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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0286
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Waldeck

es bei zeit und schweige hernach. Gott geb inen sei-
nen segen.
Es sollen pauch hinfurter hochzeiten auff Sontage
und Christliche Fest, so in diser ordnung bestimpt
zuheyligen208, nicht gehalten werden, Dieweil dar-
durch die Predigt und andere Gottesdienst, so man
auff die tage billich ubet, verhindert unnd viel er-
gernus damit verursacht werdenp.

schungh verbottenn zwischen dir und deines vatters-
oder mutterbruders weib unnd alßo zwischenn einem
weib unnd ihres vatters oder mutter schwester mann
[Lev 18,14].
Die dritte regel: In gemeinen landrechten ist auß gutem
grund die vermischung verbottenn zwischen dir unnd
deines verstorbenen weibes schwester. Item zwischen ei-
ner frawen unnd ihres mans bruder. Ein mann soll nicht
zwenn schwester nehmen. Item ein weib soll nichtt zwey
bruder nehmen [Lev 18,16; 20,21]. Dieße frage ist auch
ezliche mahl furgefallenn. Unndt der text in Mose ver-
beut außtrucklich vermischung zwischen dir unndt dei-
nes weibes schwester oder bruder dochter [Lev 18,16;
20,21].
Die vierte regel: Zwenn bruder mogen zwo schwester
ehelich habenn, alß Joseph unnd Cleophas seindt bruder
gewesen [Legenda Aurea, S. 677f.], die habenn zwo
schwester gehabtt, die jungfraw Mariam unnd ihre
schwester, also magstu deines schwagers schwester neh-
men.
Das ander theil, vonn offendtlicher trawungh und ein
einsegenn der eheleuthe.
o B: greiffen, begehren zue solchem vorhabenn ein gemein
christlich gebett, auff das sie diesen standt gottlich an-
fahenn unnd zue Gottes lob, ehr unnd preiß seliglich
vollenden mögenn.
p-p B: aber hinfurtter die hochzeitten dermaßenn angestellet
werden, daß dadurch der offendtliche gottesdienst nichtt
verhindertt werde.
q B: anzeygen. Unnd sollen alle zur hochzeitt geladene ge-
ste dem breutigam unnd braut auß ihren behaußungen
das ehrengleidtt zur kirchenn gebenn, die hochzeittpre-
digtt abhören, bey der copulation das gebett verricht-
tenn unnd dan allererst die hochzeittliche malzeitt be-
suchen. Es sollen sich keine kinder, sohne oder tochter,
was alters die sein, ohne vorwißen unndtt einwilligung
ihrer eltern, alß des vatter oder mutter, unnd da die
nicht verhanden, des großvatters oder der großmutter,
verloben. Unnd wan gleich solches geschehe, soll ein
solch verlobnus, ungeachtt, ob daßelbe in anderer leuthe
alß gezeugen beysein geschehenn, fur heimblich gehalt-
tenn unnd fur unbundig erkandt unnd die persohnen in
unser graffschafft nichtt getrawet werdenn.
r-r Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 5r-6v.

Der Pastor soll auch die beyden personen, so
zum Standt der heyligen Ehe greiffen wöllen, vor
der Gemeyn nicht copuliren, ire Eltern, Vormünder
und nehisten freunde209 erscheinen dann bei solchem
Actu personlich, auff das man sehen möge, das sie
mit solchem irem beiwesen auch ire verwilligung an-
zeygenq.
Wann nun beyde personen vor den Priester gestellet
sein, sol er zu inen nachvolgende vermanung thun:
rsNachdem ir beyde allhie vor dieser gegenwertigen
s-s B: Lieben freunde in Christo. Es seindt diese gegenwert-
tige persohnen, braut und breutgam, willens, nach Got-
tes gebott unnd ordnung in den heyligenn ehestandt zue
tretten unnd haben sich nach löblicher gewohnheit un-
serer kirchen dreimahl offendtlich auffbietten unnd Gott
den allmechtigen fur sich anruffenn laßen. Unnd ist sol-
ches darumb geschehen, ob jemandt hindernis ahn ihnen
wuste, das sie in solchem stande nach gottlichen, natur-
lichen unndt ordendtlichen beschriebenen rechten nicht
beyeinander wohnen könten, das solches beyzeitt ange-
zeiget wurde. Weil sich aber biß daher nichts befunden,
das sie hindern möchte, so erscheinen sie nun alhier fur
Gott unndt seiner heyligen christlichen kirchen unnd be-
gehren, damitt sie ehelich vor aller welt beieinander
unnd die zeitt ihres lebens christlich zuebringen mögen,
das solch ihr angefangen eheliches leben volnzogenn
unnd nach derh. christlichen kirchenordnung möge be-
stettiget werden, welches sie mit ihrem jawordt also be-
kennen werdenn.
Nachdem aber auch wissendtlich ist, das der sathan alß
ein feindt Gottes dem heyligen ehestandt unnd christli-
chen eheleuthen zum hochsten endtjegenn ist unnd nach
ihrem schaden und ungeluck trachtet, wo er kann, so ist
ja in allewege von nöethen, das wir fur diese persohnen,
auch izunder, da wir zue ihren hochzeitlichen ehren von
ihnen gebeten, zuesamenkommen, den lieben und trewen
Gott mit ernst anruffen und fur sie bittenn, erstlich, das
er nach seiner allmechtigen vetterlichen mildegute ihnen
einen glucksehligen, christlichen, guten eingang zue sol-
chem ihrem stande verleien wolte, das er auch seinen
gottlichen segen, welchen er uber diesen standtt gespro-
chenn, ahn ihnen erfullen, mit leibesfruchtt begabenn
unnd dieselben zue seinen ehren unnd allem gueten er-
halten wolle, das sie dan auch weitter durch seine gott-
liche genade in herzlicher liebe unnd einigkeit, in lang-
wiriger gesundtheit und gutem gedeien unnd die zeitt
ihres lebens in solchem stande beieinander zuebringen
unnd fur des gifftigen sathans boesen anschlegen tracht-
tenn unnd furnehmen unnd allem leide und ergernis ver-
wahret unnd behuttet werden, damitt sie glucklich an-
fahen, christlich forthfahren unnd seliglich beschließenn
mögenn.

208 Siehe, unten, S. 272.
209 Verwandten.

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