Solms
wissen und hertz fride begeren, also ime nit selbst
die anruffung |13r | verhindern oder irre machen.
Seints dan sachen, die am rechten hangen, so soll
das hertz den haß ablegen und des urtels friedlich
erwartten, dan darumb hat Gott regiment und ob-
rigkeit geordnet, das wir nicht selbß rach üben und
haß dragen etc., wie solches der pfarher fere auß
Gottes wortt zu underrichten wurdt wissen.
Von der nachmittagspredigt und gesengen
Nachmittage zur gewonlichen stunde soll der schul-
meister mit den schülern einen teutschten psalmen
oder christenlichen gesang singen, welches doch die
gemein mithelffen singen soll. Dan können die jun-
gen kinder von jugent uf lernen, leichtferttige, lose
lieder singen, warumb wolten dan nit fromme chri-
sten auch die gottseligen lieder lernen und ire kinder
anhalten, das sie dieselben lernen und mitsingen
helffen?
Wir wollen, das in diesen sontags nach[mit-
tagspredigten die lehr des heiligen catechismi or-
denlich nacheinander gedriben und außgelegt wer-
den solle, und alldieweil diese außlegung eines
stucks wehret, ist am nutzlichsten, das auch ein ge-
sang von derselben lehr inmittelst gesungen werde.
Nach desselbigen gesangs endung soll ein schüler
dasselbige hauptstuck mit der außlegung offentlich
recitiren, wie dasselb in Lutheri catechismo60 be-
schriben. |13v |
Daruff singet man: Meine seel erhebt den herren
mein61, oder: Mein lieber herr, ich preise dich
etc.62
Alßdan tritt der pfarher uff, recitirt erstlich die
hauptstuck christlicher lehr nach anruffung göttli-
cher hülf wie volgt. Die kinder und das junge volck
sollen anhören die hauptstuck der christenlichen
lehr, under welchen das erste ist die zehen gebott
Gottes, welche uns beschreibt Moses im andern
buch am 20. [1-17] und im 5. buch am 5. capitel
[6-21].
60 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S, S. 501-541.
61 Meine Seel erhebt den Herren mein, Wackernagel,
Kirchenlied III, S. 509, vgl. Lk 1,46-55.
Das erste gebott: Du solt nicht andere Götter ha-
ben.
Das zweit gebott: Du solt den nhamen deines Got-
tes nicht unnutzlich fhüren, dan Gott wurdt den
nicht ongestraft lassen, der seinen nhamen miß-
braucht.
Das dritte gebott: Du solt den feiertag heiligen.
Das vierdte gebott: Du solt deinen vatter und deine
mutter ehren, auf das dirs wollgehe und du lang le-
best auf erden.
Das fünfft gebott: Du solt nicht tödten.
Das sechst gebott: Du solt nicht ehebrechen.
Das siebent gebott: Du solt nicht stehlen. |14r |
Das achte gebott: Du solt nicht falsch zeugknus re-
den wider deinen nechsten.
Das neunte gebott: Du solt nicht begeren deines
nechsten hauß.
Das zehent gebott: Du solt nicht begeren deines
nechsten weib, knecht, magdt, viehe oder alles, was
sein ist.
Von diesen gebotten allen sagt Gott der herr also:
Ich, der herr, dein Gott, bin ein eiferiger Gott, der
uber die, so mich hassen, die sünde der vätter heim-
sucht an den kindern bis ins dritte und vierdte
gliedt, aber denen, so mich lieben und meine gebott
halten, thue ich woll bis ins tausent gliedt.
Das ander hauptstuck christlicher lehr ist der
glaub63, welcher geteilt wirdt in drey articul.
Der erste articul, von der schöpffung:
Ich glaub in Gott vatter allmechtigen, schöpfer
hiemels und der erden.
Der ander articul, von der erlösung:
Und in Jhesum Christum, seinen eingebornen
sohn, unsern herrn, der empfangen ist von dem hei-
ligen geist, geborn aus Maria, der jungfrawen, gelit-
ten unter Pontio Pilato, gekreutziget, gestorben und
begraben, nidergefharen zur hellen, am |14v | dritten
tage wider auferstanden von den todten, aufgefha-
ren ghen hiemel, sitzt zu der rechten Gottes, des all-
62 Mein lieber Herr, ich preise dich, Wackernagel, Kir-
chenlied II, S. 888.
