Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0208
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Waldeck

6. Das dye erbßünde eynn angeborner schade sey,
von Adam ubber alle menschen kommen, und dye
fruchte dyßes boßen samens hoffart, geytz, zorn und
ander offentlich laster sampt den heymlichen tücken
unnd gleyßnerey des hertzen[s] seyen und das dyser
erbschade durch den glauben in Christum und durch
dye tauff alßo hyngenommen ist, nicht, das er im
fleisch ungefulet bleyb, sundern das er nicht her-
schen soll, unnd will yhn Christus sampt all synen
fruchten nicht zurechnen den gleubigen, sunder aus
gnaden ubbersehen. | 55r |
7. Das unser her Jesus Christus seynen leyb und
blut vor unser sund in toidt gegeben und am creutz
vergossen hab und, des zugedencken, im sacrament
des nachtmals eyn testament gemacht, under dem
sichtlichen brot und weyn seynen unsichtlichen leyb
und blut durch crafft seynes worts mitt dem mundt
zuessen und zutryncken, und welche dyß alßo thun,
sollen durch den glauben umb dyßes ewigen bundts
willen vorgebung yhrer sunde haben.
8. Das dye heylig christlich kirch dye gemeyne ver-
samlung sey aller lieben gotteskynder, dye er vonn
anbegynn zu seynem reich erwelet hait, und wiewoll
sye in dye gantze weltt zerstrauwet sey, stehe sye
doch in eynikeyt des glaubens, der hoffnung des
geistes und tauffe under dem lebendigen heubt und
uff dem unbeweglichen grundfest Christo Jesu, auch
wyewol dyße gemeynd vor der welt unbekandt sey,
hab man sye doch bey dem waren gottiswort zu-
erkennen, welchem sye als der stym yhres rech-
| 55v | ten hyrten gerne gleubenn und nachfolgenn.
9. Das derselbigen heilgenn christenheyt von Gott
dye gwalt gegebenn sey, auff erden dye ungleubigen
zubynden und dye bußfertigen gleubigen auffzulö-
ßen von yhren sünden6, und das Got der kirchen
urteyll, nach seynem wort und geist geschehen, der-
gleichen im hymel bündig achten will und das ny-
mandt ausser derselbigen gemeynd selig werden
mug.

6 Mt 16,19; 18,18; Joh 20,23.

10. Das der her Jesus Christus am jungstenn tag
sichtbarlich widderkommen werd, dye lebendigen
und toidtten zurichten und eynem ydern nach sey-
nen gleubigen und glaubloßen wercken zugebenn.
11. Das am selbigenn tag eyn gemeyne, warhafftig
aufferstehung aller menschen geschehen werd, eynes
ydern in seynem cörper, den er zuvor getragenn,
doch on alle gebrechenn.
12. Das an dem tag beyd, dye gleubigen und un-
gleubigen erst recht erkant werden, dye man in dy-
ßer welt, yhene vor yhrer gleyßne- | 56r | rey, gluck
und wolfart in allen sachenn, dyße aber vorm
creutz, jamer und elend, nicht hat erkennen mugen,
und das alda nymandt des andern fursprech, mitler
oder beystand werde seyn, und das nach dem ge-
richt angehen werd eyn ewigs leben der gleubigen
mit Christo und eyn ewigs sterben der gotloßen mit
dem teuffel und seynen engeln.
Das eyn warhafftiger christ obgemelthe artikell
sampt allen andern, im wort Gots verfasset, vor
Gott im hertzen zugleuben und Gott, seynem hernn,
zun ehren vor dyßer leydigen welt mit dem mundt
und sunst in allem christlichen wandell zubekennen
schuldig sey, und wilcher das umb ehren, guts, leybs
und lebens willen, der welt zu gefallen, nachlasse
und als vyel an yhm ist, den heilgen namen Gottes
und den glauben in Jesum Christum und seyn hei-
liges evangelion lesset undertruckt und geschmehet
werden, das denselbigen der herre Je-| 56v | sus Chri-
stus am tag seyner herlichen erscheynung widder-
umb versachenn7 und vor seynem hymlischen vatter
und allen außerwelten engelnn vorleugnen will und
den feynden seynes heiligen namens gleich achtend;
wilche aber alhyr auff erdenn fur der erbrüchigen
und unartigen weltt yhn bekennen und sich seynes
evangelions nicht schemen, das er dyeselbigen am
tag seyner zukunfft auch kennen will und mitgenos-
sen der unvergenglichen herligkeyt lassenn werden,
Matt. x [32-33], Marc. viii [38].

7 Absagen, verwerfen.

188
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften