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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0390
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Solms

N., ich tauffe dich in dem nhamen des vaters und
des sohns und des heiligen geistes.
Hencke ime daruf die westerhaub91 ufs haubt und
spreche also:
Der allmechtig Gott und vatter unsers hern Jhe-
su Christi, der dich anderwert geborn hat durch
wasser und den heiligen geist und hat dir alle deine
sünde vergeben, der stercke dich mit seiner gnad
zum ewigen leben, amen. Friede sei mit dir, amen.
Lasset uns beten und dem hern dancken:
Allmechtiger Gott, heiliger vatter, wir sagen dir
lob und danck, das du diesem kindt 21v | (wie auch
uns allen) die heilige tauf und durch dieselb die him-
lische geistliche geburt, kindtschaft und erbschaft
zu deinem reich verliehen hast, das es dir durch die
heilige tauff widergeborn, deinem lieben sohn, un-
serm erlöser, hern und heilandt Jhesu Christo einge-
leibet und itzt dein kindt und erb worden und nun in
deinen ewigen gnadenbundt ingeschlossen ist, und
bitten dich, gib und verleihe, heiliger vatter, das wir
unß alle gegen diese deine also grosse wollthatten
der empfangenen tauf in allem unserm leben danck-
bar ertzeigen und beweisen, auch sambt diesem
kindt wir alten, die wir auf deinen heiligen nhamen
getauft seint, immer mehr und mehr der sünden und
boßheit im fleisch absterben und im glauben dich
anruffen, [in] gehorsam, liebe und bekantnus deines
lieben sohns Jhesu Christi, unsers hern und hei-
landts, täglich zunemen, darinnen gottseliglich bis
zum ende beharren und pleiben, das du durch uns
alle zeit geehrt und gepreiset und der nechst gebes-
sert werde, solches gib und verleyhe uns durch Jhe-
sum Christum, deinen lieben sohn, unsern hern,
amen.
Gehet hin im friden des hern, amen.
Nach der tauf soll der pfarher die gevattern also an-
sprechen:
Ich vermane euch in krafft der christlichen liebe,
die ir itzunt an des kindtleins statt bei der tauf er-
91 Taufhaube.
92 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
93 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.

zeiget habt, wan es seiner eltern durch den todt oder
andere onfäll beraubt und eher, dan es zum brauch
seiner vernunfft käme, das ir es fleissig und trewlich
wollet underweisen 22r | und lehren erstlich die ze-
hen gebott92, uf das es den willen Gottes und seine
sünde dardurch lerne erkennen, darnach den christ-
lichen glauben93, durch welchen wir gnad, verge-
bung der sünden und den heiligen geist empfangen,
zuletzt auch das vater unser94, domit es Gott anruf-
fen und umb hülf bitten könne, dem sathan wider-
stant thuen und christlich zuleben, biß Gott an ime
erfüllet, was er itzunt in der tauf angefangen hat,
und selig werde, amen.
Wir halten auch fur nutzlich, so ausserhalb der ge-
meinen predigt oder kirchenversamblungen ein
kindt getauft werden soll, das ein zeichen mit einer
glocken geschehe, domit andere leut dardurch zum
taufhandel zukommen vermanet werden.
Von der nottauff
Dieweil bißher in der christenlichen gemein ein löb-
lich und wollgegröndte gewonheit gehalten ist, das
alle christliche personen und sonderlich die hebam-
men, in ansehung, das auch die weiber miterben des
reichs Christi sein95 und die noth der gemeinen regul
und ordnung nicht underwürflich ist, zur zeit der
noth in abwesen der menner die kindlein getauft ha-
ben, welches man jauchtauf oder nottauff genennet
hat, so wollen wir dieselbige auch nicht aufheben,
sondern in irer krafft pleiben lassen.
Eß sollen aber die kirchendiener die hebammen
ufs fleissigste underrichten, erstlich, j 22v | das sie
kein kindt, so noch im mutterleibe und nicht gantz
an die weldt geborn ist, jauchtaufen sollen, dan
nachdem der tauf ein sacrament der widergeburt ist,
erfordert die natur dieses sacraments, das das kindt,
so das sacrament der wiedergeburt empfahen solle,
vorhin96 an die weldt geborn sey. Idoch sollen die, so
in sollichen nöten darbei sein, beide, mutter und das
kindt, dem allmechtigen Gott durch ire trew vorbitt
94 Mt 6,9-13.
95 1Petr 3,7.
96 Zuvor.

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