15. Kirchenordnung 1556
15. Kirchenordnunga
31. März 1556
Kirchen Ordnung
Wie es mit der Reynen Lehr des Evangelii, Administration der heyligen Sacrament, Annehmung, verhörung
und bestetigung der Priester, Ordentlichen Ceremonien in den Kirchen, Visitation und Synodis in der
Herrschafft Waldeck gehalten werden soll.
Anno Domini b1556 Mense Martio auffgericht
[Wappen der Grafschaft Waldeck]
Paulus, 1. Corinth. 14 [40]
παντα ευσχημονως και κατα ταξιν γινεσθωb | A2r |
Wir, Philips der Elter1, Wolradt2, Johann3 und Sa-
muel4, Gevettern, Brüder, Vatter und Sohn, Graven
zu Waldeck etc., Wünschen und entbieten unsern
Andechtigenn und lieben getrewen, allen Predican-
ten, Pfarrherrn unnd Dienern des heyligen Göttli-
chen Worts, Des gleichen andern unsern undertha-
nen der Graveschafft Waldeck, Was Stands, Wirden
oder Condition die sein, Gnad und Fried von Gott,
unserm Vatter, unnd dem herrn Jesu Christo, Auch
unsern geneygten willen und gruß Und fügen euch
hiemit zuwissen.
Demnach wir betrachtet und zu hertzen gefüret,
Das die Götliche Majestat dem menschlichen ge-
schlecht nach dem fall und verderbter natur und
darauff erfolgten verheyssung der Restauration
durch des Weibs Samen5 keyn herrlicher, heylsamer,
köstlicherc oder notwendiger gaben zu pflantzung
und erhaltung beyde, der Seelen und des Leibs heyl,
seligkeyt, wolfart und gedeien auß lauter gnaden,
barmhertzigkeyt und vätterlicher liebe geschenckt
und verordnet hat, Dann das Priesterampt und
Weltliche regiment, zu dem uns ferner auß heyliger
a Textvorlage A (Druck): StaatsBibl Berlin, Dr 18059.
Textvorlage B [nach 1580] (Handschrift): LandesKA
EKKW Kassel, Konsistorium Waldeck Nr. 695. Abdruk-
ke Fassung A (gekürzt): Richter, Kirchenordnun-
gen II, S. 169-177; Curtze, Gesetzgebung, S. 62-94
(Nr. 26).
b-b Fehlt B.
c B: tröstlicher.
schrifft und lehr erinnert6, das eyner yeden from-
men, Christlichenn unnd Gotsförchtigenn Obrig-
keyt, nicht alleyn des yrrdischen Gewalts unnd
|A2v| herrschafft sich mit fleis zuunterfahen, die
Göttlichen und menschlichen vernunfftigen Gesatz,
Gericht unnd Gerechtigkeyt zuhandthaben, zuüben
und mitzuteylen, Die Frommen und Gehorsamen in
gutem frieden, eynigkeyt, zucht und erbarkeyt zu-
bewaren, Die bösen aber und ungehorsamen mit
dem Schwerdt zustraffen unnd hinzurichten
gebüret, Sondern das sie vil mehr und vor allen din-
gen des hymlischen, ewigen, unzergengklichen
Reichs Gottes unnd seines heyligen predigampts,
dadurch die menschen zu solchem Reich beruffen
werden, mit ernst sich anzunemen, dasselbige ge-
trewlich und mit unnachlessigem fleis zubefürdern
und zuschirmen pflichtig und schuldig ist.
So sein wir gleich von anfang unserer Regierung
von wegen uns von Gott aufferlegten und befolhe-
nen ampts allezeit, frü und spat, embsiglich unnd on
unterlaß nicht alleyn daran gewesen, das unsere ar-
men underthanen eyn still, rüwig, friedsam und er-
1 Philipp IV. (reg. 1513-1574), siehe oben, S. 160.
2 Wolrad II. (reg. 1539-1578), siehe oben, S. 166.
3 Johann I. (reg. 1539-1567), siehe oben, S. 166.
4 Samuel (1528-1570) war der Sohn Philipps IV., er re-
gierte das Amt Wildungen, Varnhagen, Grundlage,
S. 72-77.
5 Gen 3.
6 Vgl. Lk 22,38.
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15. Kirchenordnunga
31. März 1556
Kirchen Ordnung
Wie es mit der Reynen Lehr des Evangelii, Administration der heyligen Sacrament, Annehmung, verhörung
und bestetigung der Priester, Ordentlichen Ceremonien in den Kirchen, Visitation und Synodis in der
Herrschafft Waldeck gehalten werden soll.
