Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0288
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Waldeck

und eyn yede iren Man haben217. Und wiewol es gut
were umb der gegenwertigen noth willen, das keyner
keyn weib suchte, so er ungebunden ist, So sei doch
freien besser dann inn der brunst lebenr218.
tIhr sollet auch nun hören ewere Lection von dem
Creutz, das dem ehelichen standt auffgelegt ist
unnd auch nicht aussen bleiben wirt, Wo anders
dem Ehestandt sein recht widerfaren und in seinem
vollen Circkel219 stehen soll. Diese lautet also:
Zum Manne sprach der Herr: Dieweil du hast
gehorchet der stimme deines Weibes unnd gessen
von dem Baum, Darvon ich dir gebott, du soltest
nicht darvon essen, Verfluchet sei der acker umb
deinetwillen. Mit kummer solt du dich darauff ne-
ren dein leben lang. Dorn und disteln sol er dir tra-
gen, unnd solt das kraut auff dem felde essen. Im
schweyß deines angesichts solt du dein brodt essen,
biß das du wider zu erden wirst, darvon du genom-
men bist. Dann du bist staub und solt zu staub wer-
den220.
Zum Weibe sprach er: Ich will dir vil kummers
schaffenn, wann du schwanger wirst. Du solt mit
schmertzen Kinder geberen unnd dein wille soll dem
Manne underworffen sein, und er sol dein herr
sein221. | M1r |
Hierauß sollet yhr aber nicht anfahen, mit der
Welt uber die ehe zuschreien unnd sie, wie die un-
glaubigen thun, darumb unselig schelten, weil sie
mit mancherley trübsal verbittert und mit dem hey-
ligen Creutz gesaltzen ist, sondern gewislich gleu-
ben, das sie eben umb des willen eyn heyliger, guter
stand sei, dieweil sie Got mit seinem eygen merck-
zeychen, nemlich mit dem Creutz, gezeychnet hat.
Wo euch nun etwan das unglück würde treffen, das
ir mit armut, kranckheyt oder mit anderm unge-
mach beladen würdet, so solt ir nicht anders anse-
hen, denn das es der gnedige wolgefallen Gottes sei,
dadurch er euch ursach geben wil, den glauben und
liebe in ewerm ehestande zuüben, denn da wil er
t-t Dieser Abschnitt stammt aus Hefentregers Agende,
fol. 6v-8v.
217 1Kor 7,1-2.
218 1Kor 7,8-9.
219 Geltungsbereich, Grimm, DWb 31, Sp. 1597.
220 Gen 3,17-19.

euch zusehen und offenbar machen, was in ewern
hertzen ist, ob ir auch glauben köntet, das er den
arbeytsamen und müheseligen haußvatter seiner
schweyßtropffen ergetzen und brodt aus dem ver-
fluchten erdtreich zur notturfft geben werde und der
haußmutter in iren kindsnötten zu errettung ires
leibs und zur frölichen geburt helffen werde, welchs
dan sunder glauben wedder erkant noch gehofft mag
werden. Hierumb fasset zu hertzen unnd besehet
ewern standt wol in Gottes wort, so werdet ir fin-
den, das die ehe umb des Creutzes willen yhren Na-
men und den segen Gottes nicht verlieren kan.
Dann der Man heysset des Weibes haupt222, ob er
schon vor der welt arm und unselig geachtet wirt.
Das weib heysset die gehülffin yhres Mannes223, wie-
wol es scheinet, das hülff und trost durch sie ver-
dorben sei224. Unnd sie beyde heyssen eyn
fleysch225 unnd mögen keyne zwey fleysch |M1v|
draus werden, Obschon irer eynem eittel226 glück
unnd dem andern eittel ellend unnd jamer inn die
ehe nachvolgen würde. Die sach lege sich an, wie sie
wölle, so heysset es doch ymmerdar eyn fleysch.
Darumb, so bittet Got den Herrn das er euch liebe
und friede zu ewer hochzeit schencken wölle, auff
das yhr gewonet, mitleiden miteynander zuhaben
und an gleicher bürden ewer lieb und leyd zusam-
men tragen, und dasselbige umb zweyerley ursach
willen, Die eyne, Das yhr Christen, Die ander, Das
yhr eheleut seit. Darauff klingen die schönen
sprüch, mit welchen uns die lieben Aposteln den
ehestandt befolhen haben, Als da sanct Paulus zu
den ehemännern sagt: Yhr Männer, liebt ewere Wei-
ber gleich wie Christus geliebt hat die Gemeyn und
hat sich selbs für sie gegeben, auff das er sie heylig-
te, etc. Also sollen die Männer yhre Weiber lieben
als yhre eygne leibe. Wer sein weib liebt, der liebt
sich selbs, Dann niemant hat yemals sein eygen
fleysch gehasset, sondern er neret es und pflegt sein,
etc.227 Und sanct Peter: Ihr Männer, wonet bei
221 Gen 3,16.
222 1Kor 11,3; Eph 5,23.
223 Gen 2,18; Sir 36,26.
224 Gen 3,6.
225 Gen 2,24; Mt 19,5-6; Mk 10,8; 1Kor 6,16; Eph 5,31.
226 Lauter.
227 Eph 5,25-26.28-29.

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