Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0197
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1. Landordnunga

28. August 1525
Lanndtordnung, durch meine genedige hernn, hernn Philipßen denn eltern1 und herrnn Philipßenn denn
jüngernn2, gevettern, gravenn und hernn zu Waldeckenn, auffgerichtt anno domini 1525 montags nach
Bartholomei |

Wir, Philips der eltter und Philips der jünger, ge-
vettern, graven zu Waldeck etc., thuen allen und
jeden unsern underthanen der graveschafft Wal-
dekenn, auch alle denjenigen, so an derselbigen un-
ser graveschafftten gerichten rechttlich zu handlen
haben und künfftiglich gewinnen mochten, kundt
und zu wißen.
Nachdem die alten und hochverstendige und
hochweisen in ihren büchern, so sie von gemeinem
nutz gemacht, an vielen ortten angezeigt und zuver-
stehen geben, das gemeine versamlung der stede und
landts nitt baß3 dan von guten ordnungen bestehen
mögen, wan dadurch jedem nach geleigenheit der
personen, zeit, stadt und der hendllen seine wir-
ckung aussgetheilt, und werde damitt bewogen und
ermessen alles, was man thun und laßen soll, So dan
aber solch ordentlicheit nicht baß ingefürtt und ge-
handthabt werden, dan durch gutte, wolgemessene
satzungen und ordenunge, in ansehung, das dersel-
bigen nach den wortten der schrifftweisenn ein fun-
dament und auffhaltt4 seindt der stede und des lan-
des, dadurch den beywonernn fride erwachße, die
vernunfft gesterkt, fride und einikeitt, auch trew,
gehorsam, liebe under den burgern und undertha-

nen, darinn der gemein nutz stehett, mher und mher
gepflantzet, enthalten, gehandthabt, das frevelich |
gemuth gezemet, arge und ubel so vil muglich ver-
hüth, unwissenheitt und vergeß außgetrieben und
verstörett. Und dieweil nuhn etzliche unser gerichte
und underthane derselbenn bißhero in gerichttlichen
handtlungen viel gewonheitten und ubungen, die
den gemeinen rechten nichtt gemeß, gehabt und ge-
halttenn, den doch einßtheils, wiewol die lange zeith
hero in gemeiner ubunge herbracht, vor untuglich
angesehen worden, dadurch dan in khünftigen zeit-
ten viel irrungen und zweispaltigkheitt zwischen un-
sern undersaßen erwachßen möchten;
darumb und solches zuerkhennen, auch, damitt
hinfurtter under den unsern ein gleichmeßig rechtt,
auch gutte gerichtsordenunge gehalten, dartzu un-
gehorsam, ubel und mißhandelung5 gestrafft werden
moegen. So haben wir Gott zu lob und ehren, zu
furderung und mherung gemeines nutzes, zu wol-
fardt unser graveschafft underthanen nachvolgende
ordenung und statuten gemachtt, gesetzt und
geordnett und wellen, das hinfortter zu haltten ge-
geben und befholen oder verkhündt wird, lauth und
inhaltt derselbigen gehandelt, gericht und gelebt,

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.6 Nr. 19. Abdruck unserer Abschnitte: Curtze,
Gesetzgebung, S. 1-3 (Nr. 2); Abdruck der gesamten
Landordnung: Wetekam/Martin, Landesordnung,
S. 7-33 (mit zahlreichen Lesefehlern).

1 Philipp III. (1486-1539), regierte von 1524 bis 1539 als

Graf von Waldeck-Eisenberg, siehe oben, S. 160 Anm. 14.
2 Philipp IV. (1493-1574) war der Neffe Philipps III., er
regierte von 1513 bis 1574 als Graf von Waldeck-Wil-
dungen, siehe oben, S. 13 Anm. 160.
3 Besser.
4 Schutz, FWb 2, Sp. 451.
5 Vergehen, Grimm, DWb 12, Sp. 2297.

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