Agende 1574
genommen habt und nehmet, auch haben und be-
halten wöllet zu euwerem ehelichen gemahl?
Antwort: Ja21.
Hie laß er sie einander die treuwringe geben und
die beide rechte hende zusammenfügen und spreche:
Was Gott zusammenfüget, soll kein mensch nicht
scheiden.
Darnach sprech er weiter:
Weil dann N. und N. einander zur ehe begeren und
dies ihr gemüt und willen allhie offentlich für Gott
und dieser christlichen versamblung bekant, auch
darauf die hende und treuwringe einander gegeben
haben, so spreche ich sie ehelich zusammen im namen
Gottes des Vaters und des Sohns und des heiligen
Geistes. Amen.
Also schreibet der prophet Moises im ersten buch
am andern capitel [Gen 2, 18-24],
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß
der mensch allein sei, ich will ihm ein gehülfen
machen, die sich zu ihm halte. Da ließ Gott der Herr
einen tiefen schlaf fallen auf den menschen, und er
entschlief. Und nam seiner rippen eine und schloß
die stedte zu mit fleisch. Und Gott der Herr bauwet
ein weib aus der rippe, die er von dem menschen
nahm. Da sprach der mensch: Das ist doch bein von
meinen beinen und fleisch von meinem fleisch. Man
wird sie mennin heißen, clarumb daß sie vom mann
genommen ist. Darumb wird ein mann seinen vater
und mutter verlassen und an seinem weibe hangen
und sie werden sein zwei ein fleisch.
Darnach wende er sich zu ihnen beiden und rede
sie an also:
Weil ihr euch beide in den ehestancl begeben habt
in Gottes namen, so höret aufs erste das gebot Got-
tes über diesen stand: So spricht s. Paulus Ephes. 5
[25-29; 22-24],
Ihr menner, liebet euwere weiber, gleich wie Chri-
stus geliebet hat die gemeine und hat sich selb für
sie gegeben, auf daß er sie heiliget, und hat sie ge-
reiniget durch das wasserbad im wort, auf daß er sie
ihm selbst zurichtet eine gemeine, die herlich sei, die
nicht habe einen flecken oder runzel, oder des etwas,
21 Die Agende folgt von hier an bis auf das erste Gebet
S. 444 (getreu der Anweisung der Synodalen, vgl.
oben Anm. 14) nahezu wörtlich dem Traublichlein
Luthers, vgl. Bek. Schr. S. 531-533.
sondern daß sie heilig sei und unstreflich. Also söllen
auch die menner ihre weiber lieben als ihre eigene
leibe. Wer sein weib liebet, der liebet sich selbs;
denn niemand hat jemal sein eigen fleisch gehasset,
sondern er nehret es und pfleget sein, gleich wie
auch der Herr die gemeine.
Die weiber seien undertan iliren mennern als dem
Herrn; denn der mann ist des weibes heupt, gleich
wie auch Christus das heupt ist der gemeine, und er
ist seines leibes heiland. Aber wie nun die gemeine
Christo ist undertan, also auch die weiber ihren
mennern in allen dingen.
Zum anclernhöret auch das kreuze, so Gott auf die-
sen stand gelegt hat. Also sprach Gott zum weibe
[Gen 3, 16]:
Ich will dir viel schmerzen schaffen, wenn du
schwanger wirst, du solt mit schmerzen kinder ge-
beren, und dein wifle soll deinem mann underworfen
sein, und er soll dein herr sein.
Und zum mann sprach Gott [Gen. 3, 17-19]:
Dieweil du hast gehorchet der stimme deines wei-
bes und gessen von dem baum, davon ich dir gebot
und sprach, du solt nicht davon essen, - verflucht
sei der acker umb deinetwillen, mit kummer soltu
dich clarauf nehren dein leben lang, dorn und disteln
soll er dir tragen, und solt das kraut auf dem felcle
essen, im schweiß deines angesichts soltu dein brot
essen, bis daß du wider zur erclen werdest, davon du
genommen bist; denn du bist erden und solt zu er-
den werden.
Zum dritten, so ist das euer trost, daß ihr wisset
und gleubet, wie euwer stand für Gott angeneme
und gesegnet sei, denn also stehet geschrieben [Gen
1, 27-31]:
Gott schuf den menschen ihm selbst zum bilde,
ja zum bilde Gottes schuf er ihn, er schuf sie ein
mennlein und freulein. Und Gott segnet sie und
sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch
und füllet die erden und macht sie euch undertan,
und herschet über fisch im meer und über vögel
under dem himmel und über alles tier, das auf erclen
kreuchet. Und Gott sahe an alles, was er gemacht
22 Das Gebet ist dem Brfurter Druck der Kasseler Kir-
chenordnung (vgl. S. 127 Anm. m) entnommen; vgl.
dazu oben Anm. 14.
