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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0202
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Waldeck

schrockliche, grausam pflage21 unnd krannckheit
denn menschenn zukomenn, dann das wort Gottes
gebit denn mennschenn, zu dem anndernn die wahr-
heit zu sagenn22 unnd mitt ja unndt neinn zu be-
schliessen23. Welche mennschenn aber muttwillich-
lichen solcher vorbestimptenn stimme worte ver-
nemmen liesse unndt unnser verbedenn24 nicht ach-
tenn wurde, dieselbenn wöllenn wir mitt einer ge-
burlichen straffe | zeitlich unnß vorbehaltenn hann,
welche straff gemeintz armuts itzlichs orts nach not-
turfft zu gude kommenn wollenn lassenn.
Zum viertenn gebietenn wir ernnstlich bei unver-
scheuenlicher25 straffe diesenn nachbeschrieben ar-
ticullh zu haltenn, dieweill auch Gott gebeut, denn
heiligenn sabat zu heiligenn26. Darumb wöllenn wir,
das alle wirtzheuser, bier- unndt allerlei weinn-
schencke vor mittage vor dem Gotteßdiennste
unndt verkundigunge des wort Gottes keiner kein
bier oder weinn verkauffenn oder gelach27 haltenn
sollenn, dergleichenn gegenn denn abennt eines jeg-
lichenn tages ix uhrenn keinn glach haltenn sollenn
oder verkeuffen, es wehre dann sache, das krann-
ckenn oder wegfertigenn28 notturfftig gedrenncke
habenn moistenn. Wer das unnser gebott ubertrede,
soll dem gemeinenn armutt des orts mitt einem hal-
venn marck unverzoglich durch unnser amptleutte
gerichtet werdenn unnd das mitt einer halbenn
marck zu einer straff verfallenn seinn.
Zum funnfftenn finden wir augenscheinlich, das die
unnsernn uff dem heiligenn firtage, so mann das
wort Gottes verkundigt, vor der kirchenn unndt
umb die kirchenn spatzierenn gehnn unnd ire zeit-
liche gutter unndt nahrunge halber ethwani, auch
schimpflich gespreche mitteinannder habenn, da-

h Verschrieben in A und B: articull nit.
i In A verschrieben: enntwont.
j Fehlt A.
k In A verschrieben: leyenn.

21 Plage.
22 Ex 20,16; Dtn 5,20.
23 Mt 5,37.
24 Verbieten.

durch sie inn dem betthause Gottes wort nicht leh-
renn, wie sie sich christlich haltenn sollenn, darzu
anndernn christennmennschen ergerlich unnd böse
exempel | gebbenn, das wir auß oberigkeit verbedenn
unndt nichtj gestattenn wöllenn bei peene einer
halbenn marck des orts armenn leudenk unverzug-
lich durch unnser amptleutte unndt bevehlhabernn
nach notturfft gehanndreicht unnd gegevenn soll
werdenn.
Zum sechstenn wöllenn wir auch begert unndt ge-
bottenn habenn, einn jeglicher pastor oder einn seel-
sorger auß der gottlichenn schrifft, Ezech. 3tius
[1-11], 38 et 9, 2. Cor. 2 [12-17], deß heiligenn
evanngelions seinn pfarkinder mitt dem wort Gottes
speisenn woll, fleißlich unndt auch lieblich zu der
predige, sunnderlich inn denn steddenn, uff denn
heiligenn fiertagk unndt uff mitwochenn unnd frei-
ttag christlich unnderwiesenn unnd dahrzu anhal-
ten.
Zum siebennden, so habenn wir auch inn unnser
ubergehobenn rechtlichenn ordnunge29 etzliche ar-
ticull auch gesatzt, die christlich unnd loblich ge-
haltenn wollen habenn, unnd sonnderliche vur sted-
denn unnd dorffenn viel schadenns inn gartenn, wi-
senn, feldenn unndt inn vielenn ortenn geschihet,
wellichs auch nicht christlich unndt bruederlich
unndt zu schadenn dem nechstenn reichet, das unnß
auß obrigkeit zu duldenn nicht gepuren will. Wol-
tenn derhalbenn einenn itzlichen vernunfftigen
vonn alter gnugsam gnediglich gewarnnt habenn,
wellich auch, mann oder frawe, knecht oder maget
inn eines anndernn schadenn gesehen, gefunden oder
fluchtig werde, soll dieselbige mitt uffgesatzter bus-
se, wie inn unser gerichtsordnunge30 stett, oin gnade

25 Unnachlässiger.
26 Ex 31,12-17.
27 Trinkgelage.
28 Reisenden, Grimm, DWb 27, Sp. 3114.
29 Hier ist die Waldecker Landordnung von 1525 gemeint.
Die Artikel, auf die hier Bezug genommen wird, sind ab-
gedruckt bei Wetekam/Martin, Landesordnung,
S. 29-33.
30 Siehe vorige Anm.

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