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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0392
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Solms

was sie geredt oder gethan in sollicher grossen noth
(alßdan zu zeiten zugeschehen pflegt), so mache
man nicht viel disputirens, sondern neme das kindt
als ongetauft und furdere es zur tauff also, wie man
alle ongetaufte zur tauf zufurdern und zu tauffen
pflegt und oben die form vorgeschriben ist98.

Zum beschluß ist unser bevelch, das der pfarher,
wan kindlein zu ime bracht und der tauf begert
wirdt, er dieselben onweigerlich tauffen solle.

Von besuchen der krancken und begrebnus, cap. 4

Wir wollen kund bevelhen hiermit, das unser pfar-
herr sich so woll zu denen krancken, die seiner nit
begerenA', als auch, die inen fordern, verfügen solle,
denselben seinen dinst anbieten, die zutrösten, ire
beicht zu hören und das nachtmal zureichen und sie
uff nachvolgende oder dergleichen weise trösten und
ansprechen:
Lieber freundt, nachdem euch unser herr Gott 24v |
mit schwacheit ewers leibs heimsucht, domit ir es
Gottes willen heimstellet, sollet ir wissen:
Zum ersten, das solliche unsers leibs kranckheit
uns von Gott dem herrn umb keiner andern ursach
dan allein umb der sünden willen zugeschickt wirdt
und das die erbsünde, welche von Adam uff uns alle
geerbt99, dem todt und alles, was in des todts reich
gehort, als gebrechen, kranckheit, elendt, jammer
etc. mit sich bringt, dan wo wir one sünde pliben, so
hette auch der todt, viel weiniger allerley kranck-
heit, an uns nichts schaffen mögen.
Zum andern, domit wir aber in unsern sünden,
kranckheit und allerley anfechtung, auch des todts
angst und noth nicht verzweifeln, so lehrt uns das
heilige evangelium, das uns Christus, Gottes sohn,
von der sünden los und selig machen will, so wir
seinen verheissungen glauben. Und solches geschicht
uf zweierlei weise, zum ersten, das er uns hie uf er-
den durch das evangelium und die heiligen sacra-
menta unsere hertzen und gewissen reiniget, wie ge-
schriben steet in den geschichten der aposteln am
15. capitel [9]: Er hat ire hertzen gereiniget durch
den glauben; zum andern, wan aber unser gewissen
dergestalt von sünden gereiniget und mit Gott dem
k-k Unterstrichen, am Rand: NB.
98 Siehe oben, S. 367.

vatter durch den glauben versönet seint, muß auch
die sünde auß unser natur und wesen außgefegt und
vertilget und wir entlich von allen sünden gereiniget
und in göttlicher gerechtigkeit und reinigkeit vol-
komen werden, domit wir mit Gott ewig leben.
Zum dritten, domit nun solches geschehe und in
uns volnbracht werde, so schicket uns unser |25r|
lieber herr Gott kranckheit, ja auch den todt zue,
nicht der maynung, das er mit uns zörne und uns
verderben wölle, sondern aus grossen gnaden, das er
uns in diesem leben zur wahren buß und glauben
dreiben und endtlich aus der sünden, darin wir noch
stecken, und aus allem ongluck beide, leiblich und
geistlich, frey machen will, wie solches die heilige
schrifft reichlich zeuget, dan also sagt S. Paulus,
1. Corinth. 11 [32]: Wan wir vom hern gerichtet wer-
den, so werden wir gezüchtiget, uf das wir nicht mit
dieser weldt verdambt werden. Item, zu den Rö-
mern am 8. capitel [28.38-39]: Denen, die Gott lie-
ben, mussen alle dinge zum besten dienen, und kan
sie von der liebe Gottes in Christo Jhesu nichts ab-
scheiden, es sey fewer, schwerdt, hunger, todt oder
leben.
Zum vierdten, weil nun dem also und ir aus dem
heiligen evangelio, durch den munt des sohns Got-
tes, unsers hern Jhesu Christi, geprediget, auch mit
seinem todt und auferstehung bezeuget, des ufs al-
lergewissest und -sicherst seint, das alle ewre sünde
von euch uf Christum, ja nun auch von Christo
gantz und gar hinweg gethan und ewig verdilget
seint, und also vor Gottes angesicht keine ursach
des zorns und verdamnus uber die glaubigen vor-
handen, sondern eitel100 gnad, trost, leben und selig-
99 Gen 3; Röm 5,14.
100 Lauter.

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