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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0251
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15. Kirchenordnung 1556

fVon der Warhafftigen Christlichen lehre

Erstlich ordnen und wöllen wir, das alle Pfarrherren
und Undersassen13 unser Graveschafft Waldec-
keng von dem Ewigen, Eynigen, Unzerteylten Göt-
lichen wesen und doch drei unterscheydenen Perso-

f B: Das 1. capitel.
g B: Waldecken lehren, halten unnd gleuben sollenn.
h-h B: Von vereinigung beider naturn in Christo undt von
derselbigen hohen gemeinschafft, welche sie vermuge der
persohnlichen vereinigung miteinander haben, unnd von
dem sizen des menschensohns zue der rechten Gottes,
des vatters, von erschaffung aller creaturn, vom freyen
willen unnd menschlichen kräfften, vom fall der erstenn
menschen, von der sund, erbsundt und wircklichen sun-
den, vom gottlichen ewigen gesez, vom evangelio, vom
unterscheidt des gesezes unnd evangelii, von vergebung
der sunden unnd wie der mensch vor Gott gerecht wirdt
umb des herrn Christi willen allein durch denn glaubenn,
von guten werckenn, von der genadenwahl Gottes in
Christo zum ewigen lebenn, von den sacramenten, von
der tauff, von der warhafftigen und wesendtlichen ge-
genwardt des wahren leibs und bluts Christi im abendt-
mahl des herrn hie auf erdenn, von der bekerungh, von
der absolution, von christlicher freyheit, vom ergernis,
vom ehestandt, vonn weltlicher obrigkeitt, von aufer-
stehung der todten und ewigem leben etc., wie solches
Gott durch seinen sohn Jesum Christum der weldt selbst
geoffenbaret hat, in der propheten unnd aposteln schriff-
ten verfaßet, auch in dem verstande der symbolen Apo-
stolico, Niceno unnd Athanasii [BSLK S. 21-30] außge-
truckt ist, deßgleichenn die Augspurgische Confession,
anno 1530 keyserlicher majestadt uberandtwordtet, der-
selbigen Apologia, von Philippo Melanchthone gestellett
[BSLK S. 44-404], wie auch die Schmalchaldischen Ar-
ticuli [BSLK S. 405-468], klein undt großer catechismus
Lutheri [BSLK S. 499-733] und andere schrifften, so
dem concordienbuch [BSLK S. 739-1100], von etzlichen
ständen des reichs anno 1580 unterschrieben unnd pu-
bliciret, einverleibet sein, darauf wir uns hiemit geliebter
kurz halben gereferiret unnd gezogenn haben wollenn.
Damitt aber ein jeglicher pfarrer die symbola täglich fur
sich habe unnd, so offt es die gelegenheit gibt, seinen
zuhörern dieselbigen könne vorlesen unndt, so viel mug-
lich, einbilden, haben wir sie baldt im anfangk vorher
sezenn wollenn.
Die drey symbola oder bekentnis des glaubens Christi,
in der kirchen einträchtiglich gebraucht, darin der
grundtt unnd die regel christlicher lehr verfaßet ist.
Symbolum Apostolicum [BSLK S. 21]: Ich gleube an
Gott vatter, almechtigen schöpfer himels unnd der er-
den, und an Jesum Christum, seinen eingebornen sohn,
unsern hern, der empfangen ist vom h[eiligen] geist, ge-
born von der jungfrawen Maria, gelitten unter Pontio
Pilato, gecreutziget, gestorben unnd begraben, niderge-
fahren zur helle, am dritten tag auferstanden von den

nen, Gottes des Vatters, Gottes des Sohns und Got-
tes des heyligen Geystes, hVon der Erbsünde, Von
den zweyen naturen in Christo, Wie man vor Gott
fromb und gerecht werde, Was der glaub sei, der vor

todten, aufgefahren gen himel, sizent zur rechten Gottes,
des almechtigen vatters, von dannen er kommen wirdt
zue richten die lebendigen unndt die todtenn. Ich gleube
an den heyligen geist, ein heilige christliche kirche, die
gemeinschafft der heyligen, vergebung der sunden, auf-
erstehung des fleisches unndt ein ewiges lebenn.
Symbolum Nicenum [BSLK S. 26f.]: Ich gleube einen ei-
nigen, almechtigen Gott, den vatter, schöpfer himels und
der erden, alles, das sichtbar unnd unsichtbar ist; unnd
an einen einigen hern Jesum Christum, Gottes einigen
sohn, der vom vatter geboren ist vor der ganzen weldt,
Gott von Gott, liecht vonn liecht, warhaftiger Gott vom
warhaftigen Gott, geborn, nit geschaffen, mitt dem vat-
ter in einerley wesen, durch welchen alles geschaffen ist,
welcher umb uns menschen unnd umb unser seligkeit
willen vom himell kommen ist unnd hatt menschliche
natur ahn sich genommen durch den h. geist von der
jungfrawen Maria unnd ist mensch worden, auch fur uns
gecreuziget unter Pontio Pilato, gelitten unnd begraben
unnd am dritten tage auferstanden nach der schrifft,
unnd ist aufgefahren gen himel unnd sizet zur rechten
des vatters unnd wirt wiederkommen mit herligkeit, zue
richten die lebendigenn unnd die toten, des reich kein
ende haben wirdt; Undt an den hern, den h. geist, der da
lebendig machet, der vom vatter und sohn außgehet, der
mit dem vatter unnd dem sohn zuegleich angebetet
unndt zuegleich geehret wirdt, der durch die propheten
geredt hatt; Unnd ein heilige, christliche, apostolische
kirche. Ich bekenne ein einige tauff zur vergebung der
sunden unnd warte auf die auferstehung der todten unnd
ein leben in der zuekunfftigen weldt, Amen.
Symbolum Athanasii [BSLK S. 28-30]: Wer da will selig
werden, der mus fur allen dingen ein rechtten christli-
chen glauben haben. Wer denselbigen nicht ganz und
rein heldt, der wird ohn zweiffel ewiglich verlohren sein.
Das ist aber der rechte christliche glaube, das wir ein
einigen Gott in drei persohnen und drei personen in ei-
niger gottheit ehrenn. Unnd nicht die persohnen ineinan-
der mengen noch das gottliche wesen zertrennen. Ein an-
dere person ist der vatter, ein andere der sohn, ein an-
dere der h. geist. Aber der vatter unnd sohn und h. geist
ist ein einiger Gott, gleich in der herligkeit, gleich in ewi-
ger majestedt. Welcherley der vatter ist, solcherley ist
der sohn, solcherley ist auch der h. geist. Der vatter ist
nicht geschaffen, der sohn ist nichtt geschaffen, der
h. geist ist nichtt geschaffen. Der vatter ist unermeßlich,
der sohn ist unermeßlich, der h. geist ist unermeßlich.
Der vatter ist ewig, der sohn ist ewig, der h. geist ist
ewig, und sindt doch nicht drey ewige, sondern es ist

13 Hintersassen, Untertanen.

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