Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0370
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Solms

selben mittnichtenn gestadtenn, sondernn die ver-
störenn21 unnd darjegen alle verhinderliche mittell
nach gelegenheit vornhemenn, insonderheit aber, da
etzliche, es seienn mans- oder weibspersonenn, mit
dieser sect behafftett befunden wurden, die sollenn
die pfarhernn unsernn beampten zu Mintzenbergk
alsbalt namhafftig machen, welche denn wiederteuf-
fer nebenn denenn pfarhernn vorbescheidenn22, den-
selben mit allem trewenn vleiß unnd sanfftmutig-
keit aus Gottes wort seines irtumbs underrichtenn
unnd mit wiederlegung deßselbenn lehren, verma-
nenn unnd underweisenn nach moegligkeit wieder
auf denn rechtenn weg fhurenn unnd bringenn.
Wo dann ein solicher wiederteuffer auf seinem
gefastenn irtumb verharrenn unnd sich, wie zube-
sorgen, mit warer schriefft nicht davonn weisen la-
ßen wolte, so sollenn ermelte unsere beamptenn auff
der pfarhernn bericht unnd annzeig dem oder de-
nenn, die erzelter gestalt halßstarrig unnd auf irem
grobenn mißverstandt bleiben, erstlich annsagen
unnd gebietenn, alles dasjhenige, so sie zu Mintzen-
bergk habenn ann hauß, hof, acker, wiesenn, korn,
hafer, frucht, vie[h] unnd alles anders, was inen zu-
stehett, |8v | innerhalb 14 tagenn ires bestenn23 zu-
verkeuffenn, zuvereußernn unnd under einer an-
dernn herschafft ire wonung unnd enthalttung24 zu-
suchenn. Unnd da sie das ermelttenn unsernn be-
amptenn glaublichenn bei warenn wortenn verwil-
ligen unnd zusagenn, sollenn sie es vonn inen an-
nhemenn unnd, so viel moeglich, keufleut verschaf-
fenn, auch inen gestadten, ir geltt gantz oder zum
theil nach irer gelegenheit mit sich zu nhemenn ohne
verhinderung. Unnd welche solichs innerhalb vier-
zehen tagen nicht thun werden, deroselbenn haab
unnd gutter alles, nichts ausgescheidenn, sollenn un-
sere beamptenn nebenn burgermeister unnd rath zu
sich nhemen, zum bestenn unndt teuerstenn, als die
moegen, verkeuffen unnd eigentlich25 verzeichnenn,
was es gilt26, auch, was einem jeglichen zustehett,
daßselbig also verwarlich hindern rath legen. So balt

e Gestrichen: Butzbach.
21 Zerstreuen, unterbinden, Grimm, DWb 25, Sp. 1772.
22 Vorladen.
23 Zu dem ihnen bestmöglichen Preis.

nuhnn die wiederteuffer, denenn das in solicher ge-
stalt verkauft unnd das geltt hinderlegt were, sich
außerhalb unserer allerseits obrigkeit unnd gebiet
anderstwo, doch nicht auf zwolf meil wegs nahe bei
unsere landen grentzen, niederzuthun gemeint unnd
irs gelts mit beglaubter, gewißer botschafft beger-
tenn, denen sol daßelbig ohnaufgehalttenn gefolgt
werden. |9r |
Wurde aber ein solicher wiedertauffer, deme un-
sere stadt zu reumenn gebottenn wehre, daßelbig
verechtlich halttenn unnd gleich fehrn zu Mintzen-
berge inn seiner wonung sitzennbleiben, so sollenn
unsere beamptenn deßelbenn ongehorsamenn wo-
nung zusperrenn unnd verschließen unnd kein feuer
noch rauch darinnen zuhabenn vergunnenn, auch
nichtsdestoweniger mit verkauffenn deßelbenn hau-
ses unndt guter gebahrenn wie obstehett.
Wolttenn aber die wiederteuffer auf bescheenes
verbott willig abziehenn unnd doch ire behausung,
acker, wiesenn unnd andere liegende gutter lieber
behaltten unnd umb einenn jharlichen zinß anndern
verlaßenn27 dann erblich verkauffen, so wollenn wir
daßelbig in hofnung irer beßerung unnd bekherung
verstadten, jedoch mit dieser austrucklichenn maaß
unnd annders nicht, das sie solichenn leuthen, die
mit dieser sect nicht befleckt seindt unnd sich
c[h]ristlicher gemeindenn unnd gehorsambs gehalt-
tenn, auch die gemeine stadtburden unndt -pflich-
ten mit tragen helffen, ihre haus unnd guter ein-
thun28 unnd sie vor ire personenn, aldieweil sie in
irem irthumb verharren, sich unserer stadt auf zwolf
meilen wegs weit, wie vorstehett, enthaltten.
Wofernn aber under zweienn eheleuten eins al-
lein mit dem wiedertauf befleckt unnd das ander
oder auch ire erwachsene kinder onbefleckt wehre,
auch daßelbe onbefleckt theil sich obgesetzter ver-
eußerung |9v | der guter unnd stadt reumung, die wir
alleinn wieder das schuldige theil unnd demselbenn
zur straf gemeint haben wöllen, beschwerte, so soll
ein solicher fahl mit seinen umbstendenn an uns ge-

24 Aufenthalt.
25 Genau.
26 Was es erbracht hat.
27 Vermieten, verpachten, Grimm, DWb 25, Sp. 729.
28 Überlassen, Grimm, DWb 3, Sp. 321.

350
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften