15. Kirchenordnung 1556
reychen, sondern erinnert werden, sich an das wort
und geystliche niessung zuhalten.
Wie man die Krancken besuchen und trösten soll
Dieweil auch der Christliche Glaube und Lieb erfor-
dert, unsere krancken Brüder zu besuchen und in
irer schwachheyt auß Gottes wort zu trösten,
Matth. xxv [36] Und Ecclesiastici vii [Sir 7,39], So
sollen auch die Pfarrherrn yhre krancke Pfarrkinder
zu besuchen sich nit beschweren Und, wo es die ge-
legenheyt und wonung des Krancken erleiden mag,
in seiner behausung bei ime handeln wie volgt. Doch
da des krancken schwachheit solche lange tröstung
nicht erleiden künt, mag er sie nach gelegenheyt ab-
kürtzen Oder aber inn der Kirchen, beiwesens der
Gemeyn, dergleichen vermanung und gebet außrich-
ten:
nLieben Brüder. Dieweil uns der herr Jesus Christus
durch sein Göttlich wort befolhen hat, die krancken
in iren nöten zubesuchen140, Und darneben gnedig-
lich verheyssen, das ers am jüngsten tag nicht an-
ders | G4v | deutten wölle, dann ob wir diese wolthat
an inen selbs gelegt hetten, Auff diß gnadenselig an-
halten unsers lieben herrn haben sich diese gegen-
wertige unsere brüder und schwester als gliedmaß
der heyligen Christenheyt allhieher zu euch gefügt,
ire mitleiden uber ewer kranckheyt unnd zuvorab
iren glauben an euch zubeweisen. Und ist diß unser
meynung, das wir den hymlischen vatter im namen
Jhesu Christi, seines liebenn Sohns, bitten wöllen,
das er euch an leib und seel gesundt wölle machen
und uns gnediglich erhören, wie er etwan den
Hauptman für seinen krancken knecht Und das
Heydnische frewlein, für ire krancke tochter bitten-
de, erhöret hat141. Damit nun unser gebet villeicht
n-n Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 23r-23v.
o B: schwachen glaubenn.
p-p Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 23v.
q-q B: So man zeitt hatt und gelegenheitt, mag man den
krancken auß den psalmen oder litaney unnd folgenden
gebetenn tröstenn. [Dieser Abschnitt stammt aus He-
fentregers Agende, fol. 24r-25r].
durch schwachheyt ewers glaubens nicht verhindert
werde, so solt ir frölich auffwachen im glauben unnd
eynen muht schöpffen auß unsers lieben herrn Chri-
sti wort, da er sagt: Den gleubigen sein alle ding
müglich142. Und achte es nicht anders, dann das er
auch zu euch sage: Sei getrost, mein sohn, dein
glaub hat dir geholfen143. Ob nun das fleysch nach
seiner weise zum unglauben reytzen wolt, So bittet
mit dem Evangelischen Haußvatter144, das euch der
herre im unglaubeno zu hilff komen und den glauben
vermehren und stercken wöllen.
Oremus:
pAllmechtiger Gott, barmhertziger vatter, Du
hast uns armen, unwirdigen sündern durch Jesum
Christum, deinen lieben Sohn, zugesagt, Wo zwen
odder |H1r| drei in deinem namen versamlet seien
unnd sich, umb etwas von deiner gütigkeyt zubit-
ten, vereyniget haben, da wölle er im mittel sein und
in solle widerfaren, wie sie gleuben145. Hierauff kom-
men wir vor dein Göttlich angesicht, und disen un-
sern bruder, den du mit deiner handt angegriffen
hast, bringen wir zu dir, wie etwan die vier den ar-
men gichtbrüchtigen deinem Sohn Christo zügetra-
gen haben146, Und bitten, du wöllest ansehen den
glauben deiner heyligen Christenheyt, von welcher
wegen wir alhie versamlet sein, unnd wöllest uns
[e]ingeben zubitten, was recht ist, und uns durch
deine barmhertzigkeyt unsers glaubens lassen ge-
niessenp.
qDie Litaney bei den Krancken
Herr Gott vatter im hymel, Erbarm dich uber in.
Herr Gott Sohn, der welt heylandt, Erbarm dich,
etc.
140 Mt 25,36-40.
141 Der Hauptmann von Kapernaum: Mt 8,5-13; Lk 7,1-10;
Joh 4,46-53; die kanaanäische Frau: Mt 15,21-28; Mk
7,24-30.
142 Mk 9,23.
143 Mt 9,22; Mk 5,34; 10,52; Lk 7,50; 8,48; 17,19; 18,42.
144 Vgl. Mk 9,24.
145 Mt 18,19-20.
146 Mk 2,4.
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reychen, sondern erinnert werden, sich an das wort
und geystliche niessung zuhalten.
