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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0457
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Agende 1574

Und also bald sollen die communicanten fein
züchtig und erbarlich ohn tumult und gedrenge
einer nach dem andern, vors erst die menner und
darnach die weiber, hinzutreten und empfangen
vom pfarherrn ersthch das gesegnete brod und den
leib des Herrn, darnach vom caplan oder einem an-
dern gehülfen den kelch und das ware blut des
Herren. Wo aber die zahl der communicanten nicht
groß und nur ein diener vorhanden, söllen erst-
lich die communicanten alle nacheinander das brod
des Herrn und darnach den kelch des Herm ge-
nießen.
10. Underdem aber die communicanten einer nach
dem andern hinzugetreten und den leib und das blut
des Herrn genießen, soll die kirche singen: Gott sei
gelobet etc.12, oder Jesus Christus unser heiland13.
11. Wenn sie allesampt communicirt haben und
der gesang aufhöret, soll folgen die danksagung,
welche der pfarherr tut mit diesen worten:
Der Herr seie mit euch.
Laßt uns beten und dem Herren danken:
Herr, allmechtiger Gott, heiliger vater, wir dan-
ken dir mit ganzem herzen, daß du uns gespeiset
hast mit dem leib und blut deines aherhebsten
Sohns, und bitten dich herzhch, du wöllest uns solchs
gedeien lassen zu starkem glauben jegen dir und
brünstiger lieb under uns allen, durch Jesum Chri-
stum unsern Herrn. Amen.
Oder also: Wir danken dir, allmechtiger Herr
Gott, daß du uns durch diese heilsame gabe erquik-
ket hast, und bitten deine barmherzigkeit, daß du
uns solchs gedeien lassest zu starkem glauben jegen
dir und zu brünstiger lieb under uns allen. Amen.
12. Zuletzt chmittirt der kirchendiener die ge-
meine mit diesen worten, Num. 6 [24-26].
Der Herr segne euch und behüte euch, der Herr
laß sein angesicht leuchten über euch und sei euch
12 Martin Luther, Gott sei gelobet und gebenedeiet;
vgl. Wackernagel III Nr. 11 8. 10; Evgl. Kgb. 163;
Handbuch I, 1, Nr. 215b S. 150. 598f.
13 Martin Luther, Jesus Christus, unser Heiland; vgl.
Wackernagel III Nr. 13 S. 11; Evgl. Kgb. 77.
14 A (vgl. S. 408 Anm. 1) vermerkt hier: Zur einseg-
nung christlicher eheleut halten wir, daß keine
bessere form aus G-ottes wort gepraucht werden
konne, dann die D. Luther in seinem kleinen Cate-
chismo verordnet und bei allen dieser lande kirchen
gebreuchlich ist, wilche auch von worten zu worten

gnedig, der Herr erheb sein angesicht über euch und
geb euch frieden. Gehet hin, der Geist des Herrn ge-
leite euch zum ewigen leben. Amen.
Von einsegnung der eheleut14
Die epistel an die IJebreer [Hbr 13, 4] lehret und
vermanet, die ehe soll bei jederman ehrlich gehalten
werden, dann dieweil es ein besonderbare köstliche
gottesordnung ist, dardurch Gott allein das mensch-
lich geschlecht, aus welchem er hie auf erden seine
kirch samlet, erhalten und tägiich gemehret haben
will, so gebürt uns ja, solche gottesordnung nicht ver-
echtlich zu halten, sonder teur und hoch zu achten
und mit warer gottesforcht und demut diesen stand
anzufahen und darinne zu leben. Wie nun unser
erster vater Adam sich zu seiner Eva nicht aus eige-
nem willen und gutdunken, sondern da sie ihm zu-
vor von Gott selbs im paradeis zugeführet und zur
ehe gegeben und eingesegnet ward, getan hat, also
ist hernach zu allen zeiten der ehestand mit gutem
rat und sonderlichen gottsehgen ceremonien ange-
fangen worden, und hat demnach die alte kirche für
gut und ratsam angesehen15, daß die ehe, nachdem
sie zuvor ordentlicherweise mit gutem vorgehabtem
rat beiderseits eltern und freunden vorgenommen
und beschlossen worden ist, mit einem offentlichen
kirchgang (da die zusammen vertrauwete personen
im namen Gottes auf ihrer beider bewilligung zu-
sammengesprochen, Gottes wort über sie gelesen
und die gemeine vorbit getan wird) confirmirt und
bestetigt werden solt.
Solchen christlichen und wolherbrachten ge-
brauch behalten wir billich in unsern kirchen. Damit
aber auch allhie alles ordentlich zugehe, soll diese
action auf folgende weise angestelt werden:
1. Erstlich16 söllen die ehelich zusammen ver-
kierher zu setzen ist. Es hat aber dieselbige form zum
beschluß ein sehr kurz gebet. Darvor kann man un-
derweilen nach gelegenheit das große ausfürliche ge-
bet, so in der Casselischen und neu getruckten kir-
chenordnung stehet, gebrauchen. — Die Agende
schließt sich im Formular für die Eheeinsegnung
auch dieser Anweisung an, vgl. die folgenden Einzel-
nachweise.
15 Ygi. die Nachweise aus der alten Kirche in der Kir-
chenordnung 1566, S. 320 f.
16 Vgl. die Vorlage in der Kirchenordnung 1566, S. 322.

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