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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0305
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15. Kirchenordnung 1556

men begere zu werden, Der sol sich dem Pfarrherrn
auffs fürderlichst319 anzeygen, damit sie verhöret
unnd fleissiger underricht werden biß uff den
nechstkünfftigen Pfingstmontag.
Welche sich nun auff solche vermanung dem Pa-
| P3v | stor angezeyget haben, denselbigen soll dar-
nach auff alle Sontag eyn stück auß dem Catechis-
mo, als die Zehen gebott320 odder Glaub321 etc. zu-
lernen furgegeben und dasselbig von inen auff den
andern Sontag widder gefordert und abgehort wer-
den.
Darnach auff den Pfingstag nach der predigt soll
die Firmung der verhorten unnd geschickten Kinder
verkündigt werden, Das die Eltern unnd Paten der
kinder morgens nach der mittagspredigt in der Kir-
chen beihanden bleiben, den Glauben und bekent-
nus irer kinder anzuhören, für sie helffen ernstlich
bitten und in die Christliche Gemeyn auffnehmen.
So nun die Predigt am Pfingstmontag zu Mittag
vollendet, Soll der Pfarrherr vor den Altar tretten
unnd die kinder zu beyden seitten, Knaben unnd
Meydlein, yeden hauffen besonder, kommen lassen
und die Gemeyne also anredenv:
Lieben freunde. Diese kinder seindt vor etlichen ja-
ren uff bitt irer Eltern und zusage irer Paten durch
die heyligen Tauff inn die Gemeynschafft der hey-
ligen Gottes angenommen. Dieweil sie nun zu dem
mal unmündig gewesen und iren glauben nicht ha-
ben selbs mögen bekennen Und dennoch unser Herr
Jesus Christus eynes yeglichen ein besonder Christ-
lich bekentnus erfordert, da er spricht, Matthei am
zehenden Capitel [32]: Wer mich bekennet vor den
men-| P4r | schen, den will ich bekennen vor meinem
hymlischen vatter, Darumb haben auch diese gegen-
wertigen kinder auff die beschehen vermanung
durch Gottes gnade vermittelst meinem armen
dienst den anfangk Christlicher leer (Gott sei lob)
zimlich gefasset unnd sein nun bereydt, iren glau-
ben, darinn sie gedencken selig zuwerden, selbs vor

w B: der.
319 Schleunigst, alsbald.
320 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.

euch zubekennen. Bitten derwegen euch umb Gottes
willen, das ir iren eynfeltigen Christlichen verstandt
anhören Und, wo sie darinne werden rechtschaffen
erfunden, auch hernachmals zur Christlichen Ge-
meynschafft unnd heylsamen gebrauch des hochwir-
digen Abentmals Jesu Christi, ires lieben herrn, kon-
ten angenommen und zugelassen werden, für sie
trewlich bitten und den hymlischen Vatter für sein
erzeygte gabe helffen preisen. Darauff will ich sie in
ewer gegenwertigkeyt verhören.
Alsdann soll der Pastor eynen von den Knaben und
auch der Meydlein eyns den gantzen Catechismum
mit der außlegung verstentlich lassen hersagen und
darnach widerumb die Gemeyn anreden:
Lieben freunde, Was diese kinder gelernet und auff-
gesagt haben, das konnen die andern auch (Gott
hab lob) zimlich wol. Und dieweil ich an dieser irer
leere keynen mangel weyß, wil ich sie nun semptlich
und in sonderheyt fragen, Ob sie auch bei solcher
lehr unnd Glauben vermittelst Göttlicher hülff wöl-
len beharren. | P4v |
Darauff soll er erstlich die Knaben, darnach die
Meydlein, yedes in sonderheyt, erinnern, fragen und
sagen: Liebes kindt, Es hat yetzt die Christlich Ge-
meyn dein verstandt im anfangk der Christlichen
leer angehöret unnd haben eyn hertzlich wolgefallen
daran, sofern du auch bei solcher lehr und glauben
vermittelst götlicher gnad gedenckest zubleiben,
Dann wer ans ende beharret (spricht Christus, un-
serw herr), sol selig werden322. Was nun hierin dein
meynung ist, des laß dich mit eynem offentlich
Neyn oder Ja hören.
Alsdann sollen die Kinder antworten, eyn yeglichs
für sich selbs: Mit der hilff meines hymlischen vat-
ters wil ich mich inn dieser lehr und Glauben allezeit
bessern und nit ergern323.

321 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
322 Mt 24,13.
323 Verschlechtern, verschlimmern, Grimm, DWb 1,
Sp. 548f.

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