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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0272
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Waldeck

seine gnad und barmhertzigkeyt lob und danck sa-
gen, das er euch (vermittelst diesem heyligen Sa-
crament) von newem an mit dem haupt der heyligen
Christenheyt, Jesu Christo, vereynigt hat, das ir un-
ter demselben Bischoff und hirdten unser seelen
trewlich versorget und erhalten sollet werden. Des
habt ir zu versicherung sein eygen wort, da er
spricht: Ich kenne meine Schäflein, unnd sie volgen
mir, und ich gebe inen das ewig leben, unnd sie wer-
den nimmermehr umbkommen, unnd niemandt
wirdt sie auß meiner handt reissen. Der vatter, der
mir sie gegeben hat, ist grösser dann alles, unnd nie-
mandt kan sie | G3r | auß meiner handt reissen. Ich
unnd der Vatter sein eyns128. Frölicher botschafft
kan zu ewerm hauß nicht kommen, denn wie yhr
yetzundt höret, Das sich umb ewer seligkeyt willen
Gott im hymel mit Jesu Christo, seinem lieben
Sohn, eynes gleichen sinnes miteynander berathen
und vereyniget haben129. Wer wolte widder den sein,
der Gott auff seiner seiten hat? Wer wolte da be-
schuldigen, da Gott selbs gerecht machet? Wer wol-
te da verdammen, da Christus ist, der da gestorben
ist und aufferstanden und sitzet zur rechten Gottes?
Derhalben solt ir euch nun on alle forcht dem
creutz Jesu Christi, unsers lieben herrn, unterwerf-
fen und die vätterliche züchtigung unsers hymli-
schen vatters nicht nach dem fühlen des krancken,
unleidlichen fleysches, sondern nach seinem wort
und durch den glauben erkennen, Nemlich das es
not sei, das unser alter mensch also gecreuziget
werde130, das sie mit Christo müssen leiden, welche
mit im herschen unnd zur herligkeyt wöllen erhaben
werden131, Das das leiden dieser zeit der herrligkeyt
nicht werdt sei, die an uns soll offenbart wer-
den132. Eyn solcher glaub hilffet frölich hindurch,
das die zeitlichen trübsal leicht werden, Dann er
machet sehen auff das unsichtbare unnd nicht auff
das sichtbare133. Alle züchtigung (sagt der Apo-
stel134), wenn sie da ist, duncket sie uns nicht freude,
m Fehlt B.
128 Joh 10,27-30.
129 Röm 8,31.33-34.
130 Röm 6,6.
131 2Tim 2,12.
132 Röm 8,18.

sondern traurigkeyt sein. Aber darnach wirt sie ge-
ben eyne friedsame frucht der Gerechtigkeyt denen,
die dardurch geübet sein. Darzu ist Gott getrewe
unnd wirdt niemands | G3v | uber sein vermügen ver-
suchen lassen, sondern also mit der versuchung eyn
ende machen, das mans ertragen konne135. Ich bin
bei im in der not, spricht der Herr136, Ich will in
raußreissen und zu ehren machen, des helff euch
Gott durch Jesum Christ mit gnad, fried unnd freud
im heyligen Geyst, Amenk
Die rohen, Gottlosen leuth, die lange zeit sich vom
Sacrament enthalten und in keyne predigt kommen
sein, Auch villeicht weder Vatter unser137, glau-
ben138, noch Zehen gebot139 wissen, Item Diejenigen,
so inn offentlichen lastern, als Ehebruch, Hurerei,
Hass, Neid und dergleichen liegen, So die inn irer
kranckheyt des Sacraments begeren würden, Sol der
Pastor damit nit eilen, sondern sich zuvor erkündi-
gen, ob auch rechtschaffene poenitentz vorhanden
unnd die kranckheyt so hefftig, das damit lenger nit
verzogen werden köndte, unnd alsdann bei inen er-
scheinen, sie irer sünden halben ernstlich straffen
unnd vermanen und dahin bringen, das sie ire sünd
mit rew und leyt bekennen und zusagen, das sie her-
nachmals das Sacrament fleissig gebrauchen, die
Predig hören, betten lernen und von iren sünden ab-
stehen wöllen. Wann solches geschehen, soll er sie
fleissig von dem brauch des Abentmals unterrichten
und alsdann, so sie es begeren, inen dasselbige mit-
teylen.
Diejenigen, so yhrer natur halben das Nachtmal
gantz zu empfangen verhindert werden, Als wenn
eyn | G4r | mensch von natur nicht wein trincken
möcht odder kranckheyt halben nicht behalten kün-
te und doch das Nachtmal von hertzen begeren
unnd sonderlich am Christlichen bekantnus keyn
mangel erfunden würde, denen sol der Kirchendie-
ner das Sacrament unter eyner gestalt alleyn nicht
133 2Kor 4,18.
134 Hebr 12,11.
135 1Kor 10,13.
136 Ps 91,15.
137 Mt 6,9-13.
138 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
139 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.

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