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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0397
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9. Kirchenordnung für Solms-Laubach [1576-1580]

Diese form der christlichen begrebnus wirt ge-
braucht mit allen verstorbenen christen, jungen und
alten, sofer sie nur getauft, auch christlich und gott-
selig nach Gottes wortt im gehorsam gegen die
christliche kirche und dem predigambt ir leben ge-
fhurt und volendet haben.
Da aber etwa junge kindlein one die tauf ab-
giengen, bevelhen wir sie dem hern, lassen sie ire
ältern und freunde one zuthuen des pfarhers an dem
ortt, da andere christglaubige ruhen, zur eerden be-
statten; nicht, das wir an irer seligkeit, wen sie von
christglaubigen ältern mit ernstlichem, glaubigem
gebett Gott furgedragen und bevolhen werden,
zweifeln, sondern, dieweil sie durch das eusserlich

ambt120 der kirchen nicht eingeleibet worden, achten
wir es fur onnötig, das die kirchendiener sich irer
undernemen sollen.
Da aber auch alte weren, welche ir lebenlang in
irtumb oder ergerlichem handell gesteckt und uf
vielfeltige christliche erinnerung und vermanung
sich nicht bessern wöllen und also das ambt der
christlichen kirchen biß zum ende ires lebens beharr-
lich verachtet, die achten wir nit werdt sein, das ein
diener der kirchen, nachdem sie abgestorben, sich
irer anneme oder das sie an dem ortt, da andere
fromme christen schlafen, solten begraben werden.
31r |

Ordnung des eheinsegenens, cap. 5

Zum ersten sollen sich die, welche ehelich zusamen
verpflichtet, zeitlich zuvor, eher dan sie zur kirchen
gehen, anzeigen und dreymal offentlich an feyer-
oder sontagen in der kirchen uffkondigen lassen, uff
das man erfharen möge, ob solche personen nach
göttlichen und naturlichen rechten one alle hinder-
nus ehelich einander beiwonen mögen oder nicht,
domit sie nicht aus onwissenheit zusamen gegeben
und darnach mit schandt und ergernus wider von-
einander gescheiden werden mussen, und mag die
verköndigung der eheleut uf diese weise geschehen:
Es wollen nach göttlicher ordnung zum heiligen
standt der ehe greiffen mit namen N. und N. Diese
begeren von ewer lieb ein gemein christenlich fur-
bitt, das sie diesen iren ehestandt in Gottes nhamen
mögen anfahen und seliglich volenden. Da nun
imandt was darin zusprechen hette oder sonst hin-
dernus wüste, der zeige es beizeiten an oder schweige
hernach stille. Gott wolle diesen und allen christli-
chen eheleuten seinen segen geben, amen.
Nach dreien verkondigungen, wofer kein hinderung
furfeldt, wirdt inen der kirchgangk gestattet und
werden die newe eheleut ingeleitet wie volgt.
Wan der bestimbte tag der hochzeit erschienen,
124 Luther, Nun lasst uns den Leib begraben, AWA 4,
Nr. 40.

131 v | soll man zu rechter zeit zur kirchen leuten und
alspaldt daruf die newe eheleute erscheinen, sich in
die fordersten stüle stellen, biß die gesänge und pre-
digt vollendet, alßdan tretten sie vor den altar zum
pfarer. Alda fragt der pfarher ein jedes insonderheit:
N., wiltu N. zum ehelichen gemahel haben, so be-
kenne solches offentlich alhie vor der christenlichen
gemein und sprich: ja.
Der pfarher: Dieweil ir dan zum standt der heiligen
ehe wollet greiffen, auf das ir das nicht one ver-
standt des worts Gottes thut wie die onglaubigen, so
höret zum ersten, wie der eheliche standt von Gott
ist ingesatzt worden.
Im ersten buch Mose am andern capitel
[18.21-24] steet also geschriben: Gott der her
sprach: Es ist nicht gut, das der mensch allein sey.
Ich will ihm ein gehülfen machen, die umb ihn sey.
Da ließ Gott der herr einen tieffen schlaf fallen auf
den menschen, und er entschlief. Und nam seiner
rieben eine und schloß die stett zue mit fleisch, und
Gott der herr bawet ein weib aus der riebe, die er
von dem menschen nham, und bracht sie zu ime. Da
sprach der mensch: Das ist doch bein von meinen
beinen und fleisch von meinem fleisch. Man wirdt
sie männin heissen darumb, das sie vom man ge-
125 Die Taufe.

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