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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0078
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Hessen-Kassel

ens gebehrenn, wie auch ins gemein der merertheill
desto eher unnd lieber folgenn unnd also zwar nicht
allein mir alß | 3r | der kirchen Gottes unnd e. f. g.
unschuldiger diener desto mehr gelimpfs9, gehör
unnd ansehens machenn, sondern auch in fortset-
zung deß gantzen religionwercks, kirchen- unnd
schulbauwes sehr bevörderlich sein solte, wan e. f. g.
uber die unterthenigk gesuchte g. ratification ex-
peditorum et expediendorum, was deren e. f. g. ihr
g. lassen wolgefallenn, unnd abschaffung dero notir-
ten gravaminum an mich etwan ein errinnerungs-
schrifft hetten außgehenn unnd mir darinnen aber-
malß ein ernste vermanung unnd bevelch gethan,
daß ich mir mein anbefohlenes ampt mit allem fleiß
unnd treuw solt angelegenn sein lassenn unnd dahin
durch Gottes segenn arbeiten unnd trachtenn, da-
mit in kirchenn unnd schulenn von lehrern, zuhö-
rern unnd discipuln fleissig unnd christlich möge ge-
lehret, gelernet unnd gelebet, daß lestern, schme-
hen, scheltenn, verdammenn, haddern unndt zanck-
en so wol auff den cantzelnn alß auch sonsten allent-
halbenn in e. f. g. gepieten unterlassenn unnd ob
weilanndt e. f. g. löblichen alt unndt herrenn vatters
seligenn hinderlassenenn testamenten, synodalab-
schiedenn unnd consensu doctrinae dero gebuhr ge-
halten werdenn, auch e. f. g. dero beamptenn er-
mahnet, daß sie die unterthanen sowol in geistlichen
alß auch weltlichenn sachenn zum schuldigen gehor-
sam anweissenn, mir unnd dem predigampt an stat
e. f. g., so offt es von nöhten, die hulffliche hand
bietenn, auch sonsten selbst | 3v | den unterthanen in
ihrem gantzen leben unnd wandell erbeuwliche, gut-
te exempel gebenn unnd furnemlich dahin sehen sol-
tenn, daß die im predigampt insonderheit vor allen
andernn ein gotselig, nuchter, messig, eingezogen,
friedsam leben unnd unter ihnen kein hadder, zanck,
neid unnd haß gestattenn, sondern, wo etwan in re-
ligionssachen ungleiche, streitige meinungenn zwi-
schen ihn furfallen wurdenn, dieselbe durch christ-
liche gesprech, communicationes unnd vermahnun-
gen freundtlichenn zu vergleichenn sich befleissi-

9 Ehre, Ansehen.
10 Landgraf Moritz war seit 1593 mit Agnes (1578-1602)
verheiratet, der Tochter Johann Georgs I. von Solms-

genn, ein teil mit dem andern gedult unnd mitlei-
dens tragenn, Got fur einandern bittenn unnd, da
sie sich dermassenn so balt nicht vereinigen moch-
tenn, doch darumb einandern nicht anfeindenn noch
auff einandern schmehen oder neidisch sticheln, son-
dern dasselbige an mich unnd den synodum oder die
conventus classicos instituendos wie auch, wo von
nöthen, an e. f. g. oberamptman unnd räthe oder
auch endtlich an e. f. g. selbsten solten gelangen las-
senn unnd denselben daßjenige, so durch unß, e. f. g.
geistliche unnd weltliche dienere, nicht richtig ge-
macht noch gebessert unnd in einen guttenn gang
gebracht werden konte, nicht verhaltenn, verhelenn
unnd verschweigenn, sondern solche dinge bei e. f. g.
immerdar unnd so lang, biß denselbigen mit hulffe
unnd beistand deß almechtigenn auff einen gutten
weg geholffen werdenn, mit fleiß solicitiren, dero zu-
versicht, wan man e. f. g. christlichen wolbekantenn
eiffern und ernsten willen unnd meinung also spuren
unnd verstehen wird, eß werde dardurch viel guts
außgerichtet und gefördert werden. | 4r|
Doch wil e. f. g. ich hiermit kein ziel noch maß
geben unnd viel weniger vorschreibenn, sondern die-
ses allein ex simplici et humili corde, gloriae Dei et
aedificationis ecclesiarum studioso umb ferner nach-
denckens willenn unterthenig angeregt habenn.
Thue hirmit e. f. g., deren ich unterthenige dien-
ste zu erzeigen pflichtig unnd willigk, sampt deren
ehegehmall furstlicher herschafft unnd freuw-
lein10, dem lieben Got in seinen g. schutz unnd
schirm zu langwiriger frischer leibßgesundheit unnd
gluckseliger regierung unter meinem demutigen ge-
bett unnd mich unndt alle die meinen, zu e. f. d[ien-
sten] beharlicher gnaden unnd aller unterthenigkeitt
befohlen, unnd bin deroselben g. unnd erfreuwlicher
resolution in demut erwartendt.
Signatum Cassell, den 10ten Februarii anno etc.
[1]600.
E. f. g. untertheniger gehorsamer superintendens
Christianus Zindelius subscripsit. | 4v leer, 5r

Laubach (1547-1600), Solms-Laubach, Geschichte,
Tab. VIII.

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