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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0250
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Waldeck

barlich leben führen, bei dem iren pleiben, die leibs-
narung suchen unnd sich mit ehren hinbringen, Son-
dern unsere sorgen, gedancken, sinn unnd gemüt al-
lermeyst dahin gerichtet, das Gottes Wort, Sacra-
ment und Kirchendienst zu ererbung der ewigen see-
len seligkeyt recht außgebreytet, gehandelt und ge-
trieben werden Unnd also beyde oberzelten ämpter
zugleich in vollem zwangd7 gehen möchten, Auch
derhalben vorlangst ettliche abgöttereienn, grewel
und missbreuch, auch andere yrrthumb, verfü-| A3r |
rische, falsche lehren unnd alten Tant, so dem Evan-
gelio zuwidder und in unsern Kirchen gleich wie inn
andern under dem Bapstumb eingewurtzelt, ab-
schaffen und außrotten und darfür die reyne, war-
hafftige, Christliche und Apostolische lehr pflantzen
lassen.
Dieweil wir aber zum teyl selber gespüret, auch
durch andere trewhertzige, Gotsförchtige Leuth be-
richtet, das noch etwas ungleichheyt inn Ceremoni-
en, Gesengen, Ferien8, Auch mangel und unge-
schickligkeyt an den Dienern der Kirchen und
Schulen, Ordination, Confirmation und Visitation
derselben Und dergleichen gebrechen und unord-
nungen mehr in unsern Kirchen sich zutragen und
ereugen, Haben wir gedacht, das uns auß erwegung
obgerürter ursach, auch solcher unrichtigkeyt, man-
gel und gebrechen vermittelst Göttlicher hilff zube-
gegnen, dieselben durch gebürliche wege zuvereyni-
gen, zuvergleichen und abzuthun zustehen und ge-
büren wölle.
Derwegen etlichen unsern gelerten und vor-
nembsten Predicanten diese gegenwertige Kirchen
Ordnung, wie es mit Christlicher leer, reychung der
Sacramenten, annemung und bestetigung der Pfarr-
herrn unnd Schulmeyster, Ordentlichen Ceremoni-
en, Visitation der Kirchen unnd Schulen, Auch an-
deren dermassen notwendigen puncten mehr in un-
ser herrschafft durchauß eyntrechtiglich und gleich-

d B: schwang.
e-e Fehlt B.

7 Schwang.
8 Feiertagen, Grimm, DWb 3, Sp. 1530.
9 Möglicherweise ist hier auch die Waldecker Kirchenord-
nung von 1525 gemeint, oben, Nr. 2.

förmig gehalten werden soll, Auß heyliger schrifft,
auch auß der alten unnd an-| A3v | dern guten Ord-
nungen9 zuverfassen aufferlegt unnd befolhen, Wel-
che wir dann, Nachdem sie durch dieselbigen ge-
stellet und uns uberreychet, mit fleis durchsehen
und daraus vermercket, das sie der warhafftigen
Christlichen Religion, den Biblischen, Propheti-
schen unnd Apostolischen Schrifften, Den Symbolis
Apostolico, Niceno und Athanasino10, Darzu den al-
ten Catholischen, wahren, Christlichen Kirchen inn
allwege gemeß, zuerhaltung rechts, gleichen ver-
stands des Evangelii und wahren, unverfelschten
Gottesdiensts, Auch zuverhütung allerhandt erger-
nus, so auß zweyspalt der Ceremonien entspriessen
künten, fast11 dienlich, Und darumb dieselbige also,
in unsern Kirchen allenthalben zugebrauchen und
zuhalten, gutwilliglichen angenommen, Auch uns
deren selbs underwürffig zu machen und gleichför-
mig zuleben schuldig erkennet, Bevelhen derwegen
euch allen samptlich unnd eynem yeden in sonder-
heyt ernstlich Und wöllen, Ihr sollicher Christli-
chenn Ordnungenn bei vermeidung Göttliches
zorns, auch sunst gebürlicher straaff, hinfürter in
allen iren puncten, Clausuln unnd articuln mit
höchstem fleis steht, fest und eynmütiglich nachset-
zen, Darwidder nicht[s] vornehmen noch eyn son-
ders oder eygensinniges zumachen understehen in
keynerley weise, Sondern wachen und sorgen, die
Geystliche eynigkeyt im bande der Liebe und Frie-
dens zuerhalten12. | A4r |
Gott, der Allmechtige, Ewige, Barmhertzige
Vatter, geb uns allen Durch seinen lieben Sohn, un-
sern Herrn Jesum Christum, den Geyst der eynhel-
ligen Lehr und Glaubens, auch die Krafft, zuleysten
seinen Göttlichen willen, Amen.
eGeben zu Waldeck Im jar nach der Menschlichen
erlösung funffzehenhundert und funfftzig Sechs, am
letzten tag des Monats Martiie. | A4v |

10 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
11 Sehr.
12 Vgl. Eph 4,3.

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