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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0404
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Solms

wie itz vermelt ist, und im fall, der communicanten
uff einmal zuviel erschienen und nit alle verhort
werden köndten, sollen dieselben zum teil zum nech-
sten sontag widerzukommen gewiesen werden.
Wie es mit denen solle gehalten werden, so zur
beicht kommen und die absolution begeren
Weil dreyerlei leut sein, die zur beicht kom- 40v |
men, alß nemlich zum ersten feine, verstendige, got-
tesforchtige und christliche alte personen, denen es
weder an verstandt noch gewissen mangelt, zum an-
dern junge oder sonst einfeltige leutlein, die woll et-
was berichts von der christlichen lehr aus dem ca-
techismo und der predigt haben, seint aber doch
entweder im grondt nit so gar gefasset, das sie in
etlichen articuln woll einen mißverstandt haben mö-
gen, oder ziehen ja die sachen nit so zu hertzen und
zu gemüt als die notturfft erfordert, darumb sie woll
weittern underrichts und vermanens bedorffen, und
dan zum dritten etliche, die weder verstandt noch
gewissen haben und doch nicht gar verrucht seint
(wie man deren viel findet, sonderlich, so under dem
pabstumb auferzogen und erst zu unser kirchen ge-
bracht werden), so soll in dem underrichten dieser
underscheidt gehalten werden:
Erstlich, da solliche gottsforchtige und versten-
dige personen kommen, die fur sich selbst one alle
erinnnerung des pfarhers sich fur arme sünder er-
kennen und trost aus Gottes wortt begeren, domit
sie der sünden loß werden mögen, derselbigen mag
man ongefehrlich auf diese weise erinnern und trö-
sten:
Lieber freundt, es ist ja gewißlich wahr, wie ir itzt
von euch selbst bekennet habt, das wir leider alle
miteinander arme, sundige menschen seint und
nicht allein (wie David und Paulus von sich schrey-
en und klagen147) in sünden empfangen und geborn
seint, und das in unserm fleisch nichts guts wonet,
also das wir das gute, so wir gerne wolten, nicht
verbringen148 können 41r | und derwegen von natur
147 Ps 51,7; Röm 7,18-19.
148 Statt: erbringen. Nach Bibeltext: vollbringen.
149 Im Überfluss.

kinder des zorns und der sünden sein, sonder auch
oft vom teufel und der sünden also uberedet werden,
das wir auch in sünde wider das gwißen fallen und
das böse, das wir verstehen und nicht wollen, gleich-
woll mit dem werck volbringen, dardurch dan Gott,
der den sünden ernstlich feindt ist, gewißlich auch
zu zorn und strafe bewegt wirt. Nun sollen wir den
zorn Gottes billich in keinen weg verachten, sondern
uns von hertzen daruber entsetzen, ernstlich rew
und leidt uber die sünde haben. Wir sollen aber dar-
gegen widerumb seine gnad, die er uns im evangelio
durch den mundt seines eingebornen sohns hat las-
sen anbieten und verköndigen, auch nicht in windt
schlagen, sondern uns von hertzen zu ime bekeren,
gnad und vergebung in Christo bei ime suchen, wel-
che er uns dan reichlich und uberflussig149 mitteilen
will durch sein wortt und heilige sacramenta, so wir
nur dieselbige begeren und mit glauben annemen.
Und ist das an ime selbst schon eine gute anzeigung
und gewisses zeichen einer sonderlichen gnad Got-
tes, das ir euch also fur einen armen sünder erkennet
und durch rew und leidt zu ime bekeret und verge-
bung hoffet, fur welche gnad ir Gott dem hern zu-
dancken schuldig seint, sintemal er euch in euren
sünden und der rew nicht gar läst verzweifeln, son-
dern lehret euch durch seinen heiligen geist, bei sei-
nem evangelio umb seines sohns Jhesu Christi willen
trost und vergebung der sünden suchen. Domit ir
aber solcher | 41v | gnaden desto gewisser und siche-
rer sein möget, so will ich euch das wortt der abso-
lution mittheilen, dardurch euch die gnade Gottes,
so sonst durch die offentliche predigt des evangelii
aller weldt in gemein verkondiget, itzt auch fur ewer
persohn in sonderheit heimgedragen150 und diese
stundt so volnkomen gegeben und zugeeigenet
wirdt, als volkomen der verdienst unsers hern Jhesu
Christi und so wahr sein bevelch ist, welche abso-
lution ir nit anders achten und mit glauben so fest
annemen und ergreiffen sollet, alß wan euch Gott
durch eine sonderliche stimme vom hiemel herab
solche gnad und vergebung ewerer sünden zusaget,
nemlich etc., ut infra in forma absolutionis101.
150 Zugewiesen, Grimm, DWb 21, Sp. 1060.
151 Siehe unten, S. 387.

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