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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0388
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Solms

deinen diener (oder: dieser N., deine dienerin), der
deiner tauffe gabe bittet und deine ewige gnad
durch die geistliche widergeburt begeret, nimb ihn
(sie) auf, herr, und wie du gesagt hast: Bittet, so
werdet ir nemen, klopfet an, so wirdt euch aufge-
than80, so reiche nun das gute deme (deren), der
(die) da bittet, und offene die thür dem, der (deren,
die) da anklopfet, das er (sie) den ewigen segen dei-
nes himlischen bades81 erlange und das verheissene
reich deiner gnad und güte empfahe durch Chri-
stum, unsern hern, amen.
Lasset uns weiter beten:
Allmechtiger, ewiger Gott, der du hast durch die
sindflutt82 nach deinem gestrengen gericht die on-
gleubige weldt verdambt und den glaubigen Noah
selbacht83 nach deiner grossen barmhertzigkeit er-
halten und den verstockten Pharao mit allen seinen
im roten meer erseufft84 und dein volck Israhel dru-
cken durchin gefhurt85, domit diß bad deiner heili-
gen tauff zukunfftig bezeichnet und durch die tauff
deines lieben kindes, unsers hern Jhesu Christi86,
den Jordan und alle wasser zur seligen sundtflutt
und reichlicher abwaschung der sünden geheiliget
und eingesetzt, wir bitten durch dieselb deine
grundloße barmhertzigkeit, du wollest diesen (diese)
N. gnediglich |19r | ansehen und mit rechtem glau-
ben im geist beseligen, das durch heilsame sindtflut
an ime (ir) ersauffe und untergehe alles, was ime (ir)
von Adam angeborn ist und er (sie) selbst darzu ge-
than hat, und er (sie) auß der onglaubigen zal ge-
sondert, in der heiligen arca der christenheit trocken
und sicher behalten, allezeit brönstig im geist, frö-
lich in hofnung deinem nhamen diene, auf das er
(sie) mit allen glaubigen deiner verheissung, ewiges
leben zu erlangen, wurdig werde, durch Jhesum
Christum, unsern hern, amen87.

j Diese und die folgenden weiblichen Formen in Klam-
mern stehen im Text am Rand.

80 Mt 7,7; Lk 11,9.
81 Vgl. Tit 3,5.
82 Gen 7.
83 Zu acht, Grimm, DWb 16, Sp. 425f.
84 Ex 14,4.28.

Lasset uns hören das heilige evangelium Sanct Mar-
cus88: Und sie brachten kindlein zu Jhesu, das er sie
anrürete. Die junger aber fhuren die an, die sie dru-
gen. Da es aber Jhesus sahe, ward er onwillig und
sprach zu inen: Lasset die kindlein zu mir kommen
und wehret inen nicht, dan solcher ist das reich Got-
tes. Warlich, ich sage euch, wer das reich Gottes
nicht empfehet als ein kindlein, der wirt nicht hinein
kommen, und er hertzet sie, leget die hende uff sie
und segenet sie.
Auf diß evangelium, so es die zeit hat und das kind-
lein nicht schwach, soll der pfarher diese kurtze ver-
manung also thuen:
Lieben freunde, wir hören in diesem kurtzen
evangelio beide, unsere und dieses kinds höchsten
jammer und noth und widerumb 19v | höchsten
trost, dan erstlich seint wir alle durch den fall
Adams also verderbt, das wir in sünde empfangen
und geborn, und seint alß kinder des zorns geborn
umb der sünden willen ins teufelsreich, in todt, hell
und verdamnus, dan alles, was aus fleisch geborn,
das ist fleisch und wirt das hiemelreich nicht besit-
zen, es werde dan newgeborn und komme in das gne-
dige reich Christi, unsers hern. Solliches haben zu
seiner zeit diese leutlein erkant, derhalben fur ir
kindlein bei ime das hiemelreich, ewigen segen und
gnad gesucht und gebetten.
Zum andern hören wir der kinder und unser
höchsten trost, das Christus, Gottes sohn, unser
herr, so gantz begirig, bereit und willig ist, den kin-
dern, so ime zugedragen werden, und uns allen, so
zu ime kommen, gnediglich zuhelffen, also das er
auch daruber onwillig wirdt, das man sie hindert
und nicht trewlich zu ime fordert.
Zum dritten versorgt er sie nun ufs allergnedigst
und nimbt sich irer ufs freuntlichst an, als were er,

85 Ex 14,21-22.29.
86 Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21-22; Joh 1,32-34.
87 Dieses Gebet findet sich auch in der brandenburg-nürn-
bergischen Kirchenordnung von 1533 (Sehling, EKO
XI, S. 179; Osiander, Gesamtausgabe 5, S. 131) und
in der württembergischen von 1553 (Sehling, EKO
XVI, S. 234).
88 Mk 10,13-16.

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