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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0205
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4. Beschlüsse für die Synode von Mengeringhausen 1528

4. Beschlüsse für die Synode von Mengeringhausena
1528

[1.] Das wort Gottes, news und altes testaments,
lauther und reyn zu predigen bey verlust der lehen
etc. Niemandt den andern papistisch, lutherisch,
ketzerisch etc. zu schelten. Sich hüten, in offnen ze-
chen1 vom newen und alten glauben zu zancken.
Das sich nyemandt des predigampts underzieht, er
sey dan pastor oder vom pastor oder obrigkeyt be-
staldt.
[2.] Welcher meß halten wil, sol die epistel erst in
latein, darnach teutsch kegen dem volck lesen, alßo
auch das evangelium. Die wort des testaments mit
laudter sprach, aber doch im latein lessen. Teutsch
psalmen und lobgeseng mag man brauchen.
[3.] Keiner sol von eynem todten leych ubber ein
halb mark nehmen2. Zur begengknus3 sol kein pfaff
mehr dan der pastor kommen. Man sol nymandt
reyzen oder dringen, dreissig4 oder jartag zu halten
oder auch zu opffern. |
[4.] Welcher meß halten wyl5, sol gedencken, das er
mit eynem guten gewyssen hynzugehe.
[5.] Das sacrament sol man mit gewonlicher ehrbye-
tung zun krancken tragen. Auch etwas vor dye
krancken im sacramentheuslein behalten.
[6.] Zur beycht und puß sol man christlich anrey-
zung thun und ire nutzbarkeyt uff das best anzei-

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Generalia Nr 1. Abdruck: Urkundliche Quellen II,
Nr. 120, S. 80f. Die Beschlüsse sind auf einem kleinen
Zettel überliefert, dessen untere Ecke fehlt, daher
kommt es zu Textverlust am Schluss.
1 Wirtshäusern.
2 Hier sind die im Mittelalter üblichen Stolgebühren an
den Pfarrer gemeint, die die Hinterbliebenen anlässlich
des Begräbnisses entrichten mussten, Petke, Oblatio-
nen, S. 26f„ 57.

gen. Nicht furwitzige fragestuck in der beicht vor-
halten, auch nymant in der beycht umb gelt etc.
schattzen oder zu walfarten reytzen.
[7.] Ubel gewunnen guter sol man nicht der kirchen
zuschaffen, sunder den bescheddigten (wo es mug-
lich) widderstellen6 oder in eynem gleychen kegen
dye armen erkennen.
[8.] Man sol nyrgend beycht horen dan in der kir-
chen.
[9.] Die tauff sol man brauchen wye von alterß her. |
Aber doch sols am gfatter oder des kinds eltern ste-
hen, ob man teutsch oder lateynisch getaufft wöl
haben.
[10.] Alle fasttage sollen gehalten werden wye biß-
her. Fleysch zu essen sol man sich enthalten uff ver-
potten zeyten. Sontag, apostelntag, unser frawentag
etc. soll man feyren umb des worts willen, aber doch
in der zeytt der ernd etc. nymandt gewissen zu ma-
chen. Des sontags sol man Gottes wort horen bey
eyner peen, so noch sol außgedruckt werden, von
welcher das dritteyl dem pastor, das ubbrig den ar-
men sol gefallen.
[11.] Dye pfaffen sollen sich mit platten7, kleydung,
mit vermeydung der tafernen erbarlich halten. Sye
sollen auch alle verdechtige personen8 von sich thun

3 Begräbniszeremonie, Grimm, DWb 1, Sp. 1278.
4 Der dreißigste Tag nach der Beerdigung. An diesem Tag
wurde der letzte Seelengottesdienst für den Verstorbenen
sowie ein anschließendes gemeinsames Essen gehalten,
Grimm, DWb 2, Sp. 1394.
5 Gemeint sind diejenigen, die zum Abendmahl gehen wol-
len.
6 Zurückgeben.
7 Tonsuren.
8 Konkubinen.

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