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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0312
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Waldeck

das Veni sancte spiritus344 singen. Darauff singt man
den Versicul: Cor mundum crea in me, Deus. Und
wirdt geantwort: Et spiritum rectum innova in vis-
ceribus meis345. So bald lieset man die gewonliche
Collecten vom heyligen geystv.
So diss geschehen, Drette der Ordinator emporw und
lese gegen den Ordinanden das dritte Capitel der
Ersten [epistel] an Timotheum xbiß zu ende des er-
sten underscheydts346: Dem Lesterer in die schmach
und strick347. Doch mag er auch das gantze Capitel,
oder so vil er Paragraphos wil, verlesen. Darauff lie-
set man auß dem zwentzigsten capitel der Aposteln
Geschicht den Paragraphum: So habt nun acht etc.,
Endet: Und als er solchs gesagt, etc.x348
Darnach sol er die Ordinanden also anreden:
Erstlich, so hört ir hie, das euch der heylige
geyst berufft und setzt zu Bischoffen in seine herde
oder kirchen, darumb sollet ir gleuben und gewiss
sein, das ir von Got selbs beruffen werdet, Weil euch
die kirch, so euch hieher gesant, und weltliche ob-

v B: geyst. Praesta quaesumus, omnipotens Deus, ut cla-
ritatis tuae super nos sp[l]endor effulgeat et lux tuae lu-
cis corda eorum, qui per gratiam tuam renati sunt, sanc-
ti spiritus illustratione confirmet per Dominum nostrum
Iesum Christum, Amen.
w B: auf.
x-x B: daß ist je gewißlich wahr, so jemandt ein bischoff-
ampt begeret, der begeret ein köstlich werck. Es soll aber
ein bischoff unstrefflich sein, eines weibes mann, nuch-
tern, meßig, sittig, gastfrei, lehrhafftig, nicht ein wein-
seuffer, nicht beißig, nicht unerliche handtiehrung trei-
ben, sondern gelinde, nichtt hadderhafftig, nicht geizig,
der seinem eigenn hauß woll vorstehe, der gehorsame
kinder habe, mitt aller erbarkeitt (so aber jemandt sei-
nem eigenenn haus nichtt weis vorzuestehen, wie wirdtt
er die gemeine Gottes versorgenn) nicht ein newling, auf
das er sich nicht aufblaße unnd dem lesterer in urtheill
falle. Er mus aber auch ein gutt zeugnis habenn vonn
denen, die draußen seindt, auf das er nichtt falle dem
lesterer in die schmach unndt strick [1Tim 3,1-7; vgl.
Tit 1,5-9],
So ermanet S. Paulus die eltesten der gemeine zue Ephe-
so [Apg 20,28-31]: So habt nun acht auf euch selbst unnd
auf die ganze heerde, unter welche euch der h. geist ge-
sezett hatt zue bischoffenn, zue weidenn die gemeine
Gottes, welche er durch sein eigenn bludtt erworbenn
hat, den das weis ich, das nach meinem abscheidt werden
unter euch kommen greuwliche wulffe, die der heerde

rigkeyt berufft und begeret hat. Dan was die Kirch
und obrigkeyt hierin thut, das thut Gott durch sie,
Damit ir nicht eingedrungen geachtet werdet. | R2v |
Zum andern hört ir yhie beyde, wie iry für ewer
person leben solt und was euch in der kirchen zu-
thun ist, Nemlich das ir sie sollet weyden und be-
dencken, das euch nicht Gense odder Schwein zu
hüten bevolhen werden, Sondern die Heerde Got-
tes349, die er mit seinem Blut erworben hat, zuwey-
den mit dem reynen wort Gottes und zu wachen, das
nicht Rotten oder Wölff unter dem armen heufflein
einreissen. Darumb nennet er solch Bischofflich
ampt eyn köstlich werck unnd lobet die, so des be-
geren350. Seidt ir nun willig und bereydt, solch ampt
anzunemen und trewlich zuversehen, So wöllen wir
auß befelch der Kirchen durch unser Ampt euch or-
dinieren unnd bestettigen, Wie sanct Paulus Tito
und Timotheo gebeutt, das sie sollen in den Stetten
Priester setzen und das Wort befelhen denen, so
tüchtig sein, auch andere zulehren351.
Respondeant: Volumus.
Da sollen sie antworten: Wir sein willigz.

nicht verschonen werdenn. Auch auß euch selbst werden
aufstehenn menner, die da verkerte lehre reden, die jun-
ger an sich zue ziehen. Darumb seidt wacker unnd
dencket daran, das ich nichtt abgelaßenn habe, drey jahr
tag unndt nachtt einen iglichen mit trewenn zuermah-
nenn.
y-y B: wie ihr beide.
z B: willig. Zum andern fragen wir, ob ihr auch ewern
glauben und bekentnis richten wollet nach Gottes wordt,
wie dasselbige in prophetischer und apostolischer heiliger
schrifft verfasset, desgleichen nach den dreien haupt-
symbolis, auch hierauß hergenommener wolgegrundeter
wahrer Augspurgischen Confession, Apologia, Schmal-
kaldischenn Artickeln, kleinem und großem catechismo
Lutheri sampt jeziger christlichen einigungsformul
[=Konkordienformel von 1577], so saget es hiermit Gott
und seiner heiligen christlichen kirchen, auch uns vonn
ambtswegen zue andtwordt: Ja.
344 Veni Sancte Spiritus, Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 177.
345 Ps 51,12.
346 Abschnitts.
347 1Tim 3,1-7.
348 Apg 20,28-35.
349 Siehe oben, Anm. 331.
350 1Tim 3,1.13.
351 1Tim 1,3-4; Tit 1,5.

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