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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0522
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Frankfurt

2b. Protestationsinstrument zur Suspendierung der Messea
23. April 1533

In dem namen unßers Herren Jesu Chrisi amen.
Kundt unnd wissendt sey allenn ansehernn unnd
-hoerernn dießes gegenwartigenn Instruments, das,
als man zaleth nach unsers Herren geburth Funfze-
henhundertt dreissig und drey Jhare, Der sorgsam
Indictionn, Mitwochens auf den dreyondzwentzig-
stenn tagk des Monats aprilis, Morgents vormittags
umb acht haure oder nahe darbey, Herschunge unnd
regierung des allerdurchlauchtigstenn unnd groß-
mechtigstenn Furstens unnd Herrens, hernn Carols,
seins namen des funftenn, vonn gottes genadenn
Romischenn Keyßers, zu allen Zeitten mherer des
Reichs, Inn Germanien, Zu Hispanien und Konig,
Ertzhertzogenn | 64 | zu Osterreichs und unsers aller-
genadigstenn Herns Seines Keyßerthumbs im
zwolfften jhare, In des Heyligenn Reichs stadt
Franckphurtt am Mayne Inn den Rhomer zwuschen
der Rathstuwenn unnd schreyberey auf dem plaths
doselbst erschienen ist der Ersame unnd fursichtige
Her Hans Bromme1, alther Burgermeister, von we-
gen unnd an stadt Inn beysein unnd gegenwurtig-
keytt eins gantzenn Erbarenn umbstehenden Senats
der Stadt Franckphurtt, unnd hatt sich vor mir, of-
fenem Notario2, inhalts einer papirenn Zettelnn,
welche öffentlich vorleßenn inn gegenwurttigkeitt
nachgeschriebener gezeugenn wie hernach folgtt von
worth zu worthe vornottelt, protestiert, bedingtt
unnd bezeugtt:
Vor euch, offenbaren Notario, unnd hernachge-
schriebenen glaubewirdigenn gezeugenn Erscheinen
wir, der Rath zu Franckphurrt, unnd sagenn: Wie-
wol wir unnd andere viel christenliche hertzenn ver-
hoft hattenn, es solt langest ein frey, gemein,

a Textvorlage (Abdruck): Kübel, Reformation, S. 63-66.
1 Siehe oben, S. 501 Anm. 2.
2 Magister Melchior Clarius war Advokat und Prokurator
des fürstlichen Hofgerichts in Marburg, Jahns, Bund,
S. 243 Anm. 188.

Christlich oder National Concilium der Zweyspal-
dungen halbenn unsers Christlichenn glaubens, so
sich nuhe ein guete Zeitt in dem Heyligen Romi-
schen Reich deutscher Nation gehaltenn, wie auf
vielenn Reichstagenn3 nutzlich berathschlagtt unnd
beschlossen, angesetzet wordenn sein, Auf welchen
sich die ganze Christenheitt oder zuvorabe die
teutsch Nationn freundlich underredet unnd wid-
derumb inn unserem Heyligenn glaubenn vereyniget
hetten, So ist doch soliches uber unser unnd vieler
Christen hoffen unnd hochst begeren bißhieher (aus
was ursachenn uns unwissendt) nit bescheen. Weyle
nuhn eine guete Zeitt herr das Heylig wortt Gottes,
das Gott selber ist4, im Heyligenn Reich inn vielen
furstenthumbernn, landenn und stedtenn, auch un-
ßerer Stadt Franckphurtt, vonn denn Genadenn
Gottes lauther unnd reyne geprediget, dardurch viel
Mißpreuche der Ceremonien, so inn denn kirchenn
biß hieherr gehaltenn, offenbart wordenn, Unnd un-
der anderen unsere Predicantenn offentlich gelert
und geprediget, das die Messe inn heyliger schrift
nit gegrundet, sonder ein abgotterisch werck sey,
auch sich erpotten, solichs mit der geschrift zu be-
legenn, Dergleichenn, who yemandes sie ein besseres
weiße, demselben zu folgen, Derhalben auch wir un-
sere geistlichen bey uns mit der Messe unnd anderen
Ceremonien, so in der heyligen geschrift nit gegrun-
det, stille zu stehen ersuchet, Who sie aber solichs
nit gemeindt zuthunde, das sie alsdann die Messe
unnd andere Ceremonien mit Gottlicher schrift
gründten unnd belegten.
Wiewol wir uns nuhe vorsehen, unsere geistli-
chen bey uns soltenn unserer Predicanten lere unnd
bittenn nach mit der Meß unnd anderen Ceremo-

3 Die Konzilsforderung war erstmals 1523 auf dem zwei-
ten Nürnberger Reichstag erhoben worden und wurde
seither auf jedem Reichstag wiederholt. Die Forderung
nach einem Nationalkonzil wurde erstmals 1524 auf dem
dritten Nürnberger Reichstag erhoben.
4 Joh 1,1.

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