Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0115
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7c. Katechismus der Kasseler Generalsynode 1607

6. Was ist das?
Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig, aber
wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns hei-
lig werde.
7. Wie geschieht das?
Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehret
wird und wir auch heilig als die Kinder Gottes dar-
nach leben, das hilf uns, lieber Vater im Himmel.
Wer aber anders lehret und lebet denn das Wort
Gottes lehret, der entheiligt unter uns den Namen
Gottes; da behüt uns vor, lieber himmlischer Vater.
8. Wie lautet die andere Bitte?
Dein Reich komme.
9. Was ist das?
Gottes Reich kommt wohl ohne unser Gebet von
ihm selbst. Aber wir bitten in diesem Gebet, daß es
auch zu uns komme.
10. Wie geschieht das?
Wenn der himmlische Vater uns seinen heiligen
Geist giebt, daß wir seinem heiligen Wort durch sei-
ne Gnade glauben und göttlich leben, hier zeitlich
und dort ewiglich.
11. Wie lautet die dritte Bitte?
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch
auf Erden.|829|
12. Was ist das?
Gottes guter, gnädiger Wille geschieht wohl
ohne unser Gebet. Aber wir bitten in diesem Gebet,
daß er auch bei uns geschehe.
13. Wie geschieht das?
Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht
und hindert, so uns den Namen Gottes nicht heili-
gen und sein Reich nicht kommen lassen wollen, als
da ist des Teufels, der Welt und unseres Fleisches
Wille, sondern stärket und behält uns fest in seinem
Wort und Glauben bis an unser Ende. Das ist sein
guter, gnädiger Wille.

14. Wie lautet die fünfte Bitte?
Unser täglich Brot gieb uns heute.
15. Was ist das?
Gott giebt täglich Brot auch wohl ohne unsere
Bitte allen bösen Menschen. Aber wir bitten in die-
sem Gebet, daß er uns solches erkennen lasse und
wir mit Danksagung empfahen unser täglich Brot.
16. Was heißt denn täglich Brot?
Alles, was zur Leibes Nahrung und Notdurft ge-
hört, als Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof,
Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme
Kinder, fromm Gesinde, fromme und getreue Ober-
herrn, gut Regiment, gut Wetter, Friede, Gesund-
heit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn
und desgleichen.
17. Wie lautet die fünfte Bitte?
Und vergieb uns unsere Schuld als auch wir ver-
geben unsern Schuldigern.
18. Was ist das?
Wir bitten in diesem Gebet, daß der Vater im
Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünde und um
derselben willen uns solche Bitte nicht versagen,
denn wir sind der keines wert, was wir bitten, ha-
bens auch nicht verdient, sondern er wolle es uns
alles aus Gnaden geben; denn wir täglich viel sün-
digen und wohl eitel Strafe verdienen. So wollen wir
zwar wiederum auch herzlich verzeihen und gerne
wohl thun denen, die sich an uns versündigen.
19. Wie lautet die sechste Bitte?
Und führe uns nicht in Versuchung.
20. Was ist das?
Gott versucht zwar niemand, aber wir bitten in
diesem Gebet, daß uns Gott wolle behüten und er-
halten, auf daß uns der Teuffel, die Welt und unser
Fleisch nicht betrüge noch verführe in Mißglauben,
Verzweiflung und andere große Schande und Laster,
und ob wir damit an- | 830 | gefochten würden, daß
wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.

95
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften