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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0572
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Frankfurt

ben soll uns auch diß heilige Sacrament ein Kenn-
zeichen seyn | D6r | dieser zeit vor Gott und der Welt,
dardurch wir allen Verführungen deß Bapsthumbs
und anderen Irrthumen offentlich entsagen und uns
unter das Evangelion Jesu Christi getrewlich unnd
von Hertzen bekennen.
Die jenigen aber, so in Unbußfertigem Leben, in
offentlichen Sunden und Lastern verharren, sollen
sich solches Heiligen Nachtmals unwürdig und ver-
bannet wissen biß auff besserung. Damit aber die
Unbußfertigen durch Gottes Gnade erleuchtet, auch
Gemeine Christenheit gebessert und erbauwet wer-
den möge, so lasset uns Gott, den Vatter aller Barm-
hertzigkeit, auff seinen Befehl und Verheissung
durch Jesum | D6v | Christum von Hertzen anruffen
und lasset uns betten:
Für die Gemeine Christliche Kirche, ihre Diener
und Lehrer Göttlichs Worts, und betet also:
Allmechtiger, ewiger Gott, der du hast allen
Völckern deine Genade durch Jesum Christum und
sein Evangelion offenbaret, Erhalte, Herr, das
Volck deiner Barmhertzigkeit, daß deine Kirche
sampt iren Dienern, in der gantzen Welt zerstreu-
wet, dir mit rechtem Glauben diene und wider allen
Anlauff und Versuchung deß bösen Feindes in Be-
kanntnuß deines Namens und auff dem rechten Fel-
sen49, unserm Herren Jesu Christo, festiglich beste-
he. | D7r |
Lasset uns auch bitten für Käyserliche Majestät
und alle Oberkeit, sonderlich fur ein Erbaren Rath
und Bürgermeister dieser Statt, und bettet also:
Barmhertziger, Himmlischer Vatter, in welches
Hand bestehet aller Menschen Gewalt und Ober-
keit, von dir gesetzt zur straff der Bösen und Wol-
fart der Frommen, in welches Hand auch stehen alle
Rechte und Gesetze aller Reich auff Erden. Sihe ge-
nediglich auff Käyserliche Majestet unnd aller
Oberkeit, sonderlich aber auff ein Ehrbaren Rath
unnd Bürgermeister dieser Statt, daß sie das Welt-
liche Schwert, ihnen von dir befohlen50, nach deinem
Befehl gebrauchen, auff daß wir ein rühiges unnd
49 1Kor 10,4.

stilles | D7v | Leben in allem Göttlichen Gehorsam
führen mögen.
Lasset uns auch bitten, daß Gott alle Irrthumb,
Kranckheit, Thewrung, Gefengnuß, Sterben, son-
derlich aber den grauwsamen Erbfeind Christliches
Bluts und Namens, den Türcken, sampt aller Wi-
derwertigkeit von uns genediglich abwenden wölle,
und bettet also:
Allmechtiger, ewiger Gott, ein Trost der trauw-
rigen, ein stärcke der schwachen, lasse für dein An-
gesicht kommen die Bitte aller deren, so in Beküm-
mernuß und Anfechtungen zu dir Seufftzen, daß sie
deine genedige Hülff in aller Noth entpfinden, Du
wöllest deinen Zorn von allen Bußfertigen Sündern
genediglich abwenden, sie in allerley | D8r | Straffe
und Plage, vorab von allen Tyrannen und Feinden
Christliches Namens und von aller Widerwerdigkeit
genediglich erretten.
Lasset uns auch bitten umb einen gemeinen Frie-
den, und bettet also:
Allmechtiger, ewiger Gott, ein Herr Himmels
und der Erden, durch welches Geist alle ding geord-
net werden, der du bist ein Gott deß Friedens, Wir
bitten dich, du wöllest uns mit deinem Göttlichen
Frieden unnd Einigkeit begnaden, daß wir dein
Göttliches Wort mögen lernen, in einem Ehrbarli-
chen, Christlichen Leben wandeln und dir in rechter
Forcht zu Lob und Preiß deines Namens dienen.
|D8v|
Lasset uns auch bitten für alle Schwangere Frau-
wen, und bettet also:
Allmechtiger, ewiger Gott und Vatter, ein
Schöpffer aller ding, der du Mann und Weib gene-
diglich gesegnet und dem Weib ihren Kummer und
Geberen zu einem Heiligen Creutz durch unsern
Herren Jesum Christum geweyhet hast, Wir bitten
dich, Herr Gott, du wöllest die Frucht ires Leibes,
dein eigen Geschöpff, erhalten und bewaren unnd
unter dem Creutz in der bekümmerlichen Geburt
nicht verderben lassen, sondern genediglich und mit

50 Vgl. Lk 22,38.

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