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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0267
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15. Kirchenordnung 1556

Das ander teyl der predig und befelch unsers Herrn
Jesu Christi Ist das fröliche Evangelium, Nemlich
vergebung der sünde. Wiewol nun dieselbige nir-
gents dann von Gott durch das Blut Jesu Christi zu
uns kommen mag, so hat auch der Herre Christus
dise gewalt und herrligkeyt allhie auff erden der
heyligen Christenheyt gegeben, das sie maacht hat,
inn diesen schatz seiner Göttlichen gnade zugreiffen
unnd von sünden auffzulösen, Was nur auff sein
wort und in seinem namen auffgelöset zu sein be-
geret. oGleubt ir disen wortten, so eröffnet ewere
hertzen, den hymlischen Ablaß zuempfahen, Und
höret den gnadenreichen sententz, deno ich euch als
eyn Diener der Gemeyne Gottes im Na-| E4v| men
unsers erlösers Jesu Christi unnd an stadt der hey-
ligen Christenheyt verkündigen will.
pHierauff spreche der Pfarherr eyn offene Absolu-
tion, in massen, oben bei der besondern Beicht ver-
meldetp103.
Darnach, auff die tage des Abentmals, Sollen die
Gemeynen Pfarrherrn auff den Dörffern vor der
Predige eynen Teutschen Psalmen, dem Fest oder

o-o B: Diesen worten solt ihr vonn hertzenn gleuben undt
darauff die gnadenreiche absolution empfangen, welche.
p-p B: Unnd solt ihr diß wordtt der absolution achttenn, alß
ob euch Gott durch eine stimme vom himel gnad unndt
vergebung ewerer sunden zuesagte, unnd soldt Gott
herzlich dancken, der solchen gewaldt der kirchenn unnd
den christen auff erdenn gegebenn hatt.
Forma der absolution
Der allmechtige Gott unnd vatter unsers hern Jesu Chri-
sti will euch gnedig unnd barmherzig sein unnd will euch
alle ewere sunde vergeben umb des willen, daß sein lieber
sohn Jesus Christus dafur gelitten hatt unndt gestorbenn
ist. Unndt im nahmen deßelbigen unsers herrnn Jesu
Christi, auf seinen bevehl unnd inn krafft seiner wordte,
da er sagt: Welchen ihr die sunde erlaßet, denen sindt sie
erlaßen, etc. [Joh 20,23; vgl. Mt 16,19; 18,18], spreche
ich euch aller ewerer sundenn frey, ledig unndt loiß, daß
sie euch alzuemahl sollen vergebenn sein so reichlich
unnd volkommen, alß Jesus Christus daßelbige durch
sein leidenn unndt sterbenn verdienet unndt durchs
evangelium in alle weldtt zue predigen befohlenn. Unndt
dieser tröstlichen zuesage, so ich euch itztt im nahmen
des herrn Christi gethan, der wöllet euch tröstlich an-
nemen, ewer gewißen darauff zuefriedennstellen unndt
festiglich glaubenn, ewer sunde sind euch gewißlich ver-

Sontags Evangelium gemeß, singen, Darauff eyn
Kyrie Eleison drei mal. Item singe der Pfarherr:
Preiß sei Gott in der höhe. Volgents der Chor oder
Gemeyn: Alleyn Gott in der höhe sei ehre, etc.
Ferner singe der Priester: Der Herre sei mit Euch.
Chor: Und mit deinem geyst.
Darauff volgt eyn teutsche Collect, demselbigen fest
oder Sontag gemeß.
Dann wende sich der Priester gegen dem volck, lese
oder singe die Epistel Deutsch.
qDarnach singe man eyn geystlich gesenge, wie sol-
ches die zeit erfordertq.
Demnachr lese odder singe der Priester das Evan-
gelium De Dominica odder Festo Deutsch gegen
dem volck. | F1r |
sUnd darauff: Ich gleube an eynen Gotts
Die Gemeyne aber Den Deutschen Glauben104.
Hierauff volgt die Predigt.
Wann nun die Predigt geendet, tSollen die Commu-
nicanten fein züchtiglich nacheynander, Erstlich die
Manss- unnd volgents die Weibspersonen, vor dem

geben im namen des vatters unnd des sohns unnd des
h. geistes, Amen.
q-q Fehlt B.
r B: Darnach.
s-s Fehlt B.
t-t B: soll der pfarher vor dem altar diese volgende kurze
vermanung denn communicanten fursagenn, so er zeit
hatt:
Meine allerliebsten in Gott. Dieweil wir nun daß abendt-
mal unsers lieben herrn Jesu Christi wollen bedenckenn
unndt haltten, darin uns sein fleisch zue einer speiße
unndt sein bludt zue einem tranck, nicht des leibs, son-
dern der seelen gegebenn wirdt, sollenn wir billich mit
großem vleiß ein jeglicher sich selbst pruefen, alß Paulus
sagtt [1Kor 11,28], unndt denn von diesem brodt eßen
unndt vonn diesem kelch trincken, denn niemandt soll,
sondern allein ein hungerige seele, die ihre sunde er-
kandt, Gottes zorn und denn todt furchtet unnd nach
der gerechtigkeitt hungerig unndt durstig ist [Mt 5,6],
diß heylig sacrament empfahenn. So wir aber uns selbs
prufen, finden wir nichts in uns dann sunde unnd todt,
103 Siehe oben, S. 243.
104 Luther, Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.

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