Wie man die Krancken besuchen und trösten soll
Dieweil auch der Christliche Glaube und Lieb erfor-
dert, unsere krancken Brüder zu besuchen und in
irer schwachheyt auß Gottes wort zu trösten,
Matth. xxv [36] Und Ecclesiastici vii [Sir 7,39], So
sollen auch die Pfarrherrn yhre krancke Pfarrkinder
zu besuchen sich nit beschweren Und, wo es die ge-
legenheyt und wonung des Krancken erleiden mag,
in seiner behausung bei ime handeln wie volgt. Doch
da des krancken schwachheit solche lange tröstung
nicht erleiden künt, mag er sie nach gelegenheyt ab-
kürtzen Oder aber inn der Kirchen, beiwesens der
Gemeyn, dergleichen vermanung und gebet außrich-
ten:
nLieben Brüder. Dieweil uns der herr Jesus Christus
durch sein Göttlich wort befolhen hat, die krancken
in iren nöten zubesuchen140, Und darneben gnedig-
lich verheyssen, das ers am jüngsten tag nicht an-
ders | G4v | deutten wölle, dann ob wir diese wolthat
an inen selbs gelegt hetten, Auff diß gnadenselig an-
halten unsers lieben herrn haben sich diese gegen-
wertige unsere brüder und schwester als gliedmaß
der heyligen Christenheyt allhieher zu euch gefügt,
ire mitleiden uber ewer kranckheyt unnd zuvorab
iren glauben an euch zubeweisen. Und ist diß unser
meynung, das wir den hymlischen vatter im namen
Jhesu Christi, seines liebenn Sohns, bitten wöllen,
das er euch an leib und seel gesundt wölle machen
und uns gnediglich erhören, wie er etwan den
Hauptman für seinen krancken knecht Und das
Heydnische frewlein, für ire krancke tochter bitten-
de, erhöret hat141. Damit nun unser gebet villeicht
n-n Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 23r-23v.
o B: schwachen glaubenn.
p-p Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 23v.
q-q B: So man zeitt hatt und gelegenheitt, mag man den
krancken auß den psalmen oder litaney unnd folgenden
gebetenn tröstenn. [Dieser Abschnitt stammt aus He-
fentregers Agende, fol. 24r-25r].
durch schwachheyt ewers glaubens nicht verhindert
werde, so solt ir frölich auffwachen im glauben unnd
eynen muht schöpffen auß unsers lieben herrn Chri-
sti wort, da er sagt: Den gleubigen sein alle ding
müglich142. Und achte es nicht anders, dann das er
auch zu euch sage: Sei getrost, mein sohn, dein
glaub hat dir geholfen143. Ob nun das fleysch nach
seiner weise zum unglauben reytzen wolt, So bittet
mit dem Evangelischen Haußvatter144, das euch der
herre im unglaubeno zu hilff komen und den glauben
vermehren und stercken wöllen.
Oremus:
pAllmechtiger Gott, barmhertziger vatter, Du
hast uns armen, unwirdigen sündern durch Jesum
Christum, deinen lieben Sohn, zugesagt, Wo zwen
odder |H1r| drei in deinem namen versamlet seien
unnd sich, umb etwas von deiner gütigkeyt zubit-
ten, vereyniget haben, da wölle er im mittel sein und
in solle widerfaren, wie sie gleuben145. Hierauff kom-
men wir vor dein Göttlich angesicht, und disen un-
sern bruder, den du mit deiner handt angegriffen
hast, bringen wir zu dir, wie etwan die vier den ar-
men gichtbrüchtigen deinem Sohn Christo zügetra-
gen haben146, Und bitten, du wöllest ansehen den
glauben deiner heyligen Christenheyt, von welcher
wegen wir alhie versamlet sein, unnd wöllest uns
[e]ingeben zubitten, was recht ist, und uns durch
deine barmhertzigkeyt unsers glaubens lassen ge-
niessenp.
qDie Litaney bei den Krancken
Herr Gott vatter im hymel, Erbarm dich uber in.
Herr Gott Sohn, der welt heylandt, Erbarm dich,
etc.
140 Mt 25,36-40.
141 Der Hauptmann von Kapernaum: Mt 8,5-13; Lk 7,1-10;
Joh 4,46-53; die kanaanäische Frau: Mt 15,21-28; Mk
7,24-30.
142 Mk 9,23.
143 Mt 9,22; Mk 5,34; 10,52; Lk 7,50; 8,48; 17,19; 18,42.
144 Vgl. Mk 9,24.
145 Mt 18,19-20.
146 Mk 2,4.
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