Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0238
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Waldeck

auch, das einer vorhandenn, der in seiner krankheit
nit allein denn predicanten, des woche uf der staedt
wehre, der do kranck ist, sonder denn andernn pre-
dicanten habenn wolt, in solchem fall soll solcher
prediger, der also gebetenn, macht habenn, | denn
krancken zu besuchenn, doch nit anders dann mit
wissenn seins mithelffers, des woche uff solcher
staedt wehre, das also fur allenn dingenn diejeni-
genn, so in excommunication albereits gevallenn
oder da mann, sich deßgleichen zu befahrenn9 mit
mittell unnd wegenn, in Gottes wort verfasset, woll
underricht, das ergerniß verhutet unnd christlich
ordenung gehaltenn werdenn.
Sepultuer
Unnd da sichs durch denn willenn Gottes zutragt,
das einer toedts verfelt, so soll die begrebniß durch
denn predicanten, der seine wochen uff der staedt
hatt, uff wilcher die leich ist, bescheenn, unangese-
henn, ob die visitation, wie obsteeth, seinem mit-
helffer die vorige wochenn gebuert hatt, unnd solchs
alles nach ordenung, so dieß orts christlich angefan-
genn. Doch do es in sterbenszeiten oder sonst in par-
ticular fellenn die nott erfordern wurdt, die begreb-
niß uff andere maeße dann obgemelt vorzunehmen,
des sollen sie sich vereinigenn unnd darin christlich
haltenn, als ein ider gotseliger | predicant dieß alles
seiner vocation nach woll zu hertzenn fuhrenn unnd
das pfundt10, das ime der herr zu diesem hohen ampt
verluhenn, woll anlegenn unnd endtlich wie ein ge-
trewer dispensator unnd haushalter uff die rechen-
schafft der bevolenenn scheefflein11 mit allem vleiß,
ernst unnd vermugenn vermittels gotlicher hielff ge-
richt sein werdet.
Unnd zuletzt, nachdem in articuln, obevermelt,
das der ecclesiastes unnd predicant, wilcher itzo und
uber kurz oder langk das pfarhauß uff der alten
stadt innehatt, ein register machen unnd davon be-
scheidt gebenn solle, solchs soll ime zu keiner pre-

9 Bewahren, verhüten, Grimm, DWb 1, Sp. 1762.
10 Vgl. Mt 25,14-30; Lk 19,11-27.
11 Vgl. Joh 21,15-17.
12 Vgl. 1Tim 3,1-7; Tit 1,5-9.
13 Philipp IV. von Waldeck-Wildungen (reg. 1513-1574)

eminentz, dignitet oder hoher wirde vor seinem mit-
helffer gereichenn, sondernn umb obgedachter ur-
sachen unnd felle willenn bevohlenn sein. Unnd soll
der beider predicanten ampt uff maeß, wie obsteeth,
gleich unnd sie einander ministri verbi, auch also ein
des andernn mithelffer gentzlich sein unnd darvor
gehalten, sich in der leher nach der richtschnuer got-
lichs selig- | machenden worts einig, friedsam unnd
sunsten, wie diesem bischofflichen ampt gebuert
unnd eigent12, halten. Sollenn auch mit besoldung
iderzeit versehenn werdenn nach gestalt der perso-
nenn unnd des castens vermugennheit, sich mit ih-
rer besoldung benugenn lassenn, vonn tauff, sacra-
menten, begrebnuß unnd anderm nichts furdernn.
Dieß, wie obsteeth, wollenn die wolgebornenn unnd
edlenn herrn, her Philips der elter unnd her Walrab,
gevetternn13, gravenn zu Waldegk, unsere gnedigenn
herrn, denn predicantenn zu Corbach, darnach de-
sto beßer zu halten, zu gutter ordenung vorgestelt
habenn, doch das hiermit der uffgerichtenn castenn-
ordenung14 weitter, dann hierin erclert, nichts zu-
widder verstandenn sein soll. Unnd ob nach gelegen-
heit der zeit unnd personen in obgedachten articuln
etwaß zu endernn, zu mehren unnd zu verbeßern
befundenn oder | die predicanten sich in wenig oder
viell hierin selbs nicht vergleichen wurdenn, darzu
wollenn ire gnad mit verleihung des herrenn ihrem
bevohlenem ampt nach ferner, waß christlich unnd
billich, als die landt- unnd oberhernn geburlich ein-
sehens thuen unnd sich mit gnadenn gehalten.
Hiernebenn sollenn burgermeister unnd raith zu
Corbach mit uffsehens thuen, das dieser gestelten
ordenung gelebt werde, unnd do sie etzlich mangell
bei denn predicanten befundenn, die innen hinzule-
genn ohn ersuchenn unser gnedigenn herrn geburenn
wolten, das soll innenn mit glimpff15 unnd beschei-
denheit furzunehmen unnd zuvergleichen hiermit
zugelassenn sein. Unnd im fall, burgermeister unnd
raith die vergleichung nit treffenn mochtenn, soll

und Wolrad II. von Waldeck-Eisenberg (reg. 1539-1578),
siehe oben, S. 160, 166.
14 Korbacher Kastenordnung von 1543, oben, Nr. 11.
15 Anstand.

218
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften