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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0414
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Solms

Was erfordert die schrifft von den ehemännern?
So sprechen die heilige aposte[l]n Paulus und Pe-
trus: Ir männer, liebet ewere weiber gleich wie Chri-
stus geliebet hat seine gemeine, und seit nit bitter
gegen inen, sondern wonet bei ewern weibern mit
vernunfft und gebt dem weiblichen geschlecht als
dem schwächsten werckzeug seine ehre, als die auch
miterben seint der gnaden des lebens, auf das ewer
gebett nicht verhindert werde, Ephes. 5 [25], Coloss.
3 [19], 1. Petri. 3 [7].
Was erfordert sie dan von den eheweibern?
Ir weiber, seit underthan ewern männern als
dem herrn, wie sichs gebürt, dan der man ist des
weibes haupt gleich wie auch Christus das haupt ist
seiner gemeine, Ephes. 5 [22-23], Coloss. 3 [18].
Item, die weiber sollen iren männern undertan sein,
auf das auch die, so nicht glauben |54r | an das
wortt, durch der weiber wandell one wortt gewon-
nen werden, wan sie ansehen ewern keuschen wan-
dell in der forcht, welcher geschmuck soll nicht auß-
wendig174 sein mit haarflechten und goldt umb-
hencken oder kleider anlegen, sonder der verborgen
mensch des hertzens, onverruckt175, mit sanfftem
und stillem geist, das ist köstlich vor Gott, dan also
haben sich auch vor zeiten die heiligen weiber ge-
schmuckt, die ire hoffnung auf Gott satzten und
iren männern underthan waren, wie die Sara Abra-
ham gehorsam war und hieß ihn herr, welcher döch-
ter ir worden seit, so ir wollthut und euch nicht
förchtet vor einigem schrecken, 1. Petri 3 [1-6].
Was erfordert die schrifft von den eltern?
Also ermanet Gott die eltern selbst: Die wortt,
die ich dir gebiete, soltu zu hertzen nemen und solt
sie deinen kindern scherpfen und darvon reden, wan
du in deinem hause sitzest oder auf dem wege ge-
hest, wan du dich niderlegst oder aufstehest, Deu-
tero. 6 [6-7]. Item der weise konig Salomon in seinen
sprüchen sagt also zu den eltern: Laß nicht ab, dein
kindt zu züchtigen, dan wo du es mit der ruten ha-
west, so darf man es nicht tödten. Du hawest es mit
der ruten, aber du errettest seine seele auß der hel-
len. Wer seiner ruten schonet, der hasset seinen
174 Äußerlich.

sohn. Wer ihn aber lieb hat, der züchtiget ihn bald,
Proverbio. 13 [24], 19 [18], 23 [13-14], 29 [17]. Deß-
gleichen vermanet sie auch Jhesus Syrach: Hastu
kinder, so zeuch sie, beuge iren halß von jugent auf
und las inen iren willen nicht in der jugend unnd
54v | entschuldige ire torheit nicht, Syrach am 3.
[Sir 7,25!] und 30. cap. [11-12]. Und S. Paulus
spricht: Ir vätter, erbittert ewere kinder nicht, auf
das sie nicht schew werden, sondern ziehet sie auf in
der zucht und vermanung zu dem hern, Ephes. 6 [4],
Coloss. 3 [21].
Was erfordert sie dan von den kindern?
Der heilige apostel spricht also: Ir kinder, seit
gehorsam eweren eltern in dem hern, dan das ist pil-
lich. Ehre vatter und mutter, das ist das erste ge-
bott, das verheissung hat, auf das dirs wollgehe und
lang lebest auf erden, Ephes. 6 [1-3], Coloss. 3 [20].
Desgleichen lieset man auch im buch Jhesus Syrach:
Der her will den vatter von den kindern geehret ha-
ben, und was eine mutter die kinder heisset, will er
gehalten haben. Wer seinen vater ehret, des sünde
will Gott nicht strafen, und wer seine mutter ehrt,
der samblet einen guten schatz. Wer seinen vatter
ehrt, der wirt auch frewde an seinen kindern haben,
und wan er betet, so wirt er erhort. Wer seinen vat-
ter ehret, der wirt desto lenger leben, und wer umb
des herrn willen gehorsam ist, an dem hat die mut-
ter einen trost. Wer den hern förchtet, der ehret
auch den vatter und dienet seinen eltern und helt sie
fur seine herren. Ehre vatter und mutter mit thatt,
mit worten und mit geduldt, auf das ir segen uber
dich komme, den des vatters segen bawet den kin-
dern heuser, aber der mutter fluch reisset sie nider.
Spotte deines vatters gebrechen nitt, dan es ist dir
keine ehre, dan den vatter ehren ist deine eigene
ehre und deine mutter verachten |55r | ist deine ei-
gene schande. Liebes kindt, pflege deines vatters im
alter und betrübe ihn ja nicht, so lang er lebet, und
halte ime zu gut, ob er kindisch wurde, und verachte
inen ja nicht, dan der wollthat, dem vatter erzeiget,
wirdt niemermehr vergessen werden, und wirt dir
guts geschehen und wirt dein gedacht werden in der
noth. Wer aber seinen vatter verlässet, der wirt ge-
175 Unvergänglich.

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