6. Kirchenzuchtordnung 1599
6. Kirchenzuchtordnunga
1599
bSolmischer kirchendisciplinordnung
Demnach der almechtige Got als der hochste unnd
beste gesetzgeber alles, [was] zu loblicher kirchen-
zucht notig ist, in seinen heiligen zehen gebottenl
begriffen unnd sowoll christlichen obrigkeiten unnd
treuen kirchendiehnern als auch gotseligen haußvet-
tern unnd haußmuttern dieselben nach ihren beiden
taffelln handtzuhaben unnd den irigen zu scherffen
bevohlen, als habenn wir, cUrsula2, gravinc zu
Solms, fraud zu Mintzenperg, Wildenfelse und Son-
nenwald, fund wir, Reinhard3, churfurstlicher Pfalz
raht, bestelter oberster unnd landrichter zu Am-
berg4, grave zu Solms, herr zu Mintzenberg unnd
Sonnenwalt etc.,f g aus betrachtung unserer ambts-
pflicht solche unsern underthanen volgendermaßen
zuerleutern nicht konnen noch sollen underlaßen,
bevehlen demnach allen unnd jeden unser herrschaft
unndersassen ernstlichh:
βErstlich, das sie allerlei abgotterei, zauberei, war-
sagens unnd -fragens, aberglaubischen segens sowoll
β B: Abgotterei.
γ B: Rotten und secten.
δ B: Schimpflich reden.
ε B: Junge eheleut sollen nitt eher zu gevatterschafften
und ehestandt zugelaßen werden, sie konnen dan den ca-
techismus.
a Textvorlage A (Handschrift): FSBA Braunfels, A 61.1
III 543/2, fol. 35r-38r. Textvorlage B (Handschrift):
FSBA Braunfels, A 61.1 III 543/2, fol. 50r-55v. Abdruck
von B: Clotz, Kirchen- und Policeiordnung,
S. 260-265.
b B: Disse disciplinordtnung ist bey der visitation anno
1604 in dissem ambtt Greiffenstein in nahmen des
wolg[elehrten] u[nseres] g[nädigen] herrn, grave Wilhelms
zu Solms etc., in den pfarkirchen zu Cölschausen, Aßlar,
Werttorff, Dilheim den 4. Juni und zu Bißkirchen unnd
Olm den 5. eiusdem allen gemeinden publicirt undt ver-
leßen worden. [Von anderer Hand:] Daß auch pfarrer
und seniores ire monatliche zusammenkunfften halten,
ihre protocolle zu ersehen. Schuldisciplinordnung.
an viehe als menschen durchaus mußig gehen.
YZum andern, das sie sich keinerlei verfuhrischen
rotten unnd secten, als papisten, juden, sacramen-
tirern, widerteuffern oder dergleichen, wie die mö-
gen nahmen habenn, anhengig oder theilhaftig ma-
chen.
5Zum dritten, das schimpflich reden von religion
unnd gottesdienst wie auch gotslesterung, fluchen,
leichtfertiges schweren unnd dergleichen von nie-
mandt erhöret oder, so das geschicht, von jedem an
geburliche ortt gebracht werde.
eZum vierten, das beides, außlendische, so zum
heußlichen wesen sich in unser herrschafft niederla-
ßen, wie auch einheimische, so zum ersten zur ge-
vatterschaft erfordert werden oder zur 135v | ehe
schreitten, ehe sie zugelaßen werden, zuvorn vor der
christlichen gemeind nach anleitung des heiligen ca-
techismi, so nunmehr in unser herrschaft ublich, ires
glaubens bekandnus thun.
c-c B: Wilhelm, grave. Gestrichen: Johann Albrecht, grave
zu. [Wilhelm I. von Solms-Greifenstein (1570-1635) und
Johann Albrecht I. von Solms-Braunfels (1563-1623)].
d B: herr.
e Fehlt B.
l-f Fehlt B.
g Gestrichen: vor uns und die wolgeborne unser freundli-
che liebe bruder.
h B: in ernst.
1 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
2 Ursula von Solms-Hungen († 1625), Ehefrau Ottos von
Solms-Hungen (1572-1610), Uhlhorn, Otto, S. 288;
Solms-Laubach, Geschichte, S. 76.
3 Reinhard von Solms-Hungen (1573-1596) trat die Nach-
folge seines 1610 erbenlos gestorbenen Bruders Ottos in
Solms-Hungen an, Solms-Laubach, Geschichte, Tab.
