen Sohn, unser
90 Vgl. das Gebet der Kirchenordnung 1566, S. 304,
das mit geringfügigen Änderungen übernommen
wird.

gemeines heupt immer wachsen und einmal er-
reichen ein volkömblich männlich alter in aller weis-
heit, heiligkeit und gerechtigkeit, damit sie dich und
deinen Sohn unsern Herrn sampt dem heiligen Geist
einigen waren Gott immer vollkommener erkennen,
herzlicher lieben und bei ihrem nechsten mit worten
und in allem ihrem leben je lenger je bestendiger und
fruchtbarer bekennen, loben und preisen und, wie
du uns zugesagt hast, was wir dich im namen deines
lieben Sohns bitten, das wöllestu uns geben, so ver-
leihe auch ihnen, welchen wir jetzt in deinem namen
die hende aufgelegt und sie damit deiner gnedigen
hand und deines heiligen Geistes, des Geistes aller
sterke und hülf zum rechten christlichen leben, ver-
tröstet haben, daß sie nicht zweifelen, du wöllest all-
wegen ob ihnen kalten mit deiner göttlichen hand,
sie zu schützen vor allem argen und leiten zu allem
guten und deinen heiligen Geist nimmer von ihnen
nehmen, sondern allezeit bei ihnen sterken und
mehren, damit sie auch diesem meister und führer
sich genzlich ergeben und durch ihn in deiner ge-
meinschaft mit allen gleubigen im rechten gehorsam
des evangelii fest erhalten und endlich in aller war-
heit der vollkommenen heiligkeit und seligkeit ge-
fürt werden, auf daß also in allem ihrem leben dein
name geheiliget, dein reich erweitert und alle sache
nach deinem himmlischen göttlichen guten und gne-
digen willen angestellet werde, durch Jesum Christum
deinen Sohn unsern Herrn und seligmacher. Amen.
Ein ander kürzer gebet:
Herr Gott, himmlischer vater91, der du aus deiner
unaussprechlicher weisheit und gerechtigkeit die
geheimnus deines reichs verbirgest vor den welt-
weisen und offenbarest sie den unmündigen, wir alle
sagen dir dank für deine große güte, durch welche du
auch diese unsere kinder würdig geachtet hast zu
bringen zu solcher erkantnus, durch welche sie dei-
nen Sohn Jesum Christum und die warheit des evan-
gelii durch ihnen offenbaret, nicht allein von herzen
gleuben, sondern auch mit dem munde bekennen,
bitten dich auch zugleich demütiglich von ganzem
herzen, du wöllest durch deinen heiligen Geist ihre
herzen und gemüter forthin weiter erleuchten und
91 Vgl. das Gebet der Kirchenordnung 1566, S. 299 f.,
das ebenfalls mit geringfügigen Änderungen über-
nommen wird.

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