Anno Domini b1556 Mense Martio auffgericht
[Wappen der Grafschaft Waldeck]
Paulus, 1. Corinth. 14 [40]
παντα ευσχημονως και κατα ταξιν γινεσθωb | A2r |
Wir, Philips der Elter1, Wolradt2, Johann3 und Sa-
muel4, Gevettern, Brüder, Vatter und Sohn, Graven
zu Waldeck etc., Wünschen und entbieten unsern
Andechtigenn und lieben getrewen, allen Predican-
ten, Pfarrherrn unnd Dienern des heyligen Göttli-
chen Worts, Des gleichen andern unsern undertha-
nen der Graveschafft Waldeck, Was Stands, Wirden
oder Condition die sein, Gnad und Fried von Gott,
unserm Vatter, unnd dem herrn Jesu Christo, Auch
unsern geneygten willen und gruß Und fügen euch
hiemit zuwissen.
Demnach wir betrachtet und zu hertzen gefüret,
Das die Götliche Majestat dem menschlichen ge-
schlecht nach dem fall und verderbter natur und
darauff erfolgten verheyssung der Restauration
durch des Weibs Samen5 keyn herrlicher, heylsamer,
köstlicherc oder notwendiger gaben zu pflantzung
und erhaltung beyde, der Seelen und des Leibs heyl,
seligkeyt, wolfart und gedeien auß lauter gnaden,
barmhertzigkeyt und vätterlicher liebe geschenckt
und verordnet hat, Dann das Priesterampt und
Weltliche regiment, zu dem uns ferner auß heyliger
a Textvorlage A (Druck): StaatsBibl Berlin, Dr 18059.
Textvorlage B [nach 1580] (Handschrift): LandesKA
EKKW Kassel, Konsistorium Waldeck Nr. 695. Abdruk-
ke Fassung A (gekürzt): Richter, Kirchenordnun-
gen II, S. 169-177; Curtze, Gesetzgebung, S. 62-94
(Nr. 26).
b-b Fehlt B.
c B: tröstlicher.
schrifft und lehr erinnert6, das eyner yeden from-
men, Christlichenn unnd Gotsförchtigenn Obrig-
keyt, nicht alleyn des yrrdischen Gewalts unnd
|A2v| herrschafft sich mit fleis zuunterfahen, die
Göttlichen und menschlichen vernunfftigen Gesatz,
Gericht unnd Gerechtigkeyt zuhandthaben, zuüben
und mitzuteylen, Die Frommen und Gehorsamen in
gutem frieden, eynigkeyt, zucht und erbarkeyt zu-
bewaren, Die bösen aber und ungehorsamen mit
dem Schwerdt zustraffen unnd hinzurichten
gebüret, Sondern das sie vil mehr und vor allen din-
gen des hymlischen, ewigen, unzergengklichen
Reichs Gottes unnd seines heyligen predigampts,
dadurch die menschen zu solchem Reich beruffen
werden, mit ernst sich anzunemen, dasselbige ge-
trewlich und mit unnachlessigem fleis zubefürdern
und zuschirmen pflichtig und schuldig ist.
So sein wir gleich von anfang unserer Regierung
von wegen uns von Gott aufferlegten und befolhe-
nen ampts allezeit, frü und spat, embsiglich unnd on
unterlaß nicht alleyn daran gewesen, das unsere ar-
men underthanen eyn still, rüwig, friedsam und er-
1 Philipp IV. (reg. 1513-1574), siehe oben, S. 160.
2 Wolrad II. (reg. 1539-1578), siehe oben, S. 166.
3 Johann I. (reg. 1539-1567), siehe oben, S. 166.
4 Samuel (1528-1570) war der Sohn Philipps IV., er re-
gierte das Amt Wildungen, Varnhagen, Grundlage,
S. 72-77.
5 Gen 3.
6 Vgl. Lk 22,38.
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