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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0402
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Solms

verlangen nicht verachtest, siehe doch an unser ge-
bett, welches wir zu dir in unser noth furbringen,
und erhöre uns gnediglich, das alles, so beide, vom
teufel und menschen, wider uns strebet, zunicht und
nach dem rath deiner güte zertrennet werde, auf das
wir, von aller anfechtung onversehret, dir in deiner
gemeine dancken und dich allezeit loben, durch Jhe-
sum Christum, deinen sohn, unsern herrn, amen.

Umb hülf und regirung:
O allmechtiger Gott, der du bist ein beschützer
aller, die uf dich hoffen, one welches gnad niemants
ichts vermag noch etwas fur dir gilt, laß deine barm-
hertzigkeit unß reichlich widerfharen, uf das wir
durch dein heiliges eingeben dencken, was recht ist,
und durch deine krafft dasselbige volbringen, umb
Jhesus Christus, unsers hern willen, amen.

Umb regen oder schön wetter:
Herr Gott, himlischer vatter, der du gnedig und
barmhertzig bist und uns durch deinen sohn
verheissen hast, du wöllest dich unser in allerley
noth gnediglich annemen, wir bitten dich, siehe
nicht an unsere missethatt, sondern unsere noth und
deine barmhertzigkeit und schicke einen gnedigen
regen (eine gnedige sonne), auf das wir durch deine
güte unser täglich brodt haben und dich als einen
gnedigen Gott erkennen und preisen mögen, durch
Jhesum Christum, deinen sohn, unsern hern, amen.
Umb frieden: | 38r |
Herr Gott, himlischer vatter, der du heiligen
muth, guten rath und rechte wercke schaffest, gib
deinen dienern frieden, welchen die weldt nicht kan
geben, uf das unser hertz an deinen gebotten hange
und wir unsere zeit durch deinen schutz stille und
sicher vor feinden leben, durch Jhesum Christum,
deinen lieben sohn, unsern hern, amen.

Von der beicht und absolution, cap. 8

Es ist die alte papstische ohrenbeicht, darin die leu-
te zu offenbarung und erzelung aller sünden, in an-
sehung, das der priester uf andere weise nicht könne
absolution sprechen, genötiget und gezwungen wor-
den seint, in allen rechten christenlichen kirchen nit
one wichtige, grosse ursachen ufgehaben und abge-
schaffet worden, dan einmal, so ist solliche erzelung
der sünden nicht gebotten, wirdt auch darvon in
heiliger schrifft nichts gelesen noch gefunden, ja sie
ist vielmehr derselben zuwider und onmögelich, wie
außtrucklich im 19. psalm [13] geschriben steet: Wer
kan mercken, wie oft er fehlet? Vertzeihe mir, herr,
die verborgene fehle; zudem, so ist sie auch eine sol-
liche grosse marter und qual, auch onleidlich joch
und bandt der gewissen gewesen, das sich niemant
seiner beicht halben, dieweil er iderzeit ongewiß und
im zweifel gewesen, ob er rechte und völlige beicht
gethan hab oder nicht, der absolution und entbin-
dung von sünden hat trösten können und im gewis-
sen zufriden sein, dardurch dan auch viel christen-
licher 38v | hertzen oftmals in schreckliche verzwei-
felung gerathen seint, welches jämmerlich und zu-
erbarmen und nicht der geringsten ursachen eine ge-

wesen ist, darumb die ohrenbeicht gantz abgethan
worden und niemermehr zugelassen werden soll.
Dargegen aber ist die tröstliche privatabsolution
mit grossem ernst und fleiß in vielen kirchen erhal-
ten worden, kan und soll auch in keinen weg under-
lassen noch verachtet werden, und solches umb die-
ser ursachen willen, welche im catechismo und an-
dern predigten offt angezogen und vermeldet wer-
den, alß nemlich:
zum ersten, dieweil es Christi außgedruckter be-
velch ist, das man das evangelium, das ist die gne-
dige verheissung Gottes von vergebung der sünden,
nicht allein in gemein allen menschen, so sich zu
Gott bekeren, verkondigen, sondern auch privatim
und insonderheit einem iglichen geengstigten her-
tzen und gewissen, so trost begert, furdragen und
appliciren soll mit diesen wortten: Sey getrost, mein
bruder, dir seint deine sünde gewißlich vergeben, so
du nur uf den hern Christum vertrawest, dan der
bevelch unsers hern Christi, da er zu seinen jungern
spricht, Johannis 20 [23]: Welchen ir die sünde er-
lasset, denen seint sie erlassen etc., gehet nit allein
uf die gemeine predigt des evangelii, so auf der can-

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