III; Uhlhorn, Johann Albrecht, S. 135; ders., Otto,
S. 288.
4 Amberg in der Oberpfalz.
339
6. Kirchenzuchtordnunga
1599
bSolmischer kirchendisciplinordnung
Demnach der almechtige Got als der hochste unnd
beste gesetzgeber alles, [was] zu loblicher kirchen-
zucht notig ist, in seinen heiligen zehen gebottenl
begriffen unnd sowoll christlichen obrigkeiten unnd
treuen kirchendiehnern als auch gotseligen haußvet-
tern unnd haußmuttern dieselben nach ihren beiden
taffelln handtzuhaben unnd den irigen zu scherffen
bevohlen, als habenn wir, cUrsula2, gravinc zu
Solms, fraud zu Mintzenperg, Wildenfelse und Son-
nenwald, fund wir, Reinhard3, churfurstlicher Pfalz
raht, bestelter oberster unnd landrichter zu Am-
berg4, grave zu Solms, herr zu Mintzenberg unnd
Sonnenwalt etc.,f g aus betrachtung unserer ambts-
pflicht solche unsern underthanen volgendermaßen
zuerleutern nicht konnen noch sollen underlaßen,
bevehlen demnach allen unnd jeden unser herrschaft
unndersassen ernstlichh:
βErstlich, das sie allerlei abgotterei, zauberei, war-
sagens unnd -fragens, aberglaubischen segens sowoll
β B: Abgotterei.
γ B: Rotten und secten.
δ B: Schimpflich reden.
ε B: Junge eheleut sollen nitt eher zu gevatterschafften
und ehestandt zugelaßen werden, sie konnen dan den ca-
techismus.
a Textvorlage A (Handschrift): FSBA Braunfels, A 61.1
III 543/2, fol. 35r-38r. Textvorlage B (Handschrift):
FSBA Braunfels, A 61.1 III 543/2, fol. 50r-55v. Abdruck
von B: Clotz, Kirchen- und Policeiordnung,
S. 260-265.
b B: Disse disciplinordtnung ist bey der visitation anno
1604 in dissem ambtt Greiffenstein in nahmen des
wolg[elehrten] u[nseres] g[nädigen] herrn, grave Wilhelms
zu Solms etc., in den pfarkirchen zu Cölschausen, Aßlar,
Werttorff, Dilheim den 4. Juni und zu Bißkirchen unnd
Olm den 5. eiusdem allen gemeinden publicirt undt ver-
leßen worden. [Von anderer Hand:] Daß auch pfarrer
und seniores ire monatliche zusammenkunfften halten,
ihre protocolle zu ersehen. Schuldisciplinordnung.
an viehe als menschen durchaus mußig gehen.
YZum andern, das sie sich keinerlei verfuhrischen
rotten unnd secten, als papisten, juden, sacramen-
tirern, widerteuffern oder dergleichen, wie die mö-
gen nahmen habenn, anhengig oder theilhaftig ma-
chen.
5Zum dritten, das schimpflich reden von religion
unnd gottesdienst wie auch gotslesterung, fluchen,
leichtfertiges schweren unnd dergleichen von nie-
mandt erhöret oder, so das geschicht, von jedem an
geburliche ortt gebracht werde.
eZum vierten, das beides, außlendische, so zum
heußlichen wesen sich in unser herrschafft niederla-
ßen, wie auch einheimische, so zum ersten zur ge-
vatterschaft erfordert werden oder zur 135v | ehe
schreitten, ehe sie zugelaßen werden, zuvorn vor der
christlichen gemeind nach anleitung des heiligen ca-
techismi, so nunmehr in unser herrschaft ublich, ires
glaubens bekandnus thun.
c-c B: Wilhelm, grave. Gestrichen: Johann Albrecht, grave
zu. [Wilhelm I. von Solms-Greifenstein (1570-1635) und
Johann Albrecht I. von Solms-Braunfels (1563-1623)].
d B: herr.
e Fehlt B.
l-f Fehlt B.
g Gestrichen: vor uns und die wolgeborne unser freundli-
che liebe bruder.
h B: in ernst.
1 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
2 Ursula von Solms-Hungen († 1625), Ehefrau Ottos von
Solms-Hungen (1572-1610), Uhlhorn, Otto, S. 288;
Solms-Laubach, Geschichte, S. 76.
3 Reinhard von Solms-Hungen (1573-1596) trat die Nach-
folge seines 1610 erbenlos gestorbenen Bruders Ottos in
Solms-Hungen an, Solms-Laubach, Geschichte, Tab.
III; Uhlhorn, Johann Albrecht, S. 135; ders., Otto,
S. 288.
4 Amberg in der Oberpfalz.
339