443
genommen habt und nehmet, auch haben und be-
halten wöllet zu euwerem ehelichen gemahl?
Antwort: Ja21.
Hie laß er sie einander die treuwringe geben und
die beide rechte hende zusammenfügen und spreche:
Was Gott zusammenfüget, soll kein mensch nicht
scheiden.
Darnach sprech er weiter:
Weil dann N. und N. einander zur ehe begeren und
dies ihr gemüt und willen allhie offentlich für Gott
und dieser christlichen versamblung bekant, auch
darauf die hende und treuwringe einander gegeben
haben, so spreche ich sie ehelich zusammen im namen
Gottes des Vaters und des Sohns und des heiligen
Geistes. Amen.
Also schreibet der prophet Moises im ersten buch
am andern capitel [Gen 2, 18-24],
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß
der mensch allein sei, ich will ihm ein gehülfen
machen, die sich zu ihm halte. Da ließ Gott der Herr
einen tiefen schlaf fallen auf den menschen, und er
entschlief. Und nam seiner rippen eine und schloß
die stedte zu mit fleisch. Und Gott der Herr bauwet
ein weib aus der rippe, die er von dem menschen
nahm. Da sprach der mensch: Das ist doch bein von
meinen beinen und fleisch von meinem fleisch. Man
wird sie mennin heißen, clarumb daß sie vom mann
genommen ist. Darumb wird ein mann seinen vater
und mutter verlassen und an seinem weibe hangen
und sie werden sein zwei ein fleisch.
Darnach wende er sich zu ihnen beiden und rede
sie an also:
Weil ihr euch beide in den ehestancl begeben habt
in Gottes namen, so höret aufs erste das gebot Got-
tes über diesen stand: So spricht s. Paulus Ephes. 5
[25-29; 22-24],
Ihr menner, liebet euwere weiber, gleich wie Chri-
stus geliebet hat die gemeine und hat sich selb für
sie gegeben, auf daß er sie heiliget, und hat sie ge-
reiniget durch das wasserbad im wort, auf daß er sie
ihm selbst zurichtet eine gemeine, die herlich sei, die
nicht habe einen flecken oder runzel, oder des etwas,
21 Die Agende folgt von hier an bis auf das erste Gebet
S. 444 (getreu der Anweisung der Synodalen, vgl.
oben Anm. 14) nahezu wörtlich dem Traublichlein
Luthers, vgl. Bek. Schr. S. 531-533.
sondern daß sie heilig sei und unstreflich. Also söllen
auch die menner ihre weiber lieben als ihre eigene
leibe. Wer sein weib liebet, der liebet sich selbs;
denn niemand hat jemal sein eigen fleisch gehasset,
sondern er nehret es und pfleget sein, gleich wie
auch der Herr die gemeine.
Die weiber seien undertan iliren mennern als dem
Herrn; denn der mann ist des weibes heupt, gleich
wie auch Christus das heupt ist der gemeine, und er
ist seines leibes heiland. Aber wie nun die gemeine
Christo ist undertan, also auch die weiber ihren
mennern in allen dingen.
Zum anclernhöret auch das kreuze, so Gott auf die-
sen stand gelegt hat. Also sprach Gott zum weibe
[Gen 3, 16]:
Ich will dir viel schmerzen schaffen, wenn du
schwanger wirst, du solt mit schmerzen kinder ge-
beren, und dein wifle soll deinem mann underworfen
sein, und er soll dein herr sein.
Und zum mann sprach Gott [Gen. 3, 17-19]:
Dieweil du hast gehorchet der stimme deines wei-
bes und gessen von dem baum, davon ich dir gebot
und sprach, du solt nicht davon essen, - verflucht
sei der acker umb deinetwillen, mit kummer soltu
dich clarauf nehren dein leben lang, dorn und disteln
soll er dir tragen, und solt das kraut auf dem felcle
essen, im schweiß deines angesichts soltu dein brot
essen, bis daß du wider zur erclen werdest, davon du
genommen bist; denn du bist erden und solt zu er-
den werden.
Zum dritten, so ist das euer trost, daß ihr wisset
und gleubet, wie euwer stand für Gott angeneme
und gesegnet sei, denn also stehet geschrieben [Gen
1, 27-31]:
Gott schuf den menschen ihm selbst zum bilde,
ja zum bilde Gottes schuf er ihn, er schuf sie ein
mennlein und freulein. Und Gott segnet sie und
sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch
und füllet die erden und macht sie euch undertan,
und herschet über fisch im meer und über vögel
under dem himmel und über alles tier, das auf erclen
kreuchet. Und Gott sahe an alles, was er gemacht
22 Das Gebet ist dem Brfurter Druck der Kasseler Kir-
chenordnung (vgl. S. 127 Anm. m) entnommen; vgl.
dazu oben Anm. 14.
443