Agende 1574
mensch kann nichts nemen, es werde ihm dann ge-
geben vom himmel.
2. Nach gehaltener predigt soll der superinten-
dens oder der an seiner statt ist für den altar treten,
die zu solcher action erforderte pfarherrn neben ihn
zu beiden seiten, der neuwe pfarherr aber für ihn
stehen, also daß der superintendens und die neben
ihm seind ihre angesichter zu der gemeine, der
ordinandus aber sei angesicht zu den superintenden-
ten kehren, und soll die ganze gemeine singen: Kom
heiliger Geist48.
3. Wann das Veni sancte spiritus gesungen ist, soll
der superintendens, oder wer von seinetwegen die
ordination verrichtet, zu der gemeine also sprechen:
Geliebten im Herrn, demnach euwer pfarherr im
Herrn seliglich entsclilafen (oder) aus beweglichen
ursachen abgefordert, und an einem andern ort,
das wort Gottes zu verkündigen, berufen ist, und
derowegen einen andern christlichen lehrer und seel-
sorger, der euwer gemeine in Gottes wort under-
weise, zum glauben, liebe und allen andern christ-
lichen tugenden vermane, ihr auch mit einem
christlichen wandel und gutem exempel vorgehen
möge, euch zu ordnen und fürzustellen, die not er-
fordern will, als ist gegenwertiger N. N. durch ordent-
liche in Gottes wort und unsers gnedigen fürsten
und herrn kirchenordnung gezeigte mittel hierzu be-
rufen und, daß er hinfurters durch die gnade Gottes
und hülf des heiligen Geistes euch und euwere kin-
der mit verkündigung göttlichs worts und dispen-
sation der heiligen sacramenten versorgen soll, an-
genommen und bestellet worden, und will nun an
dem sein, daß er nach alter christlicher gewonheit
mit auflegung der hende ordinirt und zu diesem
hohen ampt bestetiget, ihm auch diese gemeine
offentlich commendiret und befohlen werde, derwe-
gen wöllen wir ihm vorlesen und erkleren, was eines
rechten predigers und treuwen seelsorgers ampt sei
und wie er sich darin christlich und gottseiiglich ver-
halten soll und, nachdem er darauf in seinem beruf
fleißig und treuw zu sein, sich verheißen und verpflich-
ten wird, mit herzlicher anrufung und bitt göttliches
Geistes und gnaden, ihm diese gemeine befehlen.
48 Martin Luther, Komm heiliger Geist; vgl. Wacker-
nagel III Nr. 19 S. 14; Evgl. Kgb. 98.
So höret nun49, meine geliebten im Herrn, welchs
das ampt sei der hirten und seelsorger aus der lehr
unsers Herrn Jesu Christi, des erzhirten und seiner
heiligen aposteln.
Matth. 28 [18-20] gibt der Herr Christus seinen
jüngern und allen dienern der kirchen, so nach ihme
kommen werden, diesen befelch: Mir ist aller gewalt
(spricht er) gegeben im himmel und auf erden, dar-
umb gehet hin in alle welt, lehret alle völker und teu-
fet sie ini namen des Vaters und des Sohn und des
heiligen Geistes; lehret sie halten alles, das ich euch
befolilen hab; und siehe, ich bin bei euch alle tage
bis an der welt ende.
Weiter schreibt der apostel Paulus ad Titum 1.
cap. [5-9] also: Derhalben ließ ich dich in Creta, daß
du soltest voflend ausrichten, da ichs gelassen habe,
und besetzen die stedte hin und her mit eltesten, wie
ich dir befohlen hab. Wann einer ist untadelich, eines
weibes mann, der gleubige kinder hab, nit beriichti-
get, daß sie schwelger und ungehorsam sind; denn
ein bischof soll untadelich sein, als ein haushalter
Gottes, nit eigensinnig, nicht zornig, nicht ein wein-
saufer, nicht pochen, nit unehrliche hantierung trei-
ben, sondern gastfrei, gütig, züchtig, gerecht, heilig,
keusch, und halte ob dem wort, das gewiß ist; der
lehren kann, auf daß er mechtig sei, zu ermanen
durch die heilsame lehr und zu strafen die widder-
sprecher. Derselbige apostel sagt widerumb 2. Tim. 3
[14-4, 5]: Du aber bleibe in dem, das du gelernet hast
und dir vertrauwt ist, sintemal du weißest, von
wem du gelernet hast. Und weil du von kind auf die
heilige schrift weißest, kann dich dieselbe unter-
weisen zur seligkeit durch den glauben an Christo
Jesu. Denn alle schrift, von Gott eingegeben, ist
nütz zur lehr, zur straf, zur besserung, zur ziichti-
gung in der gerechtigkeit, daß ein mensch Gottes
sei vollkommen, zu allem guten werk gesehickt. So
bezeuge ich nu vor Gott und dem Herrn Jesu Chri-
sto, der da zukünftig ist, zu richten die lebendigen
und die toten mit seiner erscheinung und seinem
reich: Predige das wort, halt an, es sei zu rechter zeit
oder zur unzeit, strafe, trauwe, ermane mit aller ge-
dult und lelire; denn es wirt ein zeit sein, da sie die
49 Der folgende Teil dieses dritten Abschnittes ist nahe-
zu wörtlich der Kirchenordnung 1566 (vgl. S. 204)
entnommen.
