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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0094
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Hessen-Kassel

halben gemeß undt nach anleytung desselben von
christlichen theologen in iren schrifftenn dermassen
außgefuhrtt worden, das ein frommes christliches
hertz, welches nicht muthwillig wieder Gott undt
sein wortt, auch wieder gewiessen, handtlen will,
sich damit woll begnugen lassen undt sein gewiessen
darauff stillen kan, jedoch undt nachdem ob ange-
deutte redt undt beschuldigten von denselbigen
leutten nicht zue Gottes, sondern zue ihrer eigenen
ehr, auch darbeneben dahin gemeinet, das dieser
landen kirchen theologi | undt pastores, als ob sie
abscheuliche, gotteslesterliche reden undt meinun-
gen hieruber fuhreten undt vertedigten undt also die
warheitt selbst so woll bei den underthanen als bei
den außwertigen gemacht, der lauff des christlichen
verbesserungswerck auffgehalten undt die under-
thanen auch zue andern ungelegenheiten undt son-
derlich zum ungehorsam gegen ihre von dem lieben
Gott vorgesetzte hohe landts obrigkeitt verhetzt
werden, so haben demnach superintendenten undt
metropolitani es vor ein hohe notturfft sein erach-
tet, das uber solche articul ein richtige erclerung
außgefertigett undt in offenen druck gegeben wurde,
daraus die unwiessende, welche sich von andern be-
richten zue lassen keine gelegenheitt haben, sich
selbsten daraus berichten, auch man sich in kirchen
undt schulen dieser landen umb mehrer undt be-

stendiger conformitet willen darnach zue richten ha-
ben, inmassen dan solche erclerung in den claren,
hellen buchstaben gottliches wortts fest gegrundet
undt Augspurgischen Confession, derselben apolo-
giae6 undt unser kirchenordnung7 nicht zuewieder
bey jetztwerendem synodo begrieffen undt sub lite-
ra A beygelegt8, undt wierdt zue seiner f. g. genedi-
gen bedencken gestellet, ob sie es iro zuegleich in
gnaden gefallen lassen wollen.
Undt nachdem voriger zeitten, zue geschweigen
heuttigs tags, die erfahrung mehr als guett ist be-
zeuget, wie gefehrlich es sey, wen man sich anderer
als in Gottes wortt befindtlicher reden gebraucht
undt das dadurch die einigkeitt in der lehr gedren-
net, auch kirchen undt schulen zerrutet werden, sol-
ches | unheill aller mugligkeitt nach zuverhuetten
undt die hochgeliebte, Gott wolgefellige, ge-
wundtschte conformitet unverruckt zuerhalten, sol-
len die pastores sich nicht allein bey dem volck undt
iren predigten, sondern auch sonsten under sich
selbsten aller unnottigen, undienstlichen spietzfin-
digkeitt wie auch der neuwen in Gottes wortt unbe-
findtlicher, ungegrundter reden nit halten undt sich
einzig undt allein nach dem grundt gottliches wortts
reguliren, darauff dan ein jeder superintendens in
seinem anbevohlenem becirck guett auffsicht undt
ein wachendes aug haben soll undt will.

II. Von der rectification des cathecismi

Darnach undt vorab ander befindett sich in denen
auff den im Februario jungst in gehaltenen parti-
cularsynodis gemachten abscheiden9 dieser einmutig
hochgemachter schlus, das der cathecismus, den
man in kirchen undt schulen, vor die angehende ju-
gendt zue gebrauchen, rectificirt undt ergentzet, es
auch dahin gerichtett werde, das in offt hochermel-
tes unsers genedigen f. undt hern landen ein durch-
ausgehender cathecismus eingefuhrtt werde, undt
helt man es nochmals dafur, es erfordere die hohe
notturfft undt sey zu erhaltung der conformitet, be-
6 Augsburger Bekenntnis von 1530 und Apologie von
1531, BSLK S. 44-404.
7 Hessische Agende von 1574, Abdruck in Sehling,
EKO VIII, S. 408-469.

vorab in doctrinalibus, sehr nutzlich undt dienlich.
Undt wiewol dabei undt wie solches zum fugligsten
anzuestellen, auch was fur ein cathecismus zue be-
halten, allerhandt bedencken furgelauffen, so ist
doch endtlich dahin geschlossen worden, das man
dieser landen kirchen undt schulen gelegenheit nach
ettliche besondere, nothwendige, auff die funff
hauptstuck unser christlichen religion gerichter
fragstuck | auß dem gewohnlichen cathecismo Lu-
theri10 undt unser agenden11 zuesammenbringen und
dieselbige under dem titul: Kinderlehr vor christ-
8 Liegt nicht bei.
9 Siehe oben, Anm. 4.
10 Luthers Kleiner Katechismus, BSLK S. 501-541.
11 Siehe oben, Anm. 7.

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