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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0151
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9. Eheordnung 1608

ordnungen25 und deren ausgangenen und auff unsern
bevelch eingefurten verbeßerungen, synodal- und
anderen abschieden26 und bevelchen und dan in fel-
len, darin nicht begriffen, nach verordnung in un-
serer undt unserer vorfaren, fursten zu Heßen,
cantzleien approbirter allgemeiner rechten und da-
raus eingefurtem stylo in gutte oder gerichtlichem
processu und rechtlicher erkantnus decision und er-
orterung der sachen, auch der bescheidt und urtheil
execution sich achten, erkennen und rechtsprechen.
Und wiewol wir bedacht, offt berurt unser consi-
storium jederzeit mit dermaßen qualif[icir]ten per-
sonen zu besetzen, das wir getrawen, dannenhero
einem jeden, so darumb anzuruffen hatt, ein christ-
liches, billichmeßiges recht oben angezogenen gött-
und weltlichen rechten und der partheien actis oder
außfurungen gemees ertheilt werden und widerfaren
sollen, jedoch aber und uff den kunfftigen unver-
hofften fall, sich jemandt finden solte, so vermeinen
mochte, das er an seinem verhofften rechte be-
schwert sein solte, uff einen solchen fall soll demsel-
ben hiermit erlaubt undt zugelaßen sein, weil wir in
unsern landen kein höheres geistlich und zugleich
mitt geist- und weltlichen personen besteltes gericht
haben, nach ausweisung des religionfridens27 auch
und deßen in folgenden reichsconstitutionibus undt
-satzungen befindtlichen repetitionibus und verbe-
ßerungen in religions- und geistlichen sachen | uber
uns keinen andern oberrichtern dan Gott und un-
sern hern Jesum Christum wißen, sich seiner ver-
meinten beschwerdten dergestaldt von den endtur-
theiln entweder so balt viva voce oder in zeitt, als
die gemeine rechten zu interposition der appellatio-
nen bestimbt oder zugeben, in schrifften vor nota-
rien und zeugen appellando sich pro nuda revisione
actorum prioris instantiae an unß zuberuffen, daß er
vor uns alle und jede seine gravamina in einer
schrifft notturfftig mitt ahngeheffter schließlicher
bitte pro revidendis prioribus actis und sonstet in
duplo eingeben, darauff der widertheil hinwider der
25 Die Ordnungen aus der Zeit von Einführung der Refor-
mation bis 1574 sind abgedruckt in Sehling, EKO
VIII, S.37-339, 394-469.
26 Die Abschiede der 13 Generalsynoden zwischen 1568

vorigen urtheil salvation und andere seine kegen-
notturfft ebenmeßig in einer schrifft verfast, doppel
furbringen und darauff beide theil ohne einbringung
oder furung fernern beweißthumbs zu endtlicher
urtheil in der sachen zugleich in einem termin bei-
derseits mundtlich schließen und darauff der endt-
lichen urtheil, die wir uns mitt zuziehung anderer
unserer geist- und weltlichen rhäte aus ersehung vo-
riger acten und den partheien fernern fur unß in-
brachten schrifften faßen zulaßen vorbehalten, er-
warten mögen, dabei es alsdan ohne verstattung fer-
nerer supplication, reduction, restitution, syndicat
oder was dergleichen wege mehr sein oder erfunden
werden möchten, endtlich verpleiben soll.
Was nuhn also, wie in dießer unserer consistorialord-
nung der lengde nach verordnet und bevolen ist, von
unserm consistorio gehandlet, verrichtet, in gutt-
lichkeit oder durch summarischen oder ordenlichen
process gehört und verabschiedet oder vor recht er-
klert, gesprochen und geurtheilt und darauff oder
sonst mandirt wirdt, solchem allem undt jedem sol-
len alle und jede | in unserm furstenthumb landen
und gepieth geseßene landtsassen, unterthanen und
angewandte oder sonst sich endthaltende inwoner
oder beigeseßene, auch unsere superintendenten,
pfarhern, kirchen-, schulen- und anderer zur geist-
lichkeit oder milten sachen gehöriger orthe diener
gehorsame volge und geburliche volnstreckung lei-
sten, und da einer oder mehr sich dakegen sperren,
widersetzlich erzeigen oder sonst seumig sein würde,
sollen unsere consistorialrethe macht haben, arctio-
res, processus-, executorial- oder andere mandata
bei namhaften peenen und geltt-, thurn- oder der-
gleichen straffen, auch einverleibter ladung ad do-
cendam paritionem vel videndum et audiendum de-
clarari in poenam, zu decerniren und ausgehen zu-
laßen, auch auff fernere der partheien ungehorsames
widersetzen unsere regirung, landtvögte, ober- und
andere amptle[ute], renthmeister, vogte, schulthei-
ßen, burgermeister undt räthe der stätte und andere
und 1582 sind abgedruckt in Sehling, EKO VIII,
S. 347-393.
27 Augsburger Religionsfrieden 1555, Abdruck in Brandi,
Religionsfriede.

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