63 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
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wissen und hertz fride begeren, also ime nit selbst
die anruffung |13r | verhindern oder irre machen.
Seints dan sachen, die am rechten hangen, so soll
das hertz den haß ablegen und des urtels friedlich
erwartten, dan darumb hat Gott regiment und ob-
rigkeit geordnet, das wir nicht selbß rach üben und
haß dragen etc., wie solches der pfarher fere auß
Gottes wortt zu underrichten wurdt wissen.
Von der nachmittagspredigt und gesengen
Nachmittage zur gewonlichen stunde soll der schul-
meister mit den schülern einen teutschten psalmen
oder christenlichen gesang singen, welches doch die
gemein mithelffen singen soll. Dan können die jun-
gen kinder von jugent uf lernen, leichtferttige, lose
lieder singen, warumb wolten dan nit fromme chri-
sten auch die gottseligen lieder lernen und ire kinder
anhalten, das sie dieselben lernen und mitsingen
helffen?
Wir wollen, das in diesen sontags nach[mit-
tagspredigten die lehr des heiligen catechismi or-
denlich nacheinander gedriben und außgelegt wer-
den solle, und alldieweil diese außlegung eines
stucks wehret, ist am nutzlichsten, das auch ein ge-
sang von derselben lehr inmittelst gesungen werde.
Nach desselbigen gesangs endung soll ein schüler
dasselbige hauptstuck mit der außlegung offentlich
recitiren, wie dasselb in Lutheri catechismo60 be-
schriben. |13v |
Daruff singet man: Meine seel erhebt den herren
mein61, oder: Mein lieber herr, ich preise dich
etc.62
Alßdan tritt der pfarher uff, recitirt erstlich die
hauptstuck christlicher lehr nach anruffung göttli-
cher hülf wie volgt. Die kinder und das junge volck
sollen anhören die hauptstuck der christenlichen
lehr, under welchen das erste ist die zehen gebott
Gottes, welche uns beschreibt Moses im andern
buch am 20. [1-17] und im 5. buch am 5. capitel
[6-21].
60 Luther, Kleiner Katechismus, BSLK S, S. 501-541.
61 Meine Seel erhebt den Herren mein, Wackernagel,
Kirchenlied III, S. 509, vgl. Lk 1,46-55.
Das erste gebott: Du solt nicht andere Götter ha-
ben.
Das zweit gebott: Du solt den nhamen deines Got-
tes nicht unnutzlich fhüren, dan Gott wurdt den
nicht ongestraft lassen, der seinen nhamen miß-
braucht.
Das dritte gebott: Du solt den feiertag heiligen.
Das vierdte gebott: Du solt deinen vatter und deine
mutter ehren, auf das dirs wollgehe und du lang le-
best auf erden.
Das fünfft gebott: Du solt nicht tödten.
Das sechst gebott: Du solt nicht ehebrechen.
Das siebent gebott: Du solt nicht stehlen. |14r |
Das achte gebott: Du solt nicht falsch zeugknus re-
den wider deinen nechsten.
Das neunte gebott: Du solt nicht begeren deines
nechsten hauß.
Das zehent gebott: Du solt nicht begeren deines
nechsten weib, knecht, magdt, viehe oder alles, was
sein ist.
Von diesen gebotten allen sagt Gott der herr also:
Ich, der herr, dein Gott, bin ein eiferiger Gott, der
uber die, so mich hassen, die sünde der vätter heim-
sucht an den kindern bis ins dritte und vierdte
gliedt, aber denen, so mich lieben und meine gebott
halten, thue ich woll bis ins tausent gliedt.
Das ander hauptstuck christlicher lehr ist der
glaub63, welcher geteilt wirdt in drey articul.
Der erste articul, von der schöpffung:
Ich glaub in Gott vatter allmechtigen, schöpfer
hiemels und der erden.
Der ander articul, von der erlösung:
Und in Jhesum Christum, seinen eingebornen
sohn, unsern herrn, der empfangen ist von dem hei-
ligen geist, geborn aus Maria, der jungfrawen, gelit-
ten unter Pontio Pilato, gekreutziget, gestorben und
begraben, nidergefharen zur hellen, am |14v | dritten
tage wider auferstanden von den todten, aufgefha-
ren ghen hiemel, sitzt zu der rechten Gottes, des all-
62 Mein lieber Herr, ich preise dich, Wackernagel, Kir-
chenlied II, S. 888.
63 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
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