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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0199
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1. Landordnung 1525

Es soll auch ein ider unßer undersaße in steden und
dorffen sulche ledige perßonen, so in unpflichtt16
und unkheuschheit leben, nicht haußen, herbergen,
uffhaltten noch einigen vorschub geben. So offt das
geschehe, soll uns der uffhaltter und herberger mitt
zehen gulden bueß verfallen sein. |
Vonn meß und evangelio des sontags, Art. 8
Auch setzen, ordiniren und wollen wir, ernstlich ge-
bietthende, das ein ider unßer undersaße, so zu sei-
nen mundigen jharen khommen, uff die vier hoch-
zeittliche feste17 und sonntage, auch uff alle unßer
lieben frawen- und apostelltage in seiner pfarkirchen
das ampt der heiligen meß und das heilige evange-
lium von ihrem pfarherrn heeren sollen, sich weder
uff dem kirchhoff noch uff den offen gaßen finden
laßen, auch schandte und andere leichtferttige ge-
berde sich meßigen bey vermeydung unßer ernste
straff und ungnade. Bevehelen derwegen hiermitt
unserm schulttheißen, burgermeister und rhadt,
auch unßern amptleutten, ampttknechten, gre-
ben18 und richtern allentthalben in ihre eyde, ein
ernstes und fleißiges uffsehens zu haben und wen sie
in dißen fellen bußfelligk befinden, idernn umb zwey
lb [= Pfund] wachs halb der kirchen zu gemeinem
nutz, die ander helffte uns und unßernn ampttleut-
ten, gesetzten des ortts, unableßigk zu straffenn,
doch uns geigen die helßstarrigen gressere pene und
straff nach gestaltt der sachen vorzubehalttenn.
Art. 9: Wie sich die pfarherrn und predicantten
inn ihren predigten haltten sollen
Wir wollen auch und ist unser ernste meynung, das
die pfarher und prediger des wortt Gottes | in unser
graffschafft und gepiethen das heilige evangelium
lautter und rein predigen, sich aller dißputirenden
lhere entschlagenn, allein der lhere und außleigunge
bewerter Doctor gebrauchen und sunderlich uff-
d Hier folgt die Dorfordnung.
16 Unehe.
17 Weihnachten, Ostern, Pfingsten und einen weiteren
Festtag.
18 Dorfvorstehern, Grimm, DWb 9, Sp. 1.

rhurische materien, dardurch das gemeine volgk in
enttpoerung und ufflehnung geigen ire obrigkheit
sich begeben mechten19, sich mitt hoechstem vleiß
hütten und meyden, ihre pfarkhinder mitt whar-
hafftiger evangelischer lhere und mitt gutten exem-
peln eins redtlichenn, uffrichtigen, unstrefflichen,
erbarn lebens wheiden, lheren unnd underweißen,
damitt wir nichtt widder die widderstreber dißes un-
ßers gebotts und bevhelichs mitt ungnaden bewegtt
werdenn.

Conclusio
Wir wollen auch dieße unßer ordenung und satzunge
vor uns und alle unßere nachkhommen erblich zu-
bleiben von allermeniglich in unßerer landtschafft,
obgerurtt, zuforderst Gott dem almechtigen zu ehe-
ren, der graffschafft zu besserung und unßern un-
derthanen zu wolfartt veste, stede und unverbro-
chen zu haltten gebotten haben, alles bey peen und
bues zu jeder zeith nach unßerm gevallen, wie vor-
stehett, auch zu nutz und frommen allen unnßern
underthanen und ihnen zu fridtlichem lebenn. |
Und haben doch hierinne uns und unßernn erben
diße unßer ordenunge zu mheren, zu mindern, zu-
verandern oder ganz abzuthun oder aber, so vonn
kay. Mayt. und dem Heilgen Romischenn Reich be-
ßer nottürfftiger ordenung unnd auch nach geleigen-
heitt unßer landtschafft und underthanen uffge-
richtt, geordentt und gemacht wurden, derselbigen
gleichformig zuordenen, ungefherlich vorbehaltten.
Gebenn nach Christi geburtt anno millesimo quin-
gentesimo vicesimo quinto, montags nach Bartho-
lomei.
Recht richttett ihr söhne der mentschen. Ihr fürsten
und hern, sprechtt rechttmeßige urtheill20.
19 Hier wird an den Bauernkrieg erinnert, der Waldecks
Südosten und Westen tangiert hatte, Menk, Grundzü-
ge, S. 250 und Anm. 53; Wetekam/Martin, Landes-
ordnung, S. 80.
20 Vgl. Thesaurus proverbiorum medii aevi 9, S. 290f
Lev 19,15.

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