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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0125
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8. Konsistoriumsordnung 1610

mWas vor Sachen an und vor das Consistorium und Kirchen Raht gehören sollenm

nAn diß Consistorium sollen gehören alle Geistliche
Sachen, Als Bestellung der Ministerien, Kirchen
und Schuelen und deroselben Obervisitation und In-
spection, Desgleichen auch alle Ehe- und Divorti-
ensachen, wie hernacher underschiedlich und ferners
folgen wird.
Was aber gemeine fornication- und dergleichen
fäll und excess und deroselben bestraffung, und son-
derlichen auch die Blutschanden, Ehebruch und
dergleichen in die Criminalitet und Peinlichkeit ein-
lauffende Sachen belangt, gleich wie dieselben ihrer
art und eigenschaft | 18 | nach ans Geistliche Gericht
nicht gehörig, auch ohne daß Unsere und Unserer
löblichen Vorfahren, Fürsten zu Hessen, Reforma-
tion-, Land- und Policeyordnung dißfalß und wie
Unsere Weltliche Regierung, Beampten und Gerich-
te darmit procediren und verfahren sollen, richtige
ziel und maß geben, Also lassen Wir es auch darbey
bewenden. Und wollen, daß sowohl diß Unser Con-
sistorium als auch Unsere Weltliche Regierung,
Ober- und under Beampten und ein jeder an seinem
ort solchen underschiedt der Sachen bey annehmung
und Verhandlung derselben observiren und halten
solle. Jedoch sollen in fällen, darin casus conscien-
tiae vorlauffen, in alle wege unserer Consistorialium
gutachten und bedencken eingeholet werden.

m-m 1608: Von den sachen, so an daß consistorium gehorig
sein sollen.
n-n 1608: Zu diesem consistorio und geistlichen gericht sollen
gehören 1. alle kirchensachen, 2. alle schullsachen, 3. alle
ehesachen.
Wer nun in denselben etwas zuklagen, der sols an daß
consistorium bringen und von demselbigen bescheid hoh-
len. Und sollen die consistoriales alles, waß von diesen
sachen einbracht wird, annehmen und erorttern, außge-
nommen die criminaliteten und sachen, so etwan ein
leibs- und lebensstraff auff sich hetten. Dieselben sollen
sie von sich zu dem weldlichen gericht und unser cantz-
ley verweißen, welhe mit des consistorii radt undt be-
dencken darin zu statuiren haben.
Von den kirchensachen
Diese sind zweyerley und betreffen entweder die geistli-
che guter und den gottesdienst oder die irdische gutter
der kirchen, als casten- und pfarrguter etc. Waß nun die
geistliche und zum gottesdienst gehorige güter der kir-

Alsdann auch an etzlichen orten zweiffel erregt wor-
den, Wohin die Kirchen- und Schueldiener ding-
pflichtig10 und zu Recht zu stehen schüldig sein sol-
ten, So wollen wir, das dem üblichen und in unserer,
auch anderer Christlicher Obrigkeiten Ordnung be-
gründtem herkommen nach ein solcher unterschied
gemacht und gehalten werde, daß sie, die Kirchen-
und Schueldienere, in Geistlichen und ihrem Ampt
anhangenden Sachen, Excessen und Verbrechung
dem Consistorio und desen instantz, Censur und Ju-
risdiction unterworffen sein, aber in andern Civil-
und Politischen Schuldt-, Schaden- und dergleichen
Sachen und Forderungen, die mit | 19 | ihrem Geist-
lichen Stand und Ampt keine Gemeinschaft haben,
bey irer ordentlichen und herbrachter Weltlichen in-
stantz und Gerichtszwangk gelassen werden sollen.
Da aber bey ihnen solche grobe und offenbahre Ex-
cess und Laster vorfielen, derentwegen sie nicht al-
lein von ihrem Ampt abzusetzen, sondern darüber
auch ernst- und härtiglich am Leib und dergleichen
zubestraffen weren, So sollen unsere Superintenden-
ten und Beampten jedes orts sich voriger unserer
Ordnung gehalten und solches an uns wie nicht we-
niger an unser Consistorium mit allen umbstenden
und genugsamen Bericht gelangen lassen und da-

chen anlangt, ist es umb dieselben allermeist und fur-
nemblich zuthun, soll auch der furnembste zweck des
consistorii sein, damit der werde gottesdienst heiliglich
und Gott dem allmechtigen zu seinen ehren und erba-
wung seiner kirchen allerseits so woll von den kirchen-
dienern als den zuhörern verrichtet werde.
Von dem kirchendiener
Weil, gedachten zweck zu erreichen, insonderheit duch-
tige kirchendiener und lehrer von nothen, so sollen un-
sere consistoriales mit allem vleiß dahin sehen, das tug-
liche personen hirzu legitime angesetzt und forders in
officio gebürlich continirt undt gehalten werden.
Wie die kirchendiener legitime und rechtmeßig
anzunemen und einzusetzen seyn
Hirzue gehoren vier stück, 1. die praesentation, 2. die
examination, 3. ordination und 4. introduction und auf-
fuhrung des newen pfarrherrs.

10 Pflicht, vor Gericht zu erscheinen, DRW II, Sp. 985f.

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