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mensch kann nichts nemen, es werde ihm dann ge-
geben vom himmel.
2. Nach gehaltener predigt soll der superinten-
dens oder der an seiner statt ist für den altar treten,
die zu solcher action erforderte pfarherrn neben ihn
zu beiden seiten, der neuwe pfarherr aber für ihn
stehen, also daß der superintendens und die neben
ihm seind ihre angesichter zu der gemeine, der
ordinandus aber sei angesicht zu den superintenden-
ten kehren, und soll die ganze gemeine singen: Kom
heiliger Geist48.
3. Wann das Veni sancte spiritus gesungen ist, soll
der superintendens, oder wer von seinetwegen die
ordination verrichtet, zu der gemeine also sprechen:
Geliebten im Herrn, demnach euwer pfarherr im
Herrn seliglich entsclilafen (oder) aus beweglichen
ursachen abgefordert, und an einem andern ort,
das wort Gottes zu verkündigen, berufen ist, und
derowegen einen andern christlichen lehrer und seel-
sorger, der euwer gemeine in Gottes wort under-
weise, zum glauben, liebe und allen andern christ-
lichen tugenden vermane, ihr auch mit einem
christlichen wandel und gutem exempel vorgehen
möge, euch zu ordnen und fürzustellen, die not er-
fordern will, als ist gegenwertiger N. N. durch ordent-
liche in Gottes wort und unsers gnedigen fürsten
und herrn kirchenordnung gezeigte mittel hierzu be-
rufen und, daß er hinfurters durch die gnade Gottes
und hülf des heiligen Geistes euch und euwere kin-
der mit verkündigung göttlichs worts und dispen-
sation der heiligen sacramenten versorgen soll, an-
genommen und bestellet worden, und will nun an
dem sein, daß er nach alter christlicher gewonheit
mit auflegung der hende ordinirt und zu diesem
hohen ampt bestetiget, ihm auch diese gemeine
offentlich commendiret und befohlen werde, derwe-
gen wöllen wir ihm vorlesen und erkleren, was eines
rechten predigers und treuwen seelsorgers ampt sei
und wie er sich darin christlich und gottseiiglich ver-
halten soll und, nachdem er darauf in seinem beruf
fleißig und treuw zu sein, sich verheißen und verpflich-
ten wird, mit herzlicher anrufung und bitt göttliches
Geistes und gnaden, ihm diese gemeine befehlen.
48 Martin Luther, Komm heiliger Geist; vgl. Wacker-
nagel III Nr. 19 S. 14; Evgl. Kgb. 98.
So höret nun49, meine geliebten im Herrn, welchs
das ampt sei der hirten und seelsorger aus der lehr
unsers Herrn Jesu Christi, des erzhirten und seiner
heiligen aposteln.
Matth. 28 [18-20] gibt der Herr Christus seinen
jüngern und allen dienern der kirchen, so nach ihme
kommen werden, diesen befelch: Mir ist aller gewalt
(spricht er) gegeben im himmel und auf erden, dar-
umb gehet hin in alle welt, lehret alle völker und teu-
fet sie ini namen des Vaters und des Sohn und des
heiligen Geistes; lehret sie halten alles, das ich euch
befolilen hab; und siehe, ich bin bei euch alle tage
bis an der welt ende.
Weiter schreibt der apostel Paulus ad Titum 1.
cap. [5-9] also: Derhalben ließ ich dich in Creta, daß
du soltest voflend ausrichten, da ichs gelassen habe,
und besetzen die stedte hin und her mit eltesten, wie
ich dir befohlen hab. Wann einer ist untadelich, eines
weibes mann, der gleubige kinder hab, nit beriichti-
get, daß sie schwelger und ungehorsam sind; denn
ein bischof soll untadelich sein, als ein haushalter
Gottes, nit eigensinnig, nicht zornig, nicht ein wein-
saufer, nicht pochen, nit unehrliche hantierung trei-
ben, sondern gastfrei, gütig, züchtig, gerecht, heilig,
keusch, und halte ob dem wort, das gewiß ist; der
lehren kann, auf daß er mechtig sei, zu ermanen
durch die heilsame lehr und zu strafen die widder-
sprecher. Derselbige apostel sagt widerumb 2. Tim. 3
[14-4, 5]: Du aber bleibe in dem, das du gelernet hast
und dir vertrauwt ist, sintemal du weißest, von
wem du gelernet hast. Und weil du von kind auf die
heilige schrift weißest, kann dich dieselbe unter-
weisen zur seligkeit durch den glauben an Christo
Jesu. Denn alle schrift, von Gott eingegeben, ist
nütz zur lehr, zur straf, zur besserung, zur ziichti-
gung in der gerechtigkeit, daß ein mensch Gottes
sei vollkommen, zu allem guten werk gesehickt. So
bezeuge ich nu vor Gott und dem Herrn Jesu Chri-
sto, der da zukünftig ist, zu richten die lebendigen
und die toten mit seiner erscheinung und seinem
reich: Predige das wort, halt an, es sei zu rechter zeit
oder zur unzeit, strafe, trauwe, ermane mit aller ge-
dult und lelire; denn es wirt ein zeit sein, da sie die
49 Der folgende Teil dieses dritten Abschnittes ist nahe-
zu wörtlich der Kirchenordnung 1566 (vgl. S. 204)
entnommen.
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