Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0443
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Erbacher Kirchenordnung 1560

Wie der newe Pfarherr oder Kirchendiener, so er
befragt, verhört, auchc für tüglich erkant worden
ist, angenommend, den Pfarkindern fürgestelt
und angezeigt werden sölle
Erstlich soll auff einen Sontag vierzehen tage zu-
vorn dem Pfarvolck verkundet werden, Daß man
den eN. N. von N. zu einem Pfarherr oder Kirchen-
diener angenommen und biß N. Sontage einsetzen
werde, Darumb söllen sie sich denselbigen
fkünfftigen Sontagf miteinander zu gewöhnlicher
zeit der Predigt bey einander in der Kirchen finden
lassen.
Und ob jemand were, der etwas Ursach wüste
oder hierzwischen erfahren kündte, darumb solche
Person |3r | Kirchenampt zuversehen unnd zuver-
walten nicht tüglichg were, der soll es mitler zeit
hder vierzehen tageh der Oberkeit anzeigen, soll er
gutwillig1 gehört werden.
Die einsetzung soll durch deren Pfarherr einen, die
in zuvor verhört haben, mit diesen worten gesche-
hen:
Lieben Freunde in Christo. Nach dem jetzund ein
newer angehender Pfarherr oder Kirchendiener an-
genommen worden, haben wir auß befehl der Obrig-
keit in beisein derselbigen diesen N. jN. von N.j sei-
nes herkommens, lebens und lehre halben befragt
und verhört. Und, so viel wir befinden mögen, ach-
ten wir, er werde solch sein Kirchenampt zuverwal-
ten und zuversehen tüglich sein. Hierauff wöllen wir
ihn euch als den Pfarrkindern hiemitk fürgestelt und
angezeigt haben. |3v |
Dieweil nun unser lieben Herr1 Christus zu sei-
nen Aposteln sagt, Luce am zehenden [16]: Wer euch

c KO 1558: und.
d KO 1558: angenommen und.
e-e KO 1558: newen angenomenen pfarhern oder kirchendie-
ner.
f-f KO 1558: Sontag uber 14 tag.
g KO 1558: tüchtig.
h-h Fehlt KO 1558.
1 KO 1558: güttlich.
j-j Fehlt KO 1558.

höret, der höret mich; undm wer euch verschmächt,
der verschmähet mich; Und aber gegenwertiger und
andere Pfarherrn und Kirchendiener mit diesen wor-
ten Christi auch gemeinet, auchn eben das Apostel
ampt haben und es biß an das ende der welt behal-
ten sollen, wie es die Aposteln zur selbigen zeit ge-
habt, damit sein heyligeso Wort unnd Evangelion,
darinnen wir alle hülffe, trost und allep Seligkeit ha-
ben, nicht untergehe, Sondern biß zu ende der Welt
bey den seinen gelert, gepredigt und erhalten wer-
den möchte, So ermanen wir euch, daß ihr diesen
ewern zukünfftigen Pfarherr oder Kirchendiener mit
hertzlicher dancksage gegen Gott, dem Allmechti-
gen, als ein nodtürfftige gabe Gottes annemen wöl-
let unnd ihn an stat Gottes, deß Allmechtigen, unnd
unsers Herrn Jhesu Christi in allen dingen, so er
euch auß demq bevelh Gottes lehren wird, vleissig
hören, folgen und gehorsam sein.
Nach dem aber Paulus in der ii. [Epistel] zu den
Chorinthern am iiii. Capittel [7] sagt, daß solche
schätze in Irdischen gefessen getragen werden, da-
mit er anzeigen will, daß Gott, der Allmechtig, nicht
durch Engel, sondern durch arme, elende, schwa-
cher unnd gebrechliche |4r | Menschen solche seine
Empter biß zu ende der Welt verwalten unnd ver-
sehen lassen wölle, So wollen wir euch erinnert und
gebeten haben, Ob dieser ewer Pfarherr auß
Menschlicher blödigkeit in seinem leben unnd wan-
del sich nicht allwegen so volkommen, als seinem
hohen Ampt wol ansteht und gebürt, halten würde,
daß ir euch nicht leichtlich darob ergern woltet,
Sondern ein Christlichs, freundtlichs mitleiden mit
ihm haben unnd Gott, den Allmechtigen, hertzlich
und vleissig für in bitten, wie er denn auch hinwider
in gleichen fellen sich gegen euch als seinen Pfarkin-
dern Christlich, freundlich und mitleidenlich erzei-

k KO 1558: hiemit also.
l KO 1558: Herr Jhesus.
m Fehlt KO 1558.
n KO 1558: und.
o KO 1558: heyliges, lebentmachents.
p Fehlt KO 1558.
q KO 1558: dem wort und.
r KO 1602: Sichtbare [= siechende?].

423
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften