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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0252
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Waldeck

Gott fromb unnd gerecht macht, Das wir vergebung
der Sünden (alleyn durch den Glauben) an Chri-
stum erlangen14, Das der mensch gerecht werde on
des Gesetzes werck, alleyn durch den Glauben, Von
der Liebe und erfüllung des Gesetzes, Von der
Christlichen Kirchen Et caetera Leren, Halten und
Glauben sollen, wie solches Gott durch seinen Sohn
Jesum Christum der Wellt selbs offenbaret hat, Inn

der Propheten unnd Aposteln |B1r| Schrifften ver-
fasset, Auch in dem verstandt der Symbolen, Apo-
stolico, Niceno unnd Athanasii15 außgedruckt ist,
Der Catechismus16 und bekentnus Lutheri17, Die
Augspurgische Confession, Anno 1530 Keyserlicher
Majestat uberantwort, Deßgleichen Apologia Phi-
lippi Melanthonis18 außweisenh.

iVon der Tauff und wie es damit gehalten werden soll

jZum Andernj Dieweil das Sacrament der heyligen
Tauff zur Seelenk seligkeyt nötig, Auch klar am ta-
ge, das Gott der herre an der Tauffe der jungen Kin-
der gefallens hat, Dann es gewiss, das die Götliche
verheyssung der gnaden des heyligen Geystes und
seligkeyt nicht alleyn die Alten, sondern auch die
ein ewiger. Gleichwie auch nicht drey unerschaffene noch
drey unermeßliche, sondern es ist ein unerschaffener
unnd ein unermeßlicher. Also auch der vater ist allmech-
tig, der sohn ist allmechtig, der h. geist ist allmechtig.
Unnd sindt doch nicht drei allmechtige, sondern es ist
ein almechtiger. Also der vatter ist Gott, der sohn ist
Gott, der h. geist ist Gott. Unnd sindt doch nicht drey
götter, sondern es ist ein Gott, also der vatter ist der
herr, der sohn ist der herr, der h. geist ist der herr. Unndt
sindt doch nicht drei hern, sondern es ist ein herr, den
gleichwie wir mußen nach christlicher warheitt ein jeg-
liche persohn fur sich Gott unndt hern bekennen, also
können wir im christlichen glauben nicht drey götter
oder drey herrn nennen. Der vatter ist von niemandt
weder gemachtt noch erschaffenn noch gebornn. Der
sohn ist allein vom vatter nicht gemachtt noch erschaf-
fenn, sondernn gebornn. Der h. geist ist vom vatter und
sohn nicht gemacht, nicht erschaffen, nicht geborn, son-
dern außgehendtt. So ists nun ein vatter, nicht drey vat-
ter, ein sohn, nicht drey söhne, ein h. geist, nicht drei
h. geiste. Unnd unter diesen dreyen persohnen ist keine
die erste, keine die lezte, keine die größeste, keine die
kleineste, sondern alle drey persohnen sindt mitteinan-
der gleich ewig, gleich groß, auf daß also, wie gesagt ist,
drey persohnen in einer gottheitt unnd ein Gott in drey
persohnen geehrett werde. Wer nun will selig werden, der
mus alßo von den drey persohnen in Gott halttenn. Es
ist aber auch noth zur ewigen sehligkeit, das man trew-
lich gleube, das Jesus Christus, unser herr, sey warhaff-
tiger mensch. So ist nu diß der rechte glaube, so wir glau-
ben und bekennen, das unser herr Jesus Christus Gottes
sohn, Gott unndt mensch ist. Gott ist er auß des vatters
natur vor der weldtt geborn, mensch ist er auß der mut-
ters natur in der weldtt gebornn. Ein volkommener
Gott, ein volkommener mensch mitt vernunfftiger seelen
und menschlichem leibe. Gleich ist er dem vatter nach
der gottheit, kleiner ist er denn der vatter nach der

Kinder belangen19, Sol soll es mit der Kinder Tauff
gehalten werden, wie volgt.
Erstlich Soll die Kindertauff auff die Feier- unnd
Predigtage des morgens vor Mittage gehalten wer-
den, Es were dann sach, das die notturfft und
menschheitt, unnd wiewol er Gott unnd mensch ist, so
ist er doch nichtt zween, sondernn ein Christus. Einer
nicht, daß die gottheit in die menschheit verwandelt sey,
sondern das die gottheit die menscheit an sich genom-
men. Ja, einer ist er, nicht, das die zwo naturn vermen-
get sindt, sondernn das er ein einige persohnn ist. Denn
gleichwie leib und seehl ein mensch ist, so ist Gott unnd
mensch ein Christus, welcher gelitten hatt umb unser
sehligkeit willenn, zur hellen gefahren, am dritten tage
auferstanden von den todten, aufgefahren gen himel, si-
zet zur rechten Gottes, des allmechtigen vatters. Von
dannen er kommen wirdt zue richten die lebendigen undt
die toten, unnd zue seiner zuekunfft [=Wiederkehr] mu-
ßen alle menschen auferstehen mit ihren eigen leiben und
mußen rechenschafft geben, was sie gethan haben, unnd
welche guts gethan haben, werden ins ewige leben gehen,
welche aber böeßes gethan, ins ewige fewer. Das ist der
rechte christliche glaube. Wer denselben nicht fest unnd
trewlich gleubt, der kan nicht selig werdenn.
i B: Das 2. capitel.
j-j Fehlt B.
k Fehlt B.
l B: Derwegen sollen die prediger ihre pfarkinder trewlich
vermahnen, ihre kinderlein zum furderlichstenn zur
h. tauffe zue tragenn und solchs, so viel muglich, auß
keinerley uhrsachenn, wie die sein mögenn, zu verschie-
ben noch damit kinderspiel oder leichtfertigkeit zue trei-
ben mit ernstlicher erinnerung, wo sie die tauffe verzie-

14 Röm 3,28.
15 Siehe oben, Anm. 10.
16 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S. 499-534.
17 Die Schmalkaldischen Artikel von 1537, BSLK
S. 405-468.
18 Das Augsburger Bekenntnis von 1530 und die Apologie
von 1531, BSLK S. 44-404.
19 Vgl. Mt 18,3; Mk 10,14.

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