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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0574
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Frankfurt

(In dispensatione Calicis:) Nemet hin und trinckt
das Blut unsers Herren Jesu Christi, für euwere
Sünde vergossen.
Dancksagung nach dem Nachtmal
Erhebet euwre Hertzen zur Dancksagung und
sprecht also mit mir:
O Herr, Allmächtiger Gott, wir dancken dir mit
gantzem Hertzen, daß du uns mit dem | E4r | Leib
und Blut deines allerliebsten Sohns gespeiset und
getrencket hast, unnd bitten dich gar hertziglich,
erleuchte unsere Hertzen mit deinem Geist, daß un-
ser Glaub unnd rechte Zuversicht zu deinen Gena-
den täglich in uns wachse unnd zunemme zur Glo-
rien unnd Ehr deines Heiligen Namens, Amen.
Der Segen
Der Herr segne euch und behüte euch, der Herr er-
leuchte sein Angesicht uber euch und sey euch gene-
dig, Der Herr hebe sein Angesicht auff euch unnd
gebe euch Frieden, Amen53.
Einleitung der Eheleut
Liebe Freundt unnd Christen, dieweil ihr begeret,
mit einander im stand der heiligen Ehe | E4v | zu le-
ben und solch euwer fürnemmen für Gott, unserm
Vatter im Himmel, unnd dieser gegenwertigen
Christlichen Gemein zu bezeugen und zu bestetti-
gen, So höret zum ersten das Wort Gottes, wie der
Ehelich Stand von Gott, dem Herren, selbst ist ein-
gesetzt worden. Im 1. Buch Mosis am 2. Cap.
[18.21-24] lesen wir also: Und Gott, der Herr,
sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sey,
Ich wil ihm einen Gehülffen machen, die umb ihn
sey. Da ließ Gott, der Herr, einen tieffen Schlaff
fallen auff den Menschen, und er entschlieff, und
nam seiner Rippen eine und schloß die stette zu mit
Fleisch, Und Gott, der Herr, bauwet ein Weib auß
der Rippe, die er von dem Menschen nam, unnd
bracht sie zu | E5r | ihm. Da sprach der Mensch: Das

ist doch Bein von meinen Beinen und Fleisch vonn
meinem Fleisch, man wird sie Männin heissen da-
rumb, daß sie vom Mann genommen ist, darumb
wirdt ein Mann sein Vatter und Mutter verlassen
unnd an seinem Weib hangen, unnd sie werden sein
ein Fleisch.
Zum andern, so höret auch das Evangelium, wie
ihr einander verpflichtet unnd verbunden seyn sol-
let. Matth. 19 [3-6] Lesen wir also: Die Phariseer
tratten zu Jesu, versuchten in und sprachen zu ihm:
Ists auch recht, daß sich ein Mann scheidet von sei-
nem Weibe umb jergend einer Ursach? Er antwortet
aber und sprach zu inen: Habt ihr nie gelesen, daß
der im anfang den Menschen gemacht, | E5v | der
machet, daß ein Mann und ein Weib seyn solte, Und
sprach: Darumb wird ein Mensch Vatter und Mut-
ter verlassen und an seinem Weib hangen, unnd wer-
den die zwey ein Fleisch seyn; so sind sie nun nit
zwey, sonder ein Fleisch. Was nun Gott zusammen
gefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Zum dritten, so höret auch das Gebott Gottes
uber diesen Stand, wie ihr euch inn solchem als
fromme, Christliche Eheleut unnd Kinder Gottes
gegen einander halten solt. Also spricht der heilige
Apostel Paulus zun Ephes. 5. Cap. [22-29]: Ihr
Männer, liebet euwre Weiber, gleich wie Christus
geliebt hat die Gemein unnd hat sich selbs für sie
gegeben, auff daß er sie heiliget, unnd hat sie | E6r |
gereiniget durchs Wasserbadt im Wort, auff daß er
sie ihm selbst darstellet eine Gemein, die herrlich
sey, die nit hab einen Flecken oder Runtzel oder deß
etwas, sondern daß sie heilig sey und unsträfflich.
Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben als
ihre eigene Leibe. Wer sein Weib liebet, der liebet
sich selbs, denn niemand hat jemals sein eigen
Fleisch gehasset, sondern er nehret es unnd pfleget
sein, gleich wie auch der Herr der Gemeine. Die
Weiber seyen unterthan ihren Männern als dem
Herrn, Dann der Mann ist deß Weibs Haupt, gleich
wie auch Christus das Haupt ist der Gemein, und er
ist seines Leibs Heiland. Aber wie nun die Gemein
ist Christo unterthan, Also auch die Weiber ih-
| E6v | ren Männern inn allen Dingen.

53 Num 6,24-26.

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