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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0501
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Einleitung

Ratsherren Weicker Reiß, Justinian von Holzhausen, Daniel zum Jungen und des Nordhausener Theologen
Dr. Janus Cornarius unterzeichnet wurde.85 Bucers Concordia86 schuf jedoch nur vorübergehend Frieden.
Bereits Ende Mai 1543 kam es zu einer neuen Auseinandersetzung unter den Geistlichen, namentlich Gelt-
ners mit Ambach, Lullius und Ligarius, über die Frage der Taufzeremonien.
Der Frankfurter Rat ersuchte Philipp Melanchthon und Johannes Pistorius,87 die sich anlässlich der
Reformation des Erzstifts Köln von Mai bis Juli in Bonn aufhielten, bei der Schlichtung des Streits behilf-
lich zu sein. Beide sagten zu, Melanchthon war vom 31. Juli bis 6. August in Frankfurt zu Gast.88 Gemein-
sam mit Pistorius erarbeitete er eine „Vergleichung“, die den Predigern am 7. August zur Unterschrift
vorgelegt wurde (Nr. 7a).89 Die Übereinkunft enthält eine Taufordnung, daneben kurze Anweisungen zur
Abendmahlspraxis und zur Eheeinsegnung.
Der Text der Predigerübereinkunft ist als Abschrift überliefert, die aufgrund des Handschriftenver-
gleichs in das 17. Jahrhundert datiert werden kann. Gegenüber dem Abdruck bei Ritter weist der Text
einige Fehler und Auslassungen auf. Auch die in der Quelle angegebene Datierung auf 1542 muss als
Schreibfehler aufgefasst werden.
7b. Agende für Taufe und Krankenabendmahl [vor 7. August 1543] (Text S. 516)
In Zusammenhang mit der Übereinkunft der Prediger wurden auch verbindliche Regelungen für Taufen
und Abendmahl ausgearbeitet, deren inhaltliche Konzeption vermutlich auf Peter Geltner zurückgeht.90
Der Wortlaut der Taufagende wurde bereits in der Übereinkunft der Prediger (Nr. 7a) zitiert,91 der Text
musste also bei Ausarbeitung der Vergleichung bereits vorgelegen haben.
Das Taufformular von 1543 lehnt sich an die seit 1527 bestehende liturgische Praxis an. Die Gegen-
überstellung der in den Chroniken beschriebenen Zeremonien von 1527 mit denen der Taufagende von 1543
zeigt ein übereinstimmendes Bild.92 Mit Ausnahme einer Anrede, die 1543 den Beginn der Taufliturgie
markierte, war der Ablauf 1527 und 1543 gleich.
Die Frankfurter Taufliturgie, wie sie sich bereits 1527 in Ansätzen und 1543 in ausführlicher Form
darstellte, hatte ihren Ursprung in der Mainzer Agende von 1513. Hinzu kamen Einflüsse der Straßburger
Taufformulare, wie sie seit 1524 fixiert worden waren.93

85 Beck, Rat und Kirche, S. 527f.
86 „Concordia Buceri. Concordia, Das ist Vereinigungs
Articul H. Martini Buceri zwischen den Predigern von
Franckfurt auffgericht“. Der Text ist abgedruckt in Bu-
cer, Deutsche Schriften 13, S. 29-43, Franckfurtische
Religions-Handlungen 2, Beil. Nr. 13, S. 41-46 sowie
Telschow, Rechtsquellen, S. 13-18.
87 Johannes Pistorius Niddanus d. Ä. (1502-1583) war von
1526 bis 1580 Pfarrer in Nidda. Er nahm an den Reli-
gionsgesprächen in Hagenau 1540, Worms 1541 und
Regensburg 1541 und 1546 teil und versuchte als Anhän-
ger Melanchthons, die Gegensätze unter den Protestan-
ten auszugleichen, Haas, Reformation, S. 157
Anm. 205, 246-252; Günther, Reformation, S. 26-28.
88 MBW 10, S. 531f.; vgl. Classen, Beziehungen, S. 26f.;
Beck, Rat und Kirche, S. 578; Bauer, Bekenntnis-
stand (1923), S. 154f.; Becker, Kirchenagende, S. 8.

Eine detaillierte Schilderung des Predigerstreits von
1543 bietet Haas, Reformation, S. 249-251.
89 Der Text ist paraphrasiert in MBW 3, Nr. 3287,
Abdruck in MBW T 12. Vgl. Dienst, Gottesdienst,
S. 142.
90 Die Regelungen zu Krankenbesuch und -abendmahl
wurden in die erste gedruckte Agende von 1553 (Nr. 10)
übernommen. Dienst, Gottesdienst, S. 148 Anm. 45;
Becker, Beiträge, S. 14; ders., Kirchenagende, S. 11;
Haas, Reformation, S. 251.
91 Vgl. Ritter, Denckmahl, S. 287f.
92 Für die Details des Taufritus von 1527 siehe oben,
S. 474f. Anm. 36; vgl. Dienst, Gottesdienst, S. 158.
93 Dienst, Gottesdienst, S. 115-117. Dort auch die synop-
tische Gegenüberstellung der Taufformulare von Mainz
1513, Straßburg 1525, Frankfurt 1527 (nach Krafft, wie
Anm. 36) und Frankfurt